Der große Kreuzer SMS Goeben gehörte zu der modernen Moltke-Klasse, war Teil der deutschen Mittelmeer Division und trug einen entscheidenden Teil dazu bei, das osmanische Reich an der Seite des deutschen Kaiserreiches am Krieg teilnehmen zu lassen, als das Schiff zusammen mit dem kleinen Kreuzer SMS Breslau an die Osmanen übergeben wurde.
Stapellauf und Bauform:
Die Moltke-Klasse war eine Weiterentwicklung des Einzelschiffes SMS Von der Tann, die am 19. Februar 1911 in Dienst gestellt wurde. Gegenüber Von der Tann besaßen die beiden Schiffe SMS Goeben und SMS Moltke eine stärkere Bewaffnung, Panzerung sowie eine höhere Geschwindigkeit. Zudem wurde erstmals bei Schiffen der kaiserlichen Marine die schweren Geschütztürme überhöht verbaut, sodass der hintere Turm über den vorderen Schießen konnte.
Der Stapellauf erfolgte am 28. März 1911, die Indienststellung am 2. Juli 1912.
Einsatz im Krieg:
Nach Abschluss der Erprobungsfahrten wurde die Goeben zusammen mit dem kleinen Kreuzer SMS Breslau in das Mittelmeer versetzt und dort zur Mittelmeer-Division geführt. Als der erste Weltkrieg ausbrach befanden sich die beiden Schiffe in der Adria, von wo aus sie sich ins westliche Mittelmeer begaben um nicht eingeschlossen zu werden. Nach der Kriegserklärung Frankreichs begannen die Schiffe im französischen Algerien die Hafenstädte Bône und Philippeville zu beschießen um die Überfahrt von Truppen nach Frankreich zu unterbinden.
Die britische Mittelmeerflotte erhielt anschließend den Auftrag die deutschen Schiffe zu beobachten und an weiteren Störungen der Truppenübersetzung zu hindern. Daraufhin lies der deutsche Konteradmiral Wilhelm Souchon die Schiffe in Messina auf Sizilien die Kohlevorräte auffüllen und die Schiffe in das östliche Mittelmeer versetzen. Da die Alliierten nicht mit diesem Schritt gerechnet hatten, standen den beiden deutschen Schiffen lediglich der leichte britische Kreuzer HMS Gloucester gegenüber, der die Schiffe zwar angriff, aufgrund der deutlichen Unterlegenheit bewusst den Angriff schnell wieder beendete.
Um Griechenland und durch die Ägäis fahrend, erreichte die deutsche Mittelmeer-Division am 10. August die Dardanellen. Durch die diplomatischen Verhandlungen zwischen Berlin und Konstantinopel konnten die Schiffe anschließend die Minensperre passieren und in Konstantinopel einlaufen. Am 16. August wurden die Schiffe schließlich offiziell an die osmanische Marine übergeben, was einen entscheidenden Beitrag leistete das osmanische Reich zum Kriegseintritt an der Seite des deutschen Reiches zu bewegen. Aus der SMS Goeben wurde daraufhin die Yavuz Sultan Selim und aus der SMS Breslau die Midilli. Beide Schiffe behielten ihre deutsche Besatzung.
Einsatz unter osmanischer Flagge:
Durch den Kriegseintritt des osmanischen Reiches war der Seeweg zum schwarzen Meer blockiert und weder Frankreich noch Großbritannien konnten so Kriegsmaterial nach Russland senden, noch Russland seine Waren exportieren.
Ende Oktober 1914 begannen die beiden Schiffe die Häfen von Sewastopol und Odessa zu beschießen, was die Kriegserklärung Seitens Russland an das osmanische Reich zur Folge hatte. Bis Ende 1915 beherrschten die Yavuz Sultan Selim und Midilli das schwarze Meer und zwangen die russischen Schiffe in den Häfen zu bleiben. Zwischendurch kam es zwar zu kleineren Gefechten, die allerdings ohne größere Schäden und Verluste auf beiden Seiten ausgingen. Erst als die russische Marine 2 neue Schlachtschiffe der Imperatriza Marija-Klasse in Dienst gestellt hatte, verschob sich das Kräfteverhältnis, da diese Schiffe mit ihren 12 30,5-cm Geschützen denen der Yavuz Sultan Selim deutlich überlegen waren. Konteradmiral Wilhelm Souchon operierte danach deutlich vorsichtiger um nicht sein einziges modernes Großkampfschiff zu gefährden.
Als sich Ende 1917 das Ausscheiden Russlands aus dem Krieg abzeichnete, verlegte Souchon seine Schiffe wieder Richtung Dardanellen wo sie am 20. Januar 1918 in der Nähe der Insel Imbros auf britische Schiffe stießen. Während des Gefechtes wurden die Monitore HMS M28 und HMS Raglan versenkt. Anschließend lief die osmanische Flotte in ein Minenfeld, wobei die Midilli sank und die Yavuz Sultan Selim 3 Treffer abbekam. Trotz der Schäden konnte die Yavuz Sultan Selim selbst noch in die Dardanellen zurück fahren und dort auf Grund gesetzt werden, bevor sie am am 26. Januar 1918 nach Konstantinopel geschleppt wurde.
