Der Ursprung des mongolischen Reiches waren die über Zentralasien weit verbreiteten und verstreuten Nomadenstämme. Diese Stämme waren seit Generationen eher dafür bekannt, sich untereinander über Vieh und Weideland zu streiten als sich geschlossen zu zeigen. Nur selten kam es zu Zusammenschlüssen einiger Stämme, in der Regel war der Grund ein Überfall auf sesshafte Völker um deren Ressourcen zu plündern.
Erst um 1200 änderte sich dieses Bild mit dem Auftauchen eines charismatischen Anführers der die damalige Welt in Angst und Schrecken versetzen sollte.
Der, in seiner frühen Anfangsphase noch Temüdschins genannte Mann, schaffte es durch viel Überredungskunst, Bestechung und Druck die nomadischen Stämme zu einigen und aus dieser Basis her ein solides Fundament eines Weltreiches zu schaffen. Als die Stämme zu einem zusammenhängendem Volk vereinigt war, nahm Temüdschins im Jahre 1206 den Titel "Khagan" (Großkahn) an und nannte sich fortan Dschingis Khan.
Khan begann umgehend die herrschende Hierarchie aufzulösen und setzte auf Schlüsselpositionen enge Freunde oder loyale Kämpfer ein. Die Gunst von schwächeren Stämmen sicherte er sich zudem durch Maßnahmen wie Steuerbefreiung oder dem Verbot vom Verkauf von Frauen. Auch militärische Maßnahmen wurden eingeführt. So sollten seine Soldaten ihre Fähigkeiten vom Reiten und Bogenschießen durch tägliches Training zu einem gewissen Grad der Perfektion erlernen. Zudem teilte er seine Armee in Gruppen auf:
- 10 Mann = Arban
- 100 Mann = Zuun
- 1000 Mann = Myangan
- 10000 Mann = Tumen
und achtete auf die jeweilige Stämmeszugehörigkeit.
Durch die Umstände, dass die nomadischen Stämme das Reiten von Kindsbeinen auf beherrschten, konnte Khan seinen Reitereinheiten gewisse Manöver beibringen, wie z.B. die angetäuschte Flucht, und die Vorteile der Schnelligkeit in vollem Maße ausnutzen.
Die Ausdehnung des Reiches:
Ab dem Jahre 1207 fegten die mongolischen Reiter über den asiatischen Kontinent und eroberten in Rekordzeit ein Gebiet nach dem anderen. 1207 fiel als erstes das westchinesische Reich Xi Xia. Peking fiel im Jahre 1215 und das mongolische Heer ritt weiter nach Süden ins chinesische Kernland vor. Zeitgleich fielen im Westen die Städte die an der berühmten Seidenstraße lagen. Nordindien fiel 1222 an die Mongolen, 1223 ging der Feldzug weiter durch die südrussische Steppe. Als Dschingis Khan im Jahre 1227 verstarb, erstreckte sich sein Reich vom Pazifik bis zum kaspischen Meer.
Dschingis Kahns Erbe:
Nach dem Tod von Dschingis Khan übernahm sein Sohn Ögädäi die Führung über das mongolische Reich und setzte die Ausdehnung unvermindert fort. So überfielen seine Truppen 1237 Russland und hinterließen eine Spur der Verwüstung getreu seinem Vater alles Eroberte Niederzubrennen. Nachdem 1240 Kiew fiel und geplündert wurde, zog das Heer weiter nach Westen wo einzelne Truppenteile am 9. April 1241 bei Liegnitz in Schlesien das Ritterheer Herzog Heinrichs II. besiegten. 2 Tage später am 11. April besiegte General Subotais Heer bei Mohi die Ungarn und öffnete das Tor nach Europa für die Mongolen. Doch einen Angriff vereitelte die Nachricht über Ögädäi´s Tod und die für die Wahl des Nachfolgers müssten alle mongolischen Führer zurück in ihre Heimat reisen.
Während der anschließenden Herrschaftszeit von Göjuk Khan weiteten die Mongolen ihre Feldzüge im Osten aus. Auch in der Zeit von Hülägü Khan, der mit seinen Truppen Richtung Ägypten marschierte, musste der Feldzug aufgrund des Todes seines Bruders Möngke Khan abgebrochen werden. Ägypten wurde verschont, doch die Bevölkerung von Bagdad musste für ihre Eroberung einen sehr hohen Zoll zahlen, als an die 500.000 Menschen Opfer des mongolischen Blutrausches wurden.
