In der Zeit des frühen Mittelalters als der größte Teil Mittel- und Westeuropas vom Franken Reich dominiert und der nahe Osten, Nordafrika und die spanische Halbinsel vom byzantinischem Reich gehalten wurde, verbreitete eine kleine Gruppen Menschen in ganzen Küstenlandstrichen Angst und Schrecken: die Wikinger.
Ende des 8. Jahrhunderts begannen die ersten Raubzüge. Der erste datierte Überfall ereignete sich am 8. Juni 793 auf der Insel Lindisfarne vor der heutigen englischen Küste. Dort überfielen die Wikinger das dortige Kloster, raubten es aus und metzelten die Priester nieder. Dies sollte allerdings erst der Beginn einer langen Reihe von Raubzügen werden, die besonders in der Anfangszeit Klöster und Kirchen traf, da bereits im frühen Mittelalter diese über beträchtliche Schätze verfügten und so ein lohnendes Ziel darstellten.
Von Dänemark aus fuhren die Wikinger zuerst Richtung englische Küste, norwegische Wikinger hingegen überfielen die nordenglischen Orkney- und Shetland Inseln bevor sie weiter nach Irland und Island zogen.
Möglich wurden ihre überraschenden und schnellen Überfälle durch den Gebrauch ihrer Drachenboote. Diese waren mit ihrem schlanken Rumpf auf Geschwindigkeit ausgelegt um bei einbrechender Dämmerung ungesehen an die Küsten zu fahren.
So wurden in Dublin wie auch in Nordfrankreich nach und nach Stützpunkte angelegt von wo aus die Wikinger weiterzogen oder überwintern konnten. Im 9. Jahrhundert wurden die Raubzüge so auch entlang der der Küste Westfrankreichs, Westspaniens bis hin zu den Kanarischen Inseln und Nord-Marokko geführt. Von Schweden aus zogen währenddessen die Wikinger nach Osten tief ins heutige Russland wo sie 839 sogar Konstantinopel erreichten.
Doch nicht nur als Krieger machten sich die Wikinger zu der Zeit einen Namen, auch als Geschäftspartner oder später als Söldner verdienten sie sich. Besonders mit dem byzantinischem Reich florierte ein Handel mit seltenen Stoffen oder Sklaven, die die Wikinger auf ihren Raubzügen quer durch das heutige Russland machten. So entwickelte sich z.B. aus dem griechischem Wort sklabos (Slawe) das später, bis heute gebräuchliche Wort "Sklave".
Bekannt ist aus dieser Zeit auch die byzantinische Eliteeinheit der "Warägergarde" die fast ausschließlich aus Wikinger Söldner bestand.
Zum Ende des 10. Jahrhunderts verbündeten sich auch die vereinzelten Wikingerstämme zu größeren Heeren. So betrat im Jahre 991 ein Wikinger Heer die südostenglische Küste bei Folkstone und drang tief ins englische Land ein, wo bei Maldon in Essex die angelsächsische Miliz vernichtete und erst nach Erhalt einer stattlichen Lösegeldsumme das Land wieder verließen.
Das Verbünden der einzelnen Stämme führte zum Ende des 10. Jahrhunderts auch dazu, dass Olaf Tryggvasson Norwegen zu einem Königreich ausrief. Anfang des 11. Jahrhunderts folgte ihm Knut der Große, der Norwegen, Dänemark und England zu einem nordischen Reich zusammenfügte.
Bereits zu dieser Zeit gab es kaum noch Überfälle der Wikinger. Von Plünderer wurden die Wikinger zu Geschäftsmännern oder wurden in eroberten Gebieten sesshaft. So z.B. in Nordfrankreich, wo die Wikinger ansiedelten, nach und nach die Sprache, Kultur und den Glauben der dort bereits lebenden Menschen annahmen. Diese Wikinger wurden Normannen genannt und spielten selbst dann noch eine gewichtige Rolle in Europa. So z.B. setzte der Normanne Wilhelm von der Normandie (der Eroberer) mit 700 Schiffen im Jahre 1066 nach England über seinen Anspruch auf den englischen Thron durchzusetzen. In der Entscheidungsschlacht am 14. Oktober 1066 besiegte Wilhelm mit einem Täuschungsmanöver und dem Schlachtentod seines Kontrahenten Harold die englischen Truppen und erlangte so die Herrschaft über England.
