Das Großlinienschiff SMS Kaiser war das Typschiff der gleichnamigen Schiffsklasse und das erste im deutschen Kaiserreich eingesetzte Schiff mit einem reinen Turbinenantrieb. Zudem wurde erstmals die schwere Artillerie so angelegt, dass alle Geschütze zur Seite feuern konnten, was eine Steigerung der Schlagkraft bedeutete.
Stapellauf und Bauform:
Die Schiffe der Kaiser-Klasse gingen aus der Helgoland-Klasse hervor. Bedeutende Änderungen lagen im Bereich des Antriebes sowie der Ausrichtung der großen Geschütze. Erstmals wurden Schiffe mit einem reinen Tubinenantrieb ausgerüstet mit einer Ölzusatzfeuerung. Im Gegensatz zu den üblichen Marinekesseln konnte so die Geschwindigkeit und Reichweite erhöht werden.
Weiter wurde die schwere Artillerie so auf dem Schiff plaziert, dass es möglich war mit allen Geschützen gleichzeitig seitlich zu feuern. Bei den Vorgängerschiffen war dies nicht möglich. Damit konnte die Anzahl der Geschütztürme von 6 wieder auf 5 reduziert werden und das eingesparte Gewicht in die Panzerung investiert werden.
Der Stapellauf der SMS Kaiser erfolgte am 22. März 1911, die Indienststellung am 1. August 1912.
Werdegang der SMS Kaiser:
Nach der Indienststellung und den Erprobungsfahrten wurde die Kaiser als Flaggschiff der Detachierten Division eingesetzte und unternahm zusammen mit Linienschiff SMS König Albert und dem kleinen Kreuzer SMS Straßburg 9. Dezember 1913 eine Reise über die Kanaren, Sierra Leone, Togo bis nach Rio de Janeiro und Montevideo. Am 16. Mai 1914 erfolgte die Rückreise von Rio de Janeiro aus über die Kap Verden, Funchal auf Madeira und Vigo bis die Kaiser und König Albert am 17. Juni 1914 wieder im deutschen Reich eintrafen und anschließend dem III. Geschwader zugeteilt wurden.
Einsatz im Krieg:
Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges nahm die Kaiser an fast allen Vorstößen der Hochseeflotte teil. Auch an der Skagerrakschlacht vom 31. Mai bis zum 1. Juni 1916 war die Kaiser beteiligt, verließ das Gefecht jedoch ohne großes Einwirken und ohne Beschädigungen.
An der Operation zur Eroberung der Baltischen Inseln vom 24. September bis 2. November 1917 wirkte die Kaiser ebenfalls mit. Während der Operation gelang es dem Schiff den russischen Zerstörer Grom bewegungsunfähig zu schießen, jedoch nicht zu versenken.
Während des zweiten Seegefecht bei Helgoland am 17. und 18. November 1917 erzielte die Kaiser einen Treffer auf dem britischen Kreuzer HMS Calypso, konnte jedoch auch dieses Schiff nicht versenken.
Im Laufe des Jahres 1918 nahm das Schiff lediglich an der Sicherung des kleinen Kreuzers SMS Stralsund am 2. Februar teil, der durch eine Mine schwer beschädigt und abgeschleppt werden musste. Der große Flottenvorstoß vom 23. bis 25. April 1918 an dem auch die Kaiser beteiligt war, musste vorzeitig abgebrochen werden, da der Schlachtkreuzer SMS Moltke mit einem Schaden an seiner Turbinenanlage ausfiel.
Verbleib:
Nach der Kapitulation gehörte die SMS Kaiser zu den Schiffen, die laut Bedingung der Siegermächte in dem britischen Hafen Scapa Flow Interniert werden musste. Am 19. November 1918 erfolgte daraufhin das Auslaufen aus Wilhelmshaven zusammen mit den meisten anderen Schiffen der deutschen Hochseeflotte.
Als zum Ende der Friedensgespräche ersichtlich wurde, dass die internierten deutschen Schiffe Deutschland nicht mehr zurück gegeben werden, erteilte Konteradmiral Ludwig von Reuter am 21. Juni 1919 den Befehl zur Selbstversenkung. Auch die Kaiser versank damit mit dem größten Teil der deutschen Schiffe.
Am 20. März 1929 begannen die Bergungsarbeiten durch ein britisches Bergungsunternehmen. In Rosyth wurde das Wrack anschließend bis 1930 verschrottet.
Kommandanten:
August bis September 1912 | Kapitän zur See Georg von Ammon |
Oktober 1912 bis Januar 1913 | Kapitän zur See Friedrich von Bülow |
Januar bis September 1913 | Kapitän zur See Ernst Ritter von Mann Edler von Tiechler |
September 1913 bis Januar 1916 | Kapitän zur See Adolf von Trotha |
Januar 1916 bis Juni 1917 | Kapitän zur See Walter Freiherr von Keyserlingk |
Juni 1917 bis August 1918 | Kapitän zur See Max Loesch |
6. August bis 5. November 1918 | Kapitän zur See Hermann Bauer |
September / Oktober 1918 | Kapitän zur See Ernst Vanselow (in Vertretung) |
November 1918 bis 21. Juni 1919 | Kapitänleutnant Curd Wippern |
Schiffsdaten:
Name: |
SMS Kaiser |
Land: |
Deutsches Reich |
Schiffstyp: |
Großlinienschiff |
Klasse: |
Kaiser-Klasse |
Bauwerft: |
Kaiserliche Werft, Kiel |
Baukosten: |
44.997.000 Mark |
Stapellauf: |
22. März 1911 |
Indienststellung: |
1. August 1912 |
Verbleib: |
Am 21. Juni 1919 in Scapa Flow selbstversenkt, 1929 gehoben und 1930 verschrottet |
Länge: |
172,4 Meter |
Breite: |
29 Meter |
Tiefgang: |
Max. 9,1 Meter |
Verdrängung: |
Max. 27.000 Tonnen |
Besatzung: |
1.084 Mann |
Antrieb: |
16 Marinekessel |
Leistung: |
55.187 PS (40.590 kW) |
Höchstgeschwindigkeit: |
23,4 kn (43 km/h) |
Bewaffnung: |
10 × 30,5 cm L/50 Schnellfeuergeschütz (860 Schuss) 14 × 15 cm L/45 Schnellfeuergeschütz (2.240 Schuss) 12 × 8,8 cm L/45 Schnellfeuergeschütz (davon 4 Flak, 2.800 Schuss) 5 Torpedorohre ∅ 50 cm (4 Seiten, 1 Bug, unter Wasser, 19 Schuss)
|
Panzerung: |
Wasserlinie: 120–350 mm |
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