Nach dem Krieg:
Die Yavuz Sultan Selim blieb nach dem Schleppen in den Hafen von Konstantinopel weiterhin fahruntüchtig liegen. Erst 1927 wurde durch die deutschen Flender-Werke ein Schwimmdock entwickelt und geliefert, welches das hohe Gewicht der Yavuz Sultan Selim heben konnte. Die Reparatur wurde in der französischen Werft Chantiers de l’Atlantique bis 1930 durchgeführt, anschließend wurde das Schiff wieder in den Dienst gestellt.
1933 und 1934 übernahm das Schiff überwiegend Repräsentative Fahrten, 1936 erfolgte die Umbenennung in TCG Yavuz und der Einsatz als Flaggschiff der türkischen Marine.
Durch die Neutralität der Türkei während des zweiten Weltkrieges nahm das Schiff an keinen Kampfhandlungen teil. Am 14. November 1954 wurde es aus der Militärliste gestrichen.
Verbleib:
1964 sowie 1965 wurde versucht das Schiff an Abwrackfirmen zu verkaufen. Mit einem Mindestgebot von ca. 11 Millionen DM und dann ca. 8,8 Millionen DM war der Verkaufspreis jedoch nicht attraktiv genug um das Schiff verkaufen zu können.
Ab dem 7. Juni 1973 wurde dann begonnen das Schiff in der Türkei zu verschrotten was sich bis zum Februar 1976 hinzog.
In dem Istanbuler Marinemuseum befinden sich noch heute einige Ausstellungsstücke der ehemaligen SMS Goeben.
Kommandanten:
2. Juli 1912 bis 3. April 1914 | Kapitän zur See Otto Philipp |
4. April 1914 bis 2. Januar 1918 | Kapitän zur See Richard Ackermann |
3. Januar bis 2. November 1918 | Kapitän zur See Albert Stoelzel |
1919–1920 | Korvettenkapitän Vasif |
1920–1922 | Kapitänleutnant Mustafa Rasih |
1922–1923 | Kapitän zur See Cevat Toydemir |
1923–1924 | Korvettenkapitän Aziz Mahmut |
1924–1925 | Kapitän zur See Ahmet Saffet |
1925–1926 | Kapitänleutnant Mustafa Necati |
1926–1928 | Kapitän zur See Tevfik Halit |
1928–1931 | Kapitän zur See Ahri Engin |
1931–1934 | Kapitänleutnant Hüsnü Gökdemir |
1934–1938 | Kapitänleutnant Ertugril Ertugrul |
1936–1938 | Kapitän zur See Ihsan Özel |
1938–1939 | Kapitän zur See i.G. Mithat Isin |
1939–1940 | Kapitän zur See Safiyettin Dağada |
1940–1942 | Kapitän zur See i.G. Necati Özdeniz |
1942–1944 | Kapitän zur See i.G. Tacettin Talayman |
1944–1945 | Kapitän zur See Nedim Ülseven |
1945–1946 | Kapitän zur See i.G. Münci Ülhan |
1946–1947 | Kapitän zur See i.G. Kemalettin Bozkurt |
1947–1948 | Kapitän zur See i.G. Münci Ülhan |
1948–1949 | Kapitän zur See Ndim Ülseven |
1949–1951 | Kapitän zur See i.G. Asim Sinik |
1951–1952 | Kapitän zur See i.G. Sadik Özcebe |
1952–1953 | Kapitän zur See i.G. Naci Seyhan |
1953–1954 | Kapitän zur See Hilmi Okcugil |
1954–1955 | Kapitän zur See Edip Sahsuv Aroglu |
Schiffsdaten:
Name: |
SMS Goeben ab 16. August 1914: ab 1936: |
Land: |
Deutsches Reich ab 16. August 1914 Osmanisches Reich, nach dem Krieg Türkei |
Schiffstyp: |
Schlachtkreuzer |
Klasse: |
Moltke-Klasse |
Bauwerft: |
Blohm & Voss, Hamburg |
Baukosten: |
41.564.000 Mark |
Stapellauf: |
28. März 1911 |
Indienststellung: |
2. Juli 1912 |
Verbleib: |
Ab Juni 1973 verschrottet |
Länge: |
186,6 Meter |
Breite: |
29,4 Meter |
Tiefgang: |
Max. 9,19 Meter |
Verdrängung: |
Max. 25.400 Tonnen |
Besatzung: |
1031 bis 1053 Mann |
Antrieb: |
24 Marinekessel |
Leistung: |
85.661 PS (63.004 kW) |
Höchstgeschwindigkeit: |
28,0 kn (52 km/h) |
Bewaffnung: |
10 × 28 cm L/50 Schnellfeuergeschütz (810 Schuss) 12 × 15 cm L/45 Schnellfeuergeschütz (1800 Schuss) 12 × 8,8 cm L/45 Schnellfeuergeschütz (3000 Schuss) 4 Torpedorohre ∅ 50 cm (1 Heck, 2 Seiten, 1 Bug, unter Wasser, 11 Schuss)
|
Panzerung: |
Gürtel: 100–270 mm auf 50 mm Teak |
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