Die Canon de Bange de 90 war eine französische Feldartillerie aus dem Jahre 1877, die kurz nach dem Französisch-Deutschen Krieg eingeführt wurde und noch die erste Zeit im ersten Weltkrieg verwendet wurde.
1877 entwickelte Oberst Charles Ragon de Bange die 90 mm Kanone de Bange als Nachfolgemodell für die veralteten Reffye und Lahitolle 95 mm Kanonen.
Als Verschluss verwendete de Bange ein selbst entwickeltes pilzförmiges Obturatorsystem, womit der Verschluss nach jedem Schuss ordnungsgemäß verschlossen werden konnte.
Da zu dieser Zeit noch keine einsatzfähigen Rückstoßsysteme vorhanden waren, wurde das gesamte Gestell der Kanone nach jedem Schuss nach hinten gestoßen und musste vor einem neuen Schuss jedes mal neu ausgerichtet werden. Erst mit der Einführung der Canon de 75 im Jahr 1897 wurde dieses Problem behoben.
Noch im gleichen Jahr der Entwicklung wurde das Geschütz in der französischen Armee eingeführt.
Bereits wenige Jahre nach ihrer Einführung galt das Geschütz als veraltet, besonders nach der Einführung der modernen Canon de 75. Zu Beginn des ersten Weltkrieges nutze die französische Armee dennoch viele dieser Geschütze. Das lag zum einem an dem großen Vorrat an Munition für diese Geschütze, zum anderen konnte die französische Industrie nicht genug moderne Geschütze produzieren und ausliefern.
Nachdem die Produktion jedoch vollständig angelaufen war und ausreichend moderne Geschütze zur Verfügung standen, wurde ein Teil der Canon de Bange de 90 an das britische Expeditionskorps abgegeben, da die Briten selbst nur wenige moderne Geschütze hatten und diese ebenfalls erst produzieren mussten.
Nachdem die meisten der Geschütze 1916 von der Front abgezogen wurden, wurden diese der französischen und britischen Marine zur Verfügung gestellt. Diese rüsteten damit überwiegend ihre Handelsschiffe aus um deutsche Uboote bekämpfen zu können. Die französische Marine nutzte so 1.430 und die britische Marine rund 400 Geschütze für ihre Schiffe. Zur Benutzung wurde die Mündung des Geschützes mit einem Gegengewicht versehen und ein hydropneumatischer Rückstoßmechanismus wurde eingebaut. Zum Befestigen wurde eine U-förmige, elastische Halterung, ähnlich wie bei den 6 Pfünder Geschützen benutzt.
Nach dem ersten Weltkrieg behielt die französische Armee noch einige hundert dieser Geschütze in Reserve. Als 1940 die Sowjetunion Finnland überfiel, schickte Frankreich 100 der Geschütze zur Unterstützung. Nur 24 kamen noch vor dem Ende des Krieges in Finnland an.
Nachdem Finnland zusammen mit Deutschland in den Krieg gegen die Sowjetunion eingetreten war, wurden 84 der Geschütze zur Verteidigung der Küsten und Festungen eingesetzt. Insgesamt wurden rund 174.000 Schuss gegen die sowjetische Armee abgefeuert. Die letzten Geschütze wurden noch im Juni 1944 benutzt.
Datenblatt:
Bezeichnung: | Canon de Bange de 90 |
Herstellerland: | Frankreich |
Einführungsjahr: | 1877 |
Stückzahl: | unbekannt |
Kaliber: | 90 mm |
Rohrlänge: | 2,06 Meter |
Reichweite: | Max. 7.000 Meter |
Gewicht: | 2,02 Tonnen |
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