Als Kavallerie bezeichnet man den berittenen Teil eines Heeres, die mit Blank oder Schusswaffen ausgestattet sind. Zu diesen gehören auch von einigen Heeren eingesetzte Kamele oder Elefanten, die für militärische Zwecke als Reittiere eingesetzt wurden.
Die Geschichte der Kavallerie:
Seit der Antike bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die Kavallerie ein bedeutender Teil der Streitkräfte eines Landes oder Herrschers. Durch ihre besondere Mobilität, Schnelligkeit und enorme Durchschlagskraft konnten durch diesen Truppenteil entscheidende Taktiken angewendet werden, die mit der normalen Infanterie nicht möglich gewesen wären.
Bereits zu Zeiten der Sumer und Ägypter setzten die Militärs auf Pferde in Form von Streitwagen oder mit Bögen bewaffnete Krieger. Diese waren in der Lage schnelle Überraschungsangriffe durchzuführen und sich ebenso schnell wieder zurück zu ziehen.
Auch das römische Reich setzte auf die Kavallerie. Diese wurde jedoch hauptsächlich zur Grenzsicherung in Kastellen stationiert um schnell auf feindliche Angriffe reagieren zu können. Der größte Teil der römischen Legionen bestanden weiterhin aus gewöhnlichen Fußsoldaten.
Zu Beginn des Mittelalters