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Der griechische Unabhängigkeitskrieg

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Anfang des 19. Jahrhunderts erstreckte sich das osmanische Reich vom Irak über Nordafrika bis hin zum Balkan und auch Griechenland. Territorial gesehen, war das osmanische Reich damit noch eine Großmacht, allerdings hatte sich im osmanisch-russischen Krieg gezeigt, dass weder das Militär auf einem modernen Stand war, noch das die innere Struktur des Reiches modern organisiert war. Das Reich befand sich damit seit Längerem einem stetigen Niedergang ausgesetzt der damit endete, dass sich innerhalb der Grenzen Unabhängigkeitsbewegungen gründeten, die sich von den Osmanen abspalten wollten.

 

Europa um 1815

 

 

 

Die ersten Aufstände:

Die ersten Aufstände begannen bereits ab 1804 auf dem Balkangebiet, wo sich Karadjordje Petrovic in Serbien und etwas später auch Ali Pascha mit seinen Anhängern gegen die osmanischen Herrscher stellten.

Der amtierende Sultan Selim III. sah aufgrund der Aufstände nicht nur eine Möglichkeit, militärische Stärke zu zeigen sondern auch gleich seine Streitkraft zu modernisieren. Seine Reformen brachten allerdings seine Eliteeinheit, die Janitscharen, gegen ihn auf, die ihn auch 1807 ermordeten. Sein Nachfolger Sultan Mahmud II. ersann im Anschluss zwar auch Reformen für seine Armee, diese sollten allerdings langsamer und vorsichtiger durchgeführt werden. Trotz dessen gelang es ihm 1813 zuerst den serbischen Aufstand und 1822 den Aufstand von Ali Pascha niederzuschlagen.

 

 

 

Der griechische Aufstand:

Trotz der Jahrhunderte langen Herrschaft der Osmanen, blieben die Griechen ihrem griechisch-orthodoxem Glauben treu. Als in Frankreich die Revolution ausbrach und von dort der Glaube an den Nationalismus und der eigenen Identität auch nach Griechenland übergriff, wurde 1814 die Geheimgesellschaft der Philiki Eteria (Gesellschaft der Freunde) gegründet, die in Russland um Unterstützung in ihrem Unabhängigkeitsbestreben baten. Russland selbst sah sich in Europa als Beschützer der orthodoxen Christen und hatte selbst viele Griechen in seinem Dienst stehen. So sagte das Land seine Unterstützung zu und Alexander Ypsilantes, ein General der russischen Armee, wurde als Anführer ausgewählt.

Im Februar 1821 begann Ypsilantes im heutigen Gebiet Rumäniens mit seinem Aufstand gegen die osmanischen Herrscher. Entgegen der Absprache versagte jedoch die russische Unterstützung und die Anhänger der Revolution wurden von den Osmanen brutal niedergeschlagen. Auch in den anderen Gebieten wo Aufstände sich erhoben, gingen die Osmanen gleich vor.

Bis ins Jahre 1822 dauerten die Revolten und die gleichzeitigen Niederschlagungen an, wobei die osmanischen Soldaten mit aller Härte gegen die Aufständischen vorgingen und vielerorts Massaker an der Bevölkerung anrichteten.

Nach der Veröffentlichung der verübten Massaker bekundeten viele Europäer ihre Solidarität mit den Griechen und schlossen sich freiwillig dem Aufstand an. Darunter auch Persönlichkeiten wie der britische Dichter Lord Byron, der im April 1824 getötet wurde, oder der britische Admiral Thomas Cochrane, der nach seinem Einsatz in Südamerika sich der Revolution anschloss und später der Befehlshaber der griechischen Marine wurde.

 

 

 

Der Eingriff Ägyptens:

Offiziell gehörte Ägypten zum osmanischen Reich, inoffiziell wurde es jedoch von Muhammad Ali als autonomer Staat geführt. Im Gegensatz zum dem osmanischen Sultan hatte Ali jedoch seine Streitkräfte der Zeit angepasst und rechtzeitig modernisiert. Nun sah sich Sultan Mahmud II. gezwungen, den ägyptischen Herrscher um militärische Unterstützung zu bitten um gegen die Aufstände vorzugehen. Muhammad stellte daraufhin eine Flotte zusammen, rund 10.000 gut ausgebildete Soldaten und unterstellte sie dem Kommando seines Sohnes Ibrahim Pascha.

Im Februar 1825 begann die Intervention der ägyptischen Streitmacht in Griechenland, als die Flotte im Süden des Peloponnes landete. Die griechischen Aufständischen waren nun von Norden her der osmanischen Armee unter Resit Pascha und im Süden der ägyptischen Armee ausgeliefert. Die Griechen mussten sich daraufhin zurückziehen und die gemeinsame Armee der Osmanen und Ägypter konnte 1826 Mesolongion und 1827 Athen nach Belagerung einnehmen.

In der Zwischenzeit nutzte der Sultan Mahmud die Gelegenheit und ging gegen seine ehemaligen Elitesoldaten mit aller Härte vor, um die von ihnen ständig blockierten Militärreformen durchsetzen zu können. Der Sultan löste die Janitscharen offiziell auf und lies anschließend tausende Soldaten töten um einer Rache entgegen zu wirken. Mit diesem Schritt konnte er endlich sein Militär modernisieren und es schien, als würde sich das osmanische Reich von seinem Niedergang erholen.

 

 

 

Die europäische Unterstützung der Griechen:

Das brutale Vorgehen der ägyptischen Soldaten gegen die Zivilbevölkerung löste bei den europäischen Großmächten Entsetzen aus und so kam es schließlich, dass sich im Juli 1827 Großbritannien, Frankreich und Russland zusammenschlossen und damit begannen, die Unabhängigkeitsbestrebung der Griechen zu unterstützen. So entsendeten sie im September eine Flotte um die in der Bucht von Pylos zusammengezogene Flotte der Ägypter und Osmanen zu blockieren. Der Befehl lautete zunächst zwar nur die feindliche Flotte am Auslaufen zu hindern, doch die Befehlshaber entschieden sich gegen eine Blockade den Winter über und ließen ihre Schiffe am 20. Oktober 1827 in die Bucht zum Gefecht einlaufen wo sie den Ägyptern und Osmanen schwere Verluste zufügten.

Trotz dieser Niederlage wiedersetzte sich der Sultan weiterhin den Unabhängigkeitsbestrebungen der Griechen. Russland nutzte nun die Gelegenheit des weiteren Kriegszustandes und begann ab dem April 1828 2 Feldzüge auf dem Gebiet des Balkans und in Ostanatoliens. Bereits im September standen die russischen Truppen nur noch 240 vor Konstantinopels, der osmanischen Hauptstadt.

Damit Russland nicht das vollständige Gebiet des osmanischen Reiches besetzen konnte, begannen zum Ende des Jahres 1828 die Friedensverhandlungen zwischen Großbritannien, Frankreich, Ägypten und dem osmanischen Reich. Währenddessen landete in Griechenland ein französisches Expeditionskorps und überwachte den Abzug der ägyptischen Truppen.

 

 

 

Der Frieden von Edirne:

1829 sah sich das osmanische Reich gezwungen die Friedensbedingungen der europäischen Großmächte anzuerkennen, da es militärisch nicht mehr in der Lage gewesen wäre, sich einem Anhalten Krieg zu stellen. So wurde die Autonomie Griechenlands, Serbiens, Moldawiens und der Walachei beschlossen. Der Anführer der neuen griechischen Regierung wurde der frühere russische Außenminister Ioannis Kapodistrias. 1830 erfolgte dann die vollständige Unabhängigkeit Griechenlands.

 

 

 

 


Passende Literatur zum Thema findet Ihr hier:

 

Ein Sieg der zivilisierten Welt?: Die Intervention der europäischen Großmächte im griechischen Unabhängigkeitskrieg (1826-1832)


Ein Sieg der zivilisierten Welt?: Die Intervention der europäischen Großmächte im griechischen Unabhängigkeitskrieg (1826-1832) Broschiert – 12. Dezember 2011

Dieses Buch handelt von den Strategien außenpolitischer Entscheidungsträger in den Kabinetten der europäischen Großmächte, die einen der ersten großen Konflikte in der Balkanregion im frühen 19. Jahrhundert wirksam von außen einhegen wollten. Es spricht davon, wie eine humanitäre Interventionsrhetorik hinter verschlossenen Türen wirtschaftlichen und strategischen Interessen weichen musste und der entstehende griechische Staat mit entscheidenden Geburtsfehlern versehen wurde, die wie die Verschuldung und finanzielle Abhängigkeit zum Teil heute noch existieren.

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Korinthen und Musketen: Ein Leben in den Wirren des griechischen Unabhängigkeitskrieges - Biografie


Korinthen und Musketen: Ein Leben in den Wirren des griechischen Unabhängigkeitskrieges - Biografie Taschenbuch – 23. Mai 2013

›Korinthen und Musketen‹ ist eine historische Biografie. Es beschreibt das Leben des Panagos Chrysanthopoulos, der von 1758 bis 1854 in Vostitsa, dem heutigen Aigion, am Golf von Korinth lebte. Anhand seines Lebens beschreibt das Buch insbesondere die Periode zwischen 1810 und 1836. Der Leser macht eine Reise durch die Zeit und erhält einen Einblick in das Leben unter osmanischer Besetzung. Er erlebt den ersten Besuch Lord Byrons in Griechenland und dessen Besuch in Vostitsa, wo er im Haushalt des Andreas Lontos logierte. Der Leser erfährt, wie Panagos dem Geheimbund der Philiki Etairia beitrat, erlebt das Geheimtreffen der Revolutionäre in Vostitsa und liest, wie in Vostitsa als erster griechischen Stadt die Unabhängigkeit ausgerufen wird. Panagos Rolle und Beteiligung an den Schlachten der Revolution, seine politischen Tätigkeiten vor während und nach der Unabhängigkeit werden beleuchtet. Der Leser erhält eine persönliche Sichtweise über den Aufbruch in Griechenland und das Entstehen einer Nation von der ersten Nationalversammlung über Kapodistrias bis hin zur Inthronisierung des ersten griechischen Königs der Neuzeit. Er begleitet Panagos auf seinem Lebensweg, bis dieser als über 70-jähriger zum Richter in Vostitsa ernannt wird. Die Geschichte wird durch eine Vielzahl Zitate aus Originalquellen angereichert. Hierbei kommen Soldaten der Philhellenen genauso zur Sprache wie ausländische Besucher und Diplomaten, die auf ihrem Weg nach Griechenland in Vostitsa haltmachten. Auch die Erinnerungen und Memoiren einiger Revolutionäre sowie die Dokumente und Unterlagen der Familie Chrysanthopoulos fließen in die Geschichte ein und verleihen ihr die notwendige Authentizität, sodass nicht nur die Biografie eines Menschen, sondern ein Zeitzeugnis eines der entscheidenden Momente der griechischen Geschichte entstanden ist.

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