Die Airco DH.4 war ein zweisitziger Doppeldecker Bomber der sowohl für die Luftaufklärung als auch für Bombardierungen am Tag konzipiert war und als erster britischer Bomber über eine effektive Verteidigung verfügte.
Entwicklung und Konstruktion:
Wie bereits die Airco DH.1 und Airco DH.2 wurde auch die Airco DH.4 von dem Chefentwickler Geoffrey de Havilland bei der Firma Aircraft Manufacturing Company entwickelt.
Es sollte sich bei diesem Flugzeug um einen leichten Bomber handeln, der sowohl in der Luftaufklärung als auch für Bombardierungen am Tag geeignet sein sollte. Zu Beginn der Entwicklung wurde davon ausgegangen, dass die eingebauten Motoren Beardmore Halford Pullinger mit 160 PS sein sollten. Der Prototyp jedoch war mit einem Beardmore Halford Pullinger mit 230 PS ausgerüstet. Im August 1916 wurde dieser vorgestellt und wegen der guten Flugeigenschaften von der Central Flying School weitergetestet.
Nach dem Ende der Tests wurde dem Flugzeug eine gute Stabilität, leichte Steuerung und die hervorragende Unterbringung der Besatzung bescheinigt. Zudem konnte das Flugzeug so hoch fliegen wie kein anderes britisches Flugzeug zuvor.
Da während der Testphase noch nicht endgültig entschieden war, ob der ursprüngliche Beardmore Halford Pullinger Motor mit 160 PS bis zum Produktionsbeginn einsatzbereit wäre, entschieden sich die Konstrukteure für den wassergekühlten Rolls-Royce Eagle-Reihenmotor, der in der Endphase der Entwicklung stand. Mit diesem Motor wurde im Sommer 1916 ein weiterer Prototyp für Vergleichszwecke ausgerüstet.
Wegen der guten Leistung und Eigenschaften entschied sich das Royal Flying Corps für die Bestellung von zunächst 50 Stück des Flugzeuges. Bestellungen kamen auch von dem Royal Naval Air Service.
Ende 1916 begann die Produktion, wobei die erste Serie des Flugzeuges mit Rolls-Royce Eagle III Motoren mit 250 PS ausgerüstet waren. In der zweiten Serie wurden bereits VIII Motoren mit 375 PS verwendet. Da diese jedoch nur in begrenzter Stückzahl zur Verfügung standen, wurde nicht jedes Flugzeug damit ausgerüstet. Das führte dazu, dass die spätere Serie der Airco DH.4 mit unterschiedlichen Motoren ausgeliefert wurde.
Nach dem Kriegseintritt der USA am 6. April 1917 musste deren unvorbereitete Luftwaffe schnellsten kriegsbereit aufgestellt werden. Da es jedoch in den USA weder geeignete Flugzeuge, noch Pläne noch Hersteller gab, wurde eine Kommission nach Großbritannien und Frankreich geschickt um die dort eingesetzten Flugzeuge zu begutachten und passende Modelle für die US Luftwaffe auszuwählen.
Neben der Airco DH.4 fiel die Entscheidung auch auf die Royal Aircraft Factory S.E.5 und die französische SPAD S.XIII. Es wurden jeweils einige Musterexemplare in den USA gebracht die von den dortigen Konstrukteuren ausgiebig begutachtet wurden und für ihre eigenen Anforderungen angepasst wurden. Nach dem Auftrag von 9.500 Flugzeugen begannen die Firmen Boeing Airplane Corporation, die Dayton-Wright Aeroplane Company, die Fisher Body Corporation und die Standard Aircraft Corporation mit der Produktion der amerikanischen Variante der Airco DH.4. Bis zum Kriegsende wurden rund 1.885 Flugzeuge in den USA gebaut.
Einsatz im ersten Weltkrieg:
Im Januar 1917 wurden die ersten Airco DH.4 an die 55. Staffel in Frankreich ausgeliefert, bis Ende des Jahres verfügten sechs Staffeln über dieses Flugzeug.
Ziel waren nicht nur strategische Bombardierungen der deutschen Stellungen an der Westfront sondern auch die Bombardierung von deutschen Städte als Reaktion auf die Angriffe britischer Städte.
Neben dem Royal Flying Corps erhielt auch der Royal Naval Air Service eine Staffel dieser Bomber. Die 2. Staffel flog damit Angriff, überwiegend an der Ägäischen Front. Aber auch für die Küstenbewachung wurden die Bomber eingesetzt. Am 5. August 1918 konnte sogar der deutsche Zeppelin L70 abgeschossen werden.
Insgesamt erwies sich die Airco DH.4 an der Front als zuverlässiges und stabiles Flugzeug. Von den britischen Piloten wurde es auch als bester einmotoriger Bomber des Krieges bewertet, welches trotz der zu tragenden Bombenlast von bis zu 210 Kilogramm leicht zu fliegen war. Als Nachteil erwies sich jedoch der große Abstand zwischen Pilot und Beobachter, was zu einer schlechten Kommunikation zwischen denen führte. Besonders während des Luftkampfes führte dies häufig zu Fehlern. Der Abstand lag an dem eingebauten Tank, der zwischen dem Piloten und dem Beobachter lag. Der Mangel wurde jedoch erst mit der Airco DH.9 behoben.
Mit der Gründung der Royal Air Force im Juni 1918 begannen auch die strategischen Bombardierungen auf deutsches Gebiet. Die 55. Staffel wurde hierfür ausgewählt, die im Laufe der Einsätze verschiedene Taktiken einführte wie die Keilform oder das konzentrierte Abwehrfeuer in der Formation.
Nach dem Waffenstillstand bildete die Royal Air Force das Kommunikationsgeschwader Nr. 2 und übernahm einige Airco DH.4, baute diese jedoch um und versah die Flugzeuge mit einer geschlossenen Kabine. Auch die Flugzeuge in den USA die noch nicht an die Front gebracht wurden, wurden überwiegend für die zivile Nutzung umgebaut und eingesetzt.
Technische Daten:
Bezeichnung: | Airco DH.4 |
Land: | Großbritannien |
Typ: | Bomber |
Länge: | 9,35 Meter |
Spannweite: | 13,21 Meter |
Höhe: | 3,35 Meter |
Gewicht: | 1.085 kg leer |
Besatzung: | Max. 2 |
Motor: | ein Rolls-Royce Eagle III Motor mit 250 PS
später: |
Höchstgeschwindigkeit: | 195 km/h |
Reichweite: | 485 Kilometer |
Bewaffnung: | ein Lewis-Maschinengewehr 7,7 mm, ein Vickers-Maschinengewehr 7,7 mm, bis zu 210 Kilogramm Bomben |
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