Das britische Expeditionskorps war ein Teil der britischen Armee, welches Anfang des 20. Jahrhunderts aufgebaut wurde um als schnelle Eingreiftruppe von der Insel auf das Festland verlegt zu werden, falls es zu einem Krieg mit dem deutschen Reich kommen sollte.
Entstehung:
Anfang des 20. Jahrhunderts fühlte sich Großbritannien durch die immer stärker werdende Wirtschaftskraft und die militärische Aufrüstung des Deutschen Reiches zusehends bedroht. Auch Frankreich hatte noch den verlorenen Deutsch-Französischen Krieg von 1870 bis 1871 in Erinnerung und sehnte sich nach Vergeltung. Die Furcht vor dem Verlust des wirtschaftlichen Monopols und der Sucht nach Vergeltung führte dazu, dass die jahrhundertelangen Feinde Großbritannien und Frankreich ab 1905 begannen ein Bündnis zu schließen und auch gemeinsame militärische Pläne für den Fall eines Krieges mit dem Deutschen Reich ausarbeiteten.
1908 wurde in Großbritannien die Armee umstrukturiert und damit begonnen, ein Expeditionskorps aufzubauen, welches als schnelle Eingreiftruppe für Konflikte in den Kolonien und auf dem europäischen Festland im Falle eines Krieges mit dem Deutschen Reich dienen sollte. Im Gegensatz zu den anderen europäischen Großmächten hatte Großbritannien keine Wehrpflicht und die recht kleine Armee bestand nur aus Freiwilligen die einen langen Militärdienst durchführten. Dafür war die Armee jedoch hervorragend und mit den modernsten Waffen ausgerüstet, zudem verfügten die Soldaten durch die letzten Konflikte über ausreichende Erfahrung. Alleine in dem zweiten Burenkrieg von 1899 bis 1902 dienten rund 450.000 Soldaten der britischen, australischen, kanadischen und neuseeländischen Armee. Darunter auch der spätere Kriegsminister Herbert Kitchener, 1. Earl Kitchener of Khartoum.
Mit der Marokkokrise von 1911, als deutsche Kanonenboote vor Marokko deutsche Interessen schützten, wurde das Bündnis zwischen Frankreich und Großbritannien vertieft und es wurden bereits eindeutige Pläne ausgearbeitet für den Kriegsfall. Dabei wurde das britische Expeditionskorps der 5. französischen Armee zugeteilt und sollte dessen linken Flügel übernehmen und den Norden Frankreichs verteidigen. Bis in das Jahr 1914 waren insgesamt vier Infanterie und eine Kavallerie Division mit einer Gesamtstärke von 160.000 Soldaten aufgestellt.
Ausrüstung:
Bereits vor dem Krieg besaßen die britischen Soldaten eine recht moderne Uniform, die auch von der Farbgebung nicht mehr bunt sondern den Anforderungen entsprechend dunkel gehalten wurde.
Bei der Kopfbedeckung setzte die Armee zunächst auf die bereits verwendete steife khakifarbene Dienstmütze M1905 dessen stoffbezogener Schirm mit schwarzem Wachstuch gefüttert war. Bereits nach dem ersten Winter des Krieges wurde diese gegen eine weiche Mütze mit herab klappbaren Ohren und Nackenschutz ausgetauscht. Im November 1915 folgte dann die Einführung des MK I Stahlhelmes, der in einem Tiefziehvorgang aus einer Manganstahl Platte gepresst wurde und den Anforderungen des Grabenkrieges entsprach. Aufgrund der begrenzten Stückzahl wurde der Helm zunächst nur an die Soldaten der vordersten Frontlinie ausgegeben, erst im Laufe der Zeit wurden damit alle Soldaten ausgestattet.
Die Uniform bestand aus der khakifarbene Diensthose M1902, die über zwei Seitentaschen verfügte und mit Hosenträgern zusätzlich befestigt werden konnte. Auch die Uniformjacke M1902 war khakifarbig, wurde mit einer Reihe Messingknöpfen zugeknöpft und verfügte sowohl am unteren Ende als auch in Brusthöhe über Taschen. Im Schulterbereich waren zusätzlich Stoffverstärkungen eingenäht, dies sollte das Tragen der Koppelausrüstung und Stofftornister erleichtern. Zur Ausrüstung die in dem Gürtel und den Taschen verstaut waren gehörten unter anderem:
- Patronen
- Wasserflasche
- Kocher
- Kreuzhacke
- Griff der Kreuzhacke
- Gasmaske
- Nahrung
- das Bajonett
- persönliche Gegenstände
Das Gewicht der Ausrüstung betrug ungefähr 32 Kilogramm.