Ein ähnliches Beispiel vollzog sich in Süditalien, als das normannsiche Heer zuerst das byzantinische Reich in der Befreiung ihrer Besitztümern vor Arabern unterstütze, anschließend jedoch diese den Byzantiniern selbst entriss und sich der nromannische Kriehsherr Robert Guiscard im Machtkampf durchsetze und in Sizilien und Süditalien sein eigenes Reich schuf.
Passende Literatur zum Thema findet Ihr hier:
National Geographic - Die Geheimnisse der Wikinger
Zwischen 500 und 1000 nach Christi plünderten und eroberten die Wikinger weite Landstriche Europas und drangen sogar bis nach Nordamerika vor. Ihre Brutalität ist sprichwörtlich. Doch gründete die Macht des kriegerischen Seefahrervolkes nur auf Gewalt? Wie gelang es ihnen die entlegenen Regionen der Erde zu erreichen und zu erobern? Und warum endete die unglaubliche Erfolgsgeschichte der Wikinger urplötzlich? National Geographic präsentiert ein aufschlussreiches Porträt über die sagenumwobenen Nordmänner.
Die Welt der Wikinger
Wikinger – im Mittelalter rief dieser Name in ganz Europa Angst und Schrecken hervor. Doch das Bild von den wilden Männern aus dem Norden, die mit schnellen Schiffen bei Nacht übers Meer und die Flüsse hinauf gefahren kamen, um zu plündern und zu brandschatzen, zeigt nur eine Seite. Die Wikinger waren vor allem auch ein Volk der Seefahrer, die bei Fahrten über den Atlantik neues Land entdeckten und kolonisierten. Ihre Handelsrouten erstreckten sich über die gesamte nördliche Welt des Mittelalters, bis weit nach Russland und Vorderasien. Sie waren Bauern, Krieger und Politiker zugleich, nutzten geschickt ihre Möglichkeiten und prägten so eine ganze Epoche. Arnulf Krause entführt uns in die faszinierende Welt der Wikinger und zeigt uns neue und spannende Facetten dieser Global Player des frühen Mittelalters.
Die Wikinger
In Skandinavien erblühte gegen Ende des 8. Jahrhunderts ein sagenumwobenes Volk: die Wikinger. Ihre schnellen und raffiniert konstruierten Schiffe ermöglichten es ihnen, sich sicher auf allen Meeren zu bewegen, und schenkten ihnen die grimmige Überlegenheit, mit der sie im frühen Mittelalter Europa auf ihren Raub- und Eroberungszügen heimsuchten. Sie gelten als blutrünstig, als wilde Eroberer und Piraten, sie sind die Bad Boys der Geschichte - aber waren sie wirklich so?
Episoden:
01 Die mysteriösen Vorfahren
02 Der Anfang des Handelsimperiums
03 Das Ende der Entdecker
Die Wikinger
Furchteinflößend, ungezähmt, barbarisch die Wikinger gelten als wilde Krieger, aber auch als wagemutige Seefahrer und geschickte Handwerker. Ihre außergewöhnlichen Fertigkeiten beim Schiffsbau ermöglichten ihnen weite Reisen auf dem Meer. Erstmals seit 20 Jahren widmet sich eine spektakuläre internationale Ausstellung den Wikingern und präsentiert berühmte Fundstücke und sensationelle Neuheiten. Der Katalog »Die Wikinger« gibt Einblicke in die faszinierenden Hintergründe. Angespitzte Zähne, struppige Haare, mächtige Waffen die Wikinger sind der Inbegriff gefürchteter Krieger. Vom 9. bis zum 11. Jahrhundert machten sie nahezu den gesamten Nord- und Ostseeraum unsicher, gründeten Siedlungen sogar in Grönland und Nordamerika. Doch woher kamen die Wikinger und wer waren sie - barbarische Mörder, mutige Entdecker, kluge Kaufleute? Weder geografisch noch ethnisch oder politisch lassen sie sich eindeutig zuordnen. Ihr Mut beeindruckt bis heute, ihre Grausamkeit schreckte schon damals ihre Gegner ab. »Faszination und Furcht liegen bei diesem Thema bekanntlich dicht beieinander«, schreibt Bundespräsident Joachim Gauck in seinem Geleitwort zu dem Katalog »Die Wikinger«. Beiden Facetten spüren die Ausstellung und die Publikation nach.
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