Das Großlinienschiff SMS Prinzregent Luitpold gehörte zu der Kaiser-Klasse und bedeutete einen großen technischen Schritt im Bau und der Entwicklung von Großlinienschiffen, bei denen erstmals in der kaiserlichen Marine Großkampfschiffe mit einem Turbinenantrieb ausgestattet wurden. Die Schiffe der Kaiser-Klasse gehörten damit zu den modernsten Kriegsschiffen der kaiserlichen Marine, die jedoch ihre Schlagkraft nie einsetzen konnten.
Stapellauf und Bauform:
Die Kaiser-Klasse war eine Weiterentwicklung der Helgoland-Klasse, hatte jedoch deutliche Veränderungen in der Antriebsanlage sowie in der Bewaffnung. Statt des bisherigen Kolbenmaschinenantriebes wurde nun ein Turbinenantrieb mit Ölzusatzfeuerung eingebaut, was zu einer deutlichen Leistungssteigerung führte. Die SMS Prinzregent Luitpold stellte hierbei jedoch eine Ausnahme da. Im Gegensatz zu den anderen Schiffen der Kaiser-Klasse sollte in der Prinzregent Luitpold erstmals ein Germania 6-Zylinder-Zweitakt-Dieselmotor anstelle des auf der Mittelwelle arbeitenden Turbinenantriebs verbaut werden. Die von Großadmiral Alfred von Tirpitz angesehenen Vorteile sollten unter anderem sein:
- Schnellere Einsatzbereitschaft des Antriebs (die Dampferzeugung entfällt)
- Geringerer Treibstoffverbrauch als Turbinenantrieb, dadurch erhöhte Reichweite
- Geringerer Bedarf an Maschinenpersonal
- Weniger auffälliger Abgasrauch in den Kesselräumen
- Geringerer Gesamtraumbedarf (Kessel für die Dampferzeugung entfallen)
- Geringere Herstellungs- und Personalkosten
- Technischer und damit strategischer Vorsprung gegenüber anderen Nationen
Allerdings hatte dieser kombinierte Antrieb auch seine Nachteile:
- Geringerer Wirkungsgrad als Turbinentriebwerke
- Große Bauhöhe der Motoren, dadurch ungünstige Decksdurchbrüche erforderlich
- Mehr Vibrationen als bei Turbinentriebwerken
- Unterschiedliche Kraftstoffe, dadurch evtl. logistische Probleme
Da der von der Firma MAN entwickelte Dieselmotor zum Zeitpunkt der Abschlussarbeiten des Schiffes noch nicht voll funktionsfähig war, entschloss sich die Marineführung den Dieselmotor vorerst nicht zu verbauen. Die eigentlich dafür vorgesehenen Räume standen dementsprechend leer, da auch kein passender Turbinenantrieb für einen Einbau zur Verfügung stand. Zwar konnte die dadurch entstandene Geschwindigkeitsreduzierung durch größere Schrauben etwas ausgeglichen werden, an die Geschwindigkeiten der Schwesterschiffe kam die Prinzregent Luitpold jedoch nicht heran. Erst Ende 1917 verkündete die Firma MAN, dass der entwickelte Dieselmotor ausreichend getestet wurde und nun auch ausreichend einsatzfähig sei, jedoch konnte dieser aufgrund der angespannten militärischen Lage nicht mehr verbaut werden.
Bei der Anordnung der Geschütze wurde zwar die Anzahl von 6 auf 5 reduziert, die Geschütztürme jedoch so platziert, dass diese in beide Richtungen feuern konnten.
Durch die Verringerung der Geschütztürme konnte nun auch das eingesparte Gewicht in eine stärkere Panzerung investiert werden, womit die Gürtelpanzerung auf 350 mm angehoben wurde. Erstmals wurden auch in Teilen der Panzerung der neue Nickelstahl verwendet.
Der Stapellauf der SMS Prinzregent Luitpold erfolgte am 17. Februar 1912, die Indienststellung am 19. August 1913.
Einsatz im Krieg:
Nach der Indienststellung und den anschließenden Erprobungsfahrten wurde das Schiff der deutschen Hochseeflotte zugeteilt. Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges wurde es als Flaggschiff dem III. Geschwader eingesetzt, bis es am 14. März 1917 SMS Friedrich der Große abgelöst wurde.
Das einzige größere Seegefecht an dem die SMS Prinzregent Luitpold teilnahm war die Skagerrakschlacht vom 31. Mai auf den 1. Juni 1916. Während des Gefechtes erhielt das Schiff jedoch keine Beschädigungen.
Anfang August 1917 kam es neben der SMS Friedrich der Große auch auf der SMS Prinzregent Luitpold zu den ersten Meutereien der Mannschaften, die gegen die mangelnde Versorgung und die schlechte Führung durch die Vorgesetzten protestierten. Nach der Niederschlagung der Meuterei wurde die SMS Prinzregent Luitpold für keine weitere Operation eingesetzt.
Verbleib:
Nach den Bestimmungen des Waffenstillstandvertrages gehörte die SMS Prinzregent Luitpold zu den Schiffen der kaiserlichen Marine, die an die Siegermächte ausgeliefert und in Scapa Flow interniert werden sollten. Die Überfahrt mit den meisten anderen Schiffen erfolgte von Wilhelmshaven aus am 19. November 1918.
Da zum Ende der Verhandlungen in Versailles abzusehen war, dass die internierten Schiffe nicht mehr an Deutschland zurückgegeben werden, erteilte Konteradmiral Ludwig von Reuter am 21. Juni 1919 den Besatzungen der Schiffe den Befehl zur Selbstversenkung.
1931 wurde das Wrack des Schiffes gehoben, nach Rosyth geschleppt und dort im Laufe des Jahres 1933 verschrottet.
Kommandanten:
August 1913 bis Februar 1917 | Kapitän zur See Karl Heuser |
Februar 1917 bis Dezember 1918 | Kapitän zur See Karl von Hornhardt |
Dezember 1918 bis Juni 1919 | Kapitänleutnant Jobst von Reiche |
Schiffsdaten:
Name: |
SMS Prinzregent Luitpold |
Land: |
Deutsches Reich |
Schiffstyp: |
Großlinienschiff |
Klasse: |
Kaiser-Klasse |
Bauwerft: |
Germaniawerft, Kiel |
Baukosten: |
46.374.000 Mark |
Stapellauf: |
17. Februar 1912 |
Indienststellung: |
19. August 1913 |
Verbleib: |
Am 21. Juni 1919 in Scapa Flow selbst versenkt |
Länge: |
172,4 Meter |
Breite: |
29 Meter |
Tiefgang: |
Max. 9,1 Meter |
Verdrängung: |
Max. 27.000 Tonnen |
Besatzung: |
1.084 bis 1.178 Mann |
Antrieb: |
14 Marinekessel |
Leistung: |
38.751 PS (28.501 kW) |
Höchstgeschwindigkeit: |
21,7 kn (40 km/h) |
Bewaffnung: |
10 × 30,5 cm L/50 Schnellfeuergeschütz (860 Schuss) 14 × 15 cm L/45 Schnellfeuergeschütz (2.240 Schuss) 12 × 8,8 cm L/45 Schnellfeuergeschütz (davon 4 Flugabwehr Kanonen, 2.800 Schuss) 5 × Torpedorohr ∅ 50 cm (4 Seiten, 1 Bug, unter Wasser, 19 Schuss)
|
Panzerung: |
Wasserlinie: 120–350 mm |
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