Die Ausdehnung in China und Südost-Asien:
Dschingis Khans Erbe Kublai Khan, der als Gouverneur für die südlichen mongolischen Gebiete zuständig war, versuchte im Gegensatz zu seinen Brüdern und Vorgängern einen gewissen Grad der Verbindung zwischen dem Wesen der Mongolen und dem der eroberten Gebiete. So war er mehr als fasziniert von der chinesischen Kultur, dem Reichtum und der Technik und war zu allem Entschlossen auch den Rest des chinesischen Reiches dem mongolischen einzuverleiben. Nachdem Tod seines Bruders Möngke Khan entbrannte von 1259 bis 1264 zuerst ein erbitterter Thronfolgestreit mit seinem jüngeren Bruder Arik Böke. Erst danach konnte er seine Ziele mit China beginnen bis er diese 1271 soweit vorrangetrieben hatte, dass er sich zum Huangdi (Kaiser) krönte und die Dynastie der Yüan begründete.
Um seine Machtansprüche auszuweiten begann er einen Feldzug gegen das restliche China. 1268 belagerte er die strategisch wichtige Stadt Xiangyang, die den Zugang zum Han und damit zum Jangste hatte, ebenso zu den fruchtbaren Ebenen Zentralchinas. Einnehmen konnte er die Stadt allerdings erst nach 6 Jahren, bis 1276 war anschließend jedoch bereits der größte Teil Chinas unter seiner Kontrolle. Der letzte Widerstand der Song konnte er bei der Seeschlacht 1279 von Yamen brechen.
Doch nicht nur Siege konnte Kublai Khan feiern, auch schwere Niederlagen musste er einstecken. So wurde seine Invasionsflotte, die die Eroberung Japans Einleiten sollte, 1274 in der Hakata Bucht zerstört. Auch der zweite Versuch 1281 wurde durch einen Sturm vereitelt.
Eine Invasion 1277 in Burma hingegen erwies sich als Erfolg und der Staat konnte als Vasallenstaat weiterbestehen. Die Loyalität Koreas konnte Kublai Khan durch Unterstützung von König Wonjong gegen dessen Kontrahenten erlangen, eine Eroberung Vietnams wurde jedoch vereitelt.
Bildquellen:
- „Empire of Genghis Khan at his death“ von Hardcore-Mike - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.
- „MongolEmpire“ von Keith Pickering - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.
- „Yuan ch“ von Yuen_Dynasty_1294.png: Ian Kiuderivative work: Hisacw (talk) - Yuen_Dynasty_1294.png. Lizenziert unter CC BY 3.0 über Wikimedia Commons.
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Imperien Asiens: Von den alten Khmer zu den Meiji
Der Mongolensturm über Europa, die Verbotene Stadt oder Angkor Wat sind Höhepunkte, die unser Bild vom frühen Asien prägen. Hinter diesen Schlaglichtern stehen große Reiche, faszinierende Kulturen und dramatische Historie. Die Mongolen schufen unter Dschingis Khan das größte Reich aller Zeiten. Die Khmer errichteten den gewaltigsten Tempelkomplex der Welt, den Angkor Wat in Kambodscha. Die Ming-Dynastie stellte die Chinesische Mauer fertig, das längste Bauwerk der Erde. Asiens Imperien beherrschten die politische und kulturelle Landschaft über Jahrhunderte. Ein internationales Expertenteam schildert sieben Reiche zwischen 800 n. Chr. und dem 20. Jahrhundert – angefangen bei den Mongolen, die 100 Millionen Menschen unterwarfen und 1241 sogar vor den Toren Wiens standen, bis zur Meiji-Zeit, in der die Voraussetzungen für das moderne Japan und seine Stellung in der heutigen Welt geschaffen wurden. Die Autoren beschreiben Wirtschaft und Politik der Reiche und ihr Erbe in unserer Zeit. Dieser wunderbare Text-Bildband gibt dem Leser einen fundierten und lebendigen Überblick über die großen Reiche Asiens und ihre charismatischen Persönlichkeiten. Aus dem Inhalt: • Mongolisches Reich • Ming-Dynastie • Königreich der Khmer • Osmanisches Reich • Safawiden-Dynastie • Moguln-Reich • Meiji-Zeit
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