Als Stiefel wurden aus geschwärztem Leder kurz geschnürte Nagelstiefel benutzt, über deren Schaft bis unter das Knie khakifarbene Wickelgamaschen gerollt wurden.
Als Bewaffnung diente das 1902 und 1903 eingeführte Enfieldgewehr No. 1 MkIII Repetiergewehr, was sich durch eine schnelle Schussfolge, Robustheit und Unempfindlichkeit gegen Schmutz auszeichnete. Während der Ausbildung wurde besonderen Wert darauf gelegt, dass die Soldaten mit diesen Gewehre sowohl schnell als auch zielsicher schießen, da die britische Armee über deutlich weniger Maschinengewehre verfügte als andere Streitkräfte.
Die im Expeditionskorps eingesetzten schottischen Infanteristen unterschieden sich jedoch zum Teil von der Uniform von den englischen Soldaten. So trugen diese Soldaten anstatt einer Hose einen farbigen Kilt, der während des Krieges mit hellbraunem Schutzüberzug bedeckt wurde.
Als Kopfbedeckung wurde anstatt einer Schirmmütze ein Schiffchen benutzt.
Im Laufe des Krieges wurden jedoch auch die schottischen Soldaten von der Uniform denen der englischen Soldaten angepasst.
Einsatz im ersten Weltkrieg:
Mit dem Einmarsch deutscher Truppen am 4. August 1914 in Belgien stellte Großbritannien dem Deutschen Reich bis Mitternacht das Ultimatum seine Truppen wieder aus Belgien abzuziehen. Nachdem die Frist verstrichen war befanden sich das Deutsche Reich und Großbritannien im Krieg. Gemäß des Londoner Vertrages vom 19. April 1839 war Großbritannien nun Verpflichtet, Belgien militärisch beizustehen. Zunächst gab es im Parlament jedoch hitzige Debatten darüber, ob das Expeditionskorps nicht eher im eigenen Land anstatt nach Frankreich oder Belgien gebracht zu werden.
Gleichzeitig wurde Herbert Kitchener zum neuen Kriegsminister ernannt. Als einer der wenigen war Kitchener von Anfang an bewusst, dass dieser Krieg kein kurzer werden würde sondern mit aller Wahrscheinlichkeit einige Jahre dauern könnte. Er ordnete deßwegen am gleichen Tag die Vergrößerung der Armee an. Mit dem Armeebefehl 324 vom 21. August 1914 wurden zunächst nur Freiwillige angeworben, mit denen sechs neue Divisionen aufgestellt werden konnten. Diese Armee bekam auch den Begleitnamen "Kitcheners Armee" bzw. "Neue Armee"
In der Zwischenzeit landeten die ersten Einheiten ab dem 11. August des Expeditionskorps im französischen Le Havre unter der Leitung von Sir John French.
Besonders während der ersten Schlacht an der Marne vom 5. bis 12. September 1914 zeigte sich die Stärke des Expeditionskorps, als dieses zusammen mit französischen Truppen den deutschen Vormarsch auf Paris mit einer überraschenden Offensive stoppen und die deutschen Truppen bis zur Aisne zurück drängen konnten. An dem anschließenden Lauf zum Meer war ebenfalls das Expeditionskorps beteiligt, womit sich die Front im Norden Frankreich verfestigte.
Im Oktober 1914 erfolgte dann zunächst die Umstrukturierung in fünf Korpsgruppen, nachdem bis zum Ende des Jahres neue Truppen aus Großbritannien nachfolgten, wurden daraus die 1. und die 2. Armee gebildet. Im Juli 1915, im Februar 1916 und im Mai 1916 folgte die Aufstellung der 3., 4. und 5. Armee.
Hier zeigte sich auch die Schwäche des britischen Expeditionskorps. Bei Ausbruch des Krieges handelte es sich bei den rund 160.000 Soldaten um gut ausgebildete Berufssoldaten, Anfang 1915 waren davon jedoch nur noch die wenigsten am Leben. Die neuen Soldaten waren Freiwillige, die noch nie im Militär gedient hatten und auch noch keine Kampferfahrung hatten. Als im Laufe des Krieges die Zahl der Freiwilligen nicht mehr ausreichte um die Verluste aufzufüllen musste auch in Großbritannien die Wehrpflicht eingeführt werden.
Andere Einheiten des Expeditionskorps wurden an den Kriegsschauplätzen in Afrika, Balkan und im Nahen Osten eingesetzt. Im Laufe des Krieges wurden zudem immer mehr Soldaten aus dem Commonwealth herangezogen. So dienten Soldaten aus Kanada, Australien, Indien und Afrika in rund 40 Divisionen der britischen Armee. Insgesamt belief sich die Anzahl der eingesetzten Soldaten auf 5.704.000, von denen rund 997.000 getötet wurden und 2.300.000 verletzt wurden.
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