Im 8. Jahrhundert drangen die Muslime von Nordafrika kommend auf die spanische Halbinsel und eroberten diese fast gänzlich. Lediglich ein nördlicher Teil und die Grenze zu Frankreich konnten von den Christen gehalten werden und so die weitere muslimische Eroberung Europas verhindert werden.
Die Rückeroberung der spanischen Halbinsel, auch Reconquista genannt, erfolgte in mehreren Etappen. Ab dem 10. Jahrhundert zerfiel zuerst das von den Muslimen geschaffene Kalifat. 910 entstand im Westen das Königreich Galicien sowie León, welches sich im 11. Jahrhundert mit dem ebenfalls neu geschaffenen Kastilien vereinigte. Nach dem Einmarsch der Franken aus dem Norden entstanden auf dem östlichen Teil der Halbinsel die Königreiche Navarra, Aragón sowie Katalonien. Zwar gab es auch unter den Kleinstaaten Konflikte und Auseinandersetzungen, fast der gesamte Norden Spaniens war aber zumindest wieder in christlicher Hand.
Zu dieser Zeit beherrschten Konflikte zwischen den Christen und Muslimen, aber auch zwischen den christlichen Kleinstaaten und auch unter den Muslimen selbst den Alltag. Die eigentliche Rückeroberung der Halbinsel von den Muslimen kam erst Ende des 11. Jahrhunderts langsam zum Tragen. So weitete Ferdinand I. von León 1074 seinen Machtbereich in südlicher Richtung aus und eroberte Coimbra. 1077 rief sich der König von Kastilien Alfonso VI. selbst zum Kaiser vom gesamten spanischen Gebiet aus und führte sein Heer ebenfalls nach Süden wo er 1085 Toledo einnahm und die muslimischen Herrscher von Al-Andalus in Panik versetzte. Diese gingen 1086 in eine Gegenoffensive über und schlugen Alfonsos Heer 1086 bei Sagrajas. Sie mussten allerdings feststellen, dass der eigentliche Krieg jetzt erst begonnen hatte.
1094, nach 20-monatiger Belagerung gelang es El Cid, dem Heerführer von Alfonso, die Stadt Valencia einzunehmen und sich selbst im Namen Alfonsos als Herrscher einzusetzen. Diese anhaltenden Konflikte führten dazu, dass 1095 der Krieg gegen die muslimischen Mauren als heiliger Kampf zum Erhalt des christlichen Glaubens ausgerufen wurde.
So kam es, dass Alfonso I. von Aragón und Navarra bis 1118 weitere Gebiete erobern konnte, darunter die Stadt Saragossa die westlich von Barcelona liegt. 1139 gelang Afonso Henriques Graf von Portucale, der spätere König Afonso I. von Portugal, bei Ourique (im süden des heutigen Portugals liegend) ein entscheidender Sieg gegen die Muslime. Aus diesem Sieg heraus entstand das Land Portugal.
Mitte des 12. Jahrhunderts erhielten die stark geschwächten Muslime Unterstützung aus ihren eroberten Gebieten in Nordafrika. So kamen viele Almohaden in den Süden Spaniens um den Islam auf der Halbinsel zu erneuern und die verlorenen Gebiete wieder zurück zu erobern. Mit einem Feldzug Ende des 12. Jahrhunderts gelang es den Muslimen in der Schlacht von Alacros 1195 Alfonso VIII. eine vernichtende Niederlage zuzufügen und das Kriegsglück wieder auf ihre Seite zu ziehen. Es folgten weitere Siege bis im Jahre 1212 in der Schlacht von Las Navas de Tolosa durch taktisches Geschick die knapp 300.000 Man starke Armee der Muslime fast vollständig von Alfonsos Heer vernichtet wurde. Durch diese Niederlage war es den Muslimen nicht mehr möglich, einen militärischen Widerstand gegen die christlichen Heere aufzustellen und verloren nach und nach immer mehr Gebiete bis in der letzten Schlacht 1492 in Granada auch die letzten Muslime von der Halbinsel vertrieben wurden.
Durch die Hochzeit 1469 der katholischen Könige Ferdinand und Isabella vereinigten sich die Königreiche Navarra, Aragón und Kastilien zu dem heutigen Staat Spanien. Nachdem die letzten Muslime 1492 von der Halbinsel vertrieben wurden, brach eine Zeit der Inquisition an, bei der jegliche Spuren der Muslime vernichtet werden sollten.
Bildquellen:
- „Al-Andalus-de-910“. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons
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