De Bange 155 mm cannon

Die De Bange 155 mm cannon war ein französisches Geschütz, welches nach dem Deutsch-Französischem Krieg eingeführt wurde und das Standard Kaliber von 155 mm in der französischen Armee begründete.

Am 2. Februar 1874 wurde das französische Artilleriekomitee gegründet um den Deutsch-Französischen Krieg von 1870 auf 1871 zu analysieren und aus diesem Erfahrungen und Strategien für zukünftige Kriege abzuleiten. Bei den Treffen wurde auch über die Einführung neuer Artillerie Geschütze für die französische Armee diskutiert, auch welches Kaliber die neuen Waffen haben sollen. Am 16. April 1874 einigte sich das Komitee auf das Kaliber von 155 mm, 5 Tage später wurde eine offizielle Anforderung an die Hersteller zur Entwicklung neuer Geschütze gestellt.

1876 wurden in Calais 3 Prototypen von 155 mm Geschützen der militärischen Führung und dem Komitee vorgestellt. Als geeignetste Waffe erwies sich das Geschütz von Charles de Bange.

Wie auch die anderen Geschütze von de Bange war auch die 155 mm cannon ein Geschütz, welches vollständig aus Stahl bestand. In der ersten Serie stand das Geschütz auf einer hölzernen Plattform die den Rückstoß nach einem Schuss absorbierte, jedoch musste dieses anschließend immer wieder neu ausgerichtet werden. Dieser Vorgang änderte sich erst nachdem 1883 die Hydraulikbremse Saint-Chamond an den Geschützen angebracht wurde, womit der Rückstoß deutlich besser aufgefangen werden konnte und das Geschütz anschließend wieder in seine Position vor dem Schuss zurück fuhr.

Im November 1877 wurden die ersten 300 Geschütze in Auftrag gegeben und wurden zum Standard Geschütz der französischen Armee. Bis zum Ende des Jahrhunderts stieg die Anzahl auf insgesamt 1.400 an, wobei sich die meisten der Geschütze in den französischen Festungen, besonders in Toul, Belfort und Verdun befanden. Etwa 200 Geschütze wurden als Reserve für offensive Operationen zurückbehalten für den Fall eines Krieges.

 

 

De Bange 155 mm cannon

 

Der Verschluss einer De Bange 155 mm cannon

 

 

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das neue 75 mm Geschütz mit einem modernen Rückstoßsystem in die französische Armee eingeführt. Damit wurde die de Bange 155 mm cannon innerhalb kurzer Zeit veraltet, die französische Armee behielt diese Geschütze jedoch weiterhin in ihren Festungen und als Reserve.

Kurz vor Beginn des ersten Weltkrieges waren noch 1.392 Geschütze im Bestand, jedoch hatte die französische Armee keines der schweren Geschütz bei den Einheiten die an der Grenze zum Deutschen Reich lagen, diese waren lediglich mit leichten Feldhaubitzen ausgerüstet. Somit lagen den 120 französischen 75 mm Geschützen pro Armeekorps jeweils 108 x 77 mm, 36 x 105 mm und 16 x 150 mm Geschütze der Deutschen gegenüber.

Am 27. August 1914 wurde während der Schlacht um die Mortagne zum ersten mit den de Bange 155 mm Geschützen auf deutsche Truppen geschossen. Die Leistung der Waffen konnte die französische Armeeführung davon überzeugen, dass die schweren Geschütze dringend an der Front gebraucht werden und diese so schnell wie möglich mobil gemacht werden mussten. So begann ob dem Oktober 1914 ein Programm zur Herstellung geeigneter Transportmöglichkeiten für die Geschütze und die Ausrüstung der an der Front liegenden Einheiten mit diesen. Durch diese Maßnahme gelang es vom 27. bis zum 30. November rund 112 der de Bange 155 mm Geschütze an die Front zu bringen.

 

 

Eine de Bange 155 mm cannon in ihrer Stellung an der Westfront

 

Eine de Bange 155 mm cannon auf dem Weg zur Front

 

Eine de Bange 155 mm cannon in ihrer Stellung an der Westfront

 

 

Im Oktober und November 1915 begann eine Umstrukturierung der Artillerie Einheiten der französischen Armee an der Westfront, nachdem der Bewegungskrieg in einen Stellungskrieg übergegangen war. Dafür wurden 30 Artillerie Regimenter gebildet und mit den de Bange 155 mm Geschützen ausgerüstet. 20 der Regimenter erhielten für den Transport der Geschütze Pferde, die anderen 10 Regimenter wurden mit Traktoren und Schleppern ausgerüstet. Bis zum 1. August 1916 waren somit 738 der Geschütze an der Westfront im Einsatz.

 

 

Eine de Bange 155 mm cannon wird von einem Traktor zur Front geschleppt

 

Eine de Bange 155 mm cannon 1916 in der Nähe von Verdun

 

 

Im Laufe des Krieges konnte die Durchschlagskraft der Geschütze noch gesteigert werden, in dem die Pulverladung der Geschosse erhöht wurde. Dies wurde durch die bereits sehr starke Stahlkonstruktion der Waffe begünstigt, sodass die Geschwindigkeit der Geschosse von 470 Metern pro Sekunde auf 561 Metern pro Sekunde erhöht werden konnte. Auch die Reichweite wurde dadurch erhöht.

Trotz der Steigerung der Durchschlagskraft wurde ab Mai 1916 damit begonnen, die de Bange 155 mm Geschütze gegen moderne Geschütze auszutauschen. Da jedoch die Produktion nicht den Bedarf decken konnte und es teilweise zu Lieferengpässen kam, wurde beschlossen, durch die Herstellung von Ersatzteilen für die älteren Geschütze diese weiterhin einsetzen zu können. So kam es, dass die de Bange 155 mm Geschütze bis zum Kriegsende im Einsatz blieben.

 

 

Eine französische Geschützstellung mit einer 155 mm Kanone

 

Ein 155 mm Geschütz im Cernabogen kurz vor dem Abfeuern. Im Vordergrund aufgestapelte Munition, im Hintergrund Geräte- und Munitionswagen, sowie das Lager der Batteriemannschaften

 

 

Neben der französischen Armee erhielt auch die rumänische Armee bis zum Kriegsende 4 der Geschütze. Weitere 80 wurden an das russische Reich geliefert. Diese setzten die Waffen später auch im russischen Bürgerkrieg ein und lieferten 32 Geschütze an die republikanischen Streitkräfte während des spanischen Bürgerkrieges 1937.

Frankreich selbst behielt die meisten der Geschütze nach dem ersten Weltkrieg weiterhin im Bestand. Diese wurden überwiegend wieder in die französischen Festungen gebracht oder in Depots als Reserve gehalten. Mit Beginn des zweiten Weltkrieges verfügte die französische Armee noch über insgesamt 305 de Bange 155 mm Geschütze. Davon waren 168 in der Maginot-Linie und 137 in den kleineren Festungen untergebracht. Zuvor schickte Frankreich 48 Geschütze als Unterstützung Finnlands während des Winterkrieges gegen die Sowjetunion.

 

 

 

Datenblatt:

Bezeichnung: De Bange 155 mm cannon
Herstellerland: Frankreich
Einführungsjahr: 1877
Stückzahl: 1.400 Stück
Kaliber: 155 mm
Rohrlänge: 4,2 Meter
Reichweite: Max. 12.700 Meter
Gewicht: 6,5 Tonnen

 

 

 

 

 

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