Der große Kreuzer SMS Derfflinger gehörte zur gleichnamigen Schiffsklasse und war eine Neuentwicklung basierend aus den Erfahrungen der SMS Seydlitz und der Schiffe der Moltke-Klasse. Die Derfflinger-Klasse gehörte zu der letzten im Kaiserreich gebauten Schlachtkreuzer, wiesen jedoch schon von der Konstruktion her wegweisende Fortschritte auf und gehörten zu den kampfstärksten Schiffen der deutschen Marine.
Stapellauf und Bauform:
Die Konstruktion der Derfflinger-Klasse rührt von den Schiffen der Moltke-Klasse und dem großen Kreuzer SMS Seydlitz, der als Fortentwicklung aus der Moltke-Klasse hervor kam. Völlig neu war die Konstruktion mit einem Glattdeck und den höhenversetzten Geschütztürmen. Von den neueren kleinen Kreuzern wurde das neuartige Längsspantsystem übernommen. Zudem wurde der Bug neu konstruiert und war über der Wasserlinie vollkommen senkrecht ausgelegt, was die Geschwindigkeit des Schiffes erhöhte.
Die Kampfstärke wurde durch die Verwendung von 30,5-cm Schnellladegeschützen in vier Doppeltürmen ebenfalls im Gegensatz zu den Vorgängerschiffen erhöht. Zwar hatten britische Schiffe bereits das Kaliber 35,5-cm verwendet, die etwas kleiner deutschen Kaliber waren jedoch durch die Qualität und die Geschossgeschwindigkeit denen der Briten ebenbürtig.
Der Stapellauf der Derfflinger war am 14. Juni 1913 geplant. Durch eine Panne rutschte das Schiff jedoch nur ein paar Zentimeter. Erst am 12. Juli 1913 konnte das Schiff zu Wasser gelassen werden.
Einsatz im Krieg:
Die Indienststellung erfolgte am 1. September 1914. Nach einigen Erprobungsfahrten hatte die Derfflinger ihren ersten Einsatz am 16. Dezember 1914, wo kleine deutsche Kreuzer die britischen Küstenstädte Scarborough und Whitby beschossen.
Am 24. Januar 1915 erfolgte ein großer Vorstoß des deutschen Verbandes auf die Doggerbank in die Nordsee um die dortigen britischen Vorpostenboote anzugreifen. Die durch das Abhören der Funksprüche informierte britische Marine schickte ihrerseits ihre Flotte den Deutschen entgegen. Im folgenden Gefecht auf der Doggerbank erhielt die Derfflinger einige Treffer.
Das nächste und auch letzte Gefecht für die Derfflinger fand am 31. Mai 1916 bei der Skagerrakschlacht statt. Dort konnte das Schiff die britischen Schlachtkreuzer HMS Queen Mary und HMS Invincible versenken, musste jedoch selbst schwere Treffer einstecken. Trotz der schweren Beschädigungen, der 157 Toten und der eingedrungenen 3.000 Liter Wasser, konnte sich das Schiff aus eigener Kraft nach Wilhelmshaven bewegen. Anschließend verlegte es nach Kiel wo die Reparaturen bis in den November 1916 durchgeführt wurden.
Nach der wiederhergestellten Einsatzbereitschaft nahm die Derfflinger an keiner weiteren großen Operation mehr teil.
Verbleib:
Nach den Kapitulationsbestimmungen vom November 1918 gehörte die Derfflinger zu den deutschen Schiffen, die in Scapa Flow internieren mussten. Als Bekannt wurde, dass die dort liegenden deutschen Schiffe nicht mehr an Deutschland zurück gegeben werden, erließ Konteradmiral Ludwig von Reuter am 21. Juni 1919 den Befehl zur Selbstversenkung ergehen. Die Derfflinger versank gegen 14:45 Uhr.
Im November 1939 wurde mit der Bergung des Wracks begonnen. Durch den Ausbruch des zweiten Weltkrieges wurden diese Arbeiten jedoch wieder eingestellt, da die Kapazitäten für die Kriegswirtschaft genutzt werden mussten. Erst 1948 wurde die Verschrottung weitergeführt. Als Zeichen zur Völkerversöhnung wurde dem deutschen Marineattaché am 30. August 1965 die Schiffsglocke und das Dienstsiegel der Derfflinger übergeben.
Kommandanten:
1. September 1914 bis 2. September 1915 | Kapitän zur See Ludwig von Reuter |
3. September 1915 bis 1. April 1916 | Kapitän zur See Paul Heinrich |
3. April 1916 bis 3. Dezember 1917 | Kapitän zur See Johannes Hartog |
4. Dezember 1917 bis 10. November 1918 | Kapitän zur See Hans-Carl von Schlick |
4. Dezember 1918 bis 21. Juni 1919 | Korvettenkapitän Paul Pastuszyk |
Schiffsdaten:
Name: |
SMS Derfflinger |
Land: |
Deutsches Reich |
Schiffstyp: |
Großer Kreuzer (Schlachtkreuzer) |
Klasse: |
Derfflinger-Klasse |
Bauwerft: |
Blohm & Voss, Hamburg |
Baukosten: |
56.000.000 Mark |
Stapellauf: |
12. Juli 1913 |
Indienststellung: |
1. September 1914 |
Verbleib: |
Am 21. Juni 1919 in Scapa Flow selbstversenkt |
Länge: |
210,4 Meter |
Breite: |
29 Meter |
Tiefgang: |
Max. 9,56 Meter |
Verdrängung: |
Max. 31.200 Tonnen |
Besatzung: |
1112 bis 1182 Mann |
Antrieb: |
18 Marinekessel |
Leistung: |
76.634 PS (56.364 kW) |
Höchstgeschwindigkeit: |
26,5 kn (49 km/h) |
Bewaffnung: |
8 × 30,5 cm L/50 Schnellfeuergeschütz (720 Schuss) 12 × 15 cm L/45 Schnellfeuergeschütz (1.920 Schuss) 4 × 8,8 cm L/45 Schnellfeuergeschütz 8 × 8,8 cm L/45 Flak (ges. 3.000 Schuss) 4 Torpedorohre ∅ 50 cm (1 Heck, 2 Seiten, 1 Bug, unter Wasser, 12 Schuss)
|
Panzerung: |
Gürtel: 30–300 mm |
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