Die Canon de 19 modèle 1870/93 TAZ war ursprünglich ein französisches Küstengeschütz, welches im Laufe des ersten Weltkrieges zu einem Eisenbahngeschütz umgebaut und gegen deutsche Stellungen eingesetzt wurde.
Zur Sicherung der französischen Küsten wurde 1893 das Küstengeschütz Canon de 19 C modèle 1870/93 eingeführt. Dieses hatte ein gemischtes Gehäuse aus einem Stahlrohr und Eisenverstärkungsreifen und war mit einem de Bange Verschluss ausgestattet.
Als der erste Weltkrieg ausbrach und 1915 an der Westfront in den Stellungskrieg überging, zeigte sich, dass die eingesetzten leichten französischen Feldgeschütze den immer stärker befestigten deutschen Stellungen kaum oder gar keinen Schaden mehr zufügen konnten.
Das französische Oberkommando sah sich daher gezwungen, die schweren Geschütze aus den französischen Festungen abzuziehen und an die Front zu bringen. Da der Transport der Geschütze oft sehr umständlich war und zusammen mit dem Aufbau sehr viel Zeit beanspruchte, wurden Überlegungen geäußert, einige der Geschütze auf Eisenbahn Wagons zu montieren und die vorhandenen Schienen für den Transport zu nutzen.
Die Canon de 19 modèle 1870/93 gehörte anschließend zu den Geschützen, die durch entsprechende Umbaumaßnahmen als Eisenbahn Geschütze verwendet werden sollten.
Im Sommer 1915 begann die Firma Schneider mit dem Umbau der ersten der insgesamt 26 angeforderten Eisenbahngeschützen. Hierfür wurde ein vierachsiger Wagon verstärkt um das Geschütz in der Mitte aufnehmen zu können. Anstelle eines Schutzschildes zum Schutz des Geschützes und der Bedienmannschaft erhielten die Canon de 19 modèle 1870/93 eine vollständige Ummantelung. Auch die Munitionslager auf beiden Seiten des Wagons waren vollständig mit einer Panzerung umschlossen.
Ende 1915 wurden die ersten Eisenbahn Geschütze mit der zusätzlichen Bezeichnung Tous Azimuts oder kurz TAZ an die Westfront ausgeliefert.
Dort wurden diese überwiegend bei der Gegenwehr von deutschen Artillerie Beschuss bis zum Kriegsende eingesetzt.
Nach dem ersten Weltkrieg verblieben die 26 Eisenbahngeschütze in der französischen Armee. Mit Beginn des zweiten Weltkrieges standen Frankreich immerhin noch 24 der Geschütze gegen die vorrückende Wehrmacht zur Verfügung. Nach der Kapitulation Frankreichs 1940 konnten diese 9 Geschütze erbeuten. Die Wehrmacht stellte diese unter der Bezeichnung 19 cm K (E) 486 (f) als Küstenschutz Artillerie in den Dienst.
Auch Italien erhielt nach der Kapitulation 12 Geschütze und stellte diese unter der Bezeichnung Cannone da 194/29 Modello 70/93 für den Küstenschutz in den Dienst. Der einzige bekannte Einsatz erfolgte am 13. März 1944 während der Schlacht von Montelungo.
Datenblatt:
Bezeichnung: | Canon de 19 modèle 1870/93 TAZ |
Herstellerland: | Frankreich |
Einführungsjahr: | 1893 1915 Umbau zum Eisenbahngeschütz |
Stückzahl: | 26 Stück |
Kaliber: | 194 mm |
Rohrlänge: | 5,8 Meter |
Reichweite: | Max. 18.300 Meter |
Gewicht: | 65 Tonnen |
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