Die 220 mm TR mle 1915/1916 war eine schwere, französische Haubitze, die mit dem Beginn des Stellungskrieges entwickelt wurde um die deutschen Befestigungen zu zerstören.
Vor dem ersten Weltkrieg sah die Strategie der französischen Armee schnelle Offensiven gegen die feindlichen Streitkräfte vor. Um diese Strategie durchführen zu können, wurden die Artillerie Regimenter fast ausschließlich mit leichten 75 mm Feldgeschützen ausgerüstet.
Nachdem jedoch die Westfront zu Beginn des ersten Weltkrieg vom Bewegungskrieg in den Stellungskrieg überging, zeigte sich, dass die leichten Geschütze den immer stärker befestigten Stellungen der deutschen Armee kaum noch Schaden zufügen konnten. Es wurde daher von dem französischen Oberkommando die Forderung nach mittelschwerer und schwer Artillerie gestellt.
Zwar besaß die französische Armee bereits schwere Geschütze wie die 155 mm CTR Mle 1904 Haubitze oder den de Bange 220 mm mle 1880/1891 Mörser. Beide Geschütze verfügten jedoch nicht über die erforderliche Durchschlagskraft oder deren Reichweite war zu gering, sodass die Geschütze zu nah an der Frontlinie aufgebaut werden mussten und damit im Bereich der deutschen Artillerie lagen.
Die Firma Schneider nahm daher nach der Aufforderung des Oberkommando die Pläne der 1909 für das russische Reich gebauten 228 mm Haubitze und passte diese an das 220 mm Kaliber der französischen Granaten an. Um die 100 Kg schweren Granaten leichter in den Verschluss schieben zu können, wurden Klappschienen angebracht die vom Verschluss bis zum Ende des Geschützes reichten. Damit konnte die Bedienmannschaft die Granaten einfach auf die Schienen legen und in den Verschluss schieben, was die Handhabung deutlich erleichterte und die Feuerrate ein wenig erhöhte.
Um das Geschütz transportieren zu können war es notwendig, dieses in 2 Teile zu zerlegen damit sich das Gewicht verteilte und die beiden Hänger noch von Pferden gezogen werden kann. Durch die instabilen Achsen konnten die Wagen jedoch nur mit einer niedrigen Geschwindigkeit gezogen werden, was die Mobilität stark einschränkte. Zwar wurden die Achsen mit der zweiten Produktionsserie ausgetauscht und im Laufe des Krieges die Pferde gegen Traktoren getauscht, die niedrige Geschwindigkeit blieb jedoch einer der größten Mängel des Geschützes.
Im Oktober 1915 wurde die erste Bestellung von 40 Haubitzen an die Firma Schneider ausgegeben. Bis zum Kriegsende wurden insgesamt 272 Haubitzen produziert, nach dem Krieg ging die Produktion weiter bis zu einer Stückzahl von 462.
Als zum Ende des ersten Weltkrieges stellenweise die deutschen Linien durchbrochen werden konnte und der Bewegungskrieg teilweise wieder einsetzen konnte, zeigte sich, dass die 220 mm TR mle 1915/1916 Haubitzen zu langsam waren um mit der Infanterie und der Frontlinie Schritt halten zu können. Die Haubitzen wurden daher zum Ende des Krieges nach und nach von der Front abgezogen.
Nach dem ersten Weltkrieg wurden fast alle Haubitzen in Depots als Reserve gelagert. Mit Beginn der zweiten Weltkrieges reaktivierte die französische Armee 376 der vorhandenen 462 Haubitzen und setzte diese gegen die deutsche Wehrmacht 1940 ein.
Nach der Kapitulation Frankreich erbeutete Deutschland mehrere Hundert der Haubitzen und stellte diese als 22 cm Mörser 530 (b) und 22 cm Mörser 531 (f) in ihren Dienst.
Datenblatt:
Bezeichnung: | 220 mm TR mle 1915/1916 |
Herstellerland: | Frankreich |
Einführungsjahr: | 1915 |
Stückzahl: | 462 Stück |
Kaliber: | 220 mm |
Rohrlänge: | 2,33 Meter |
Reichweite: | Max. 10.800 Meter |
Gewicht: | 7,79 Tonnen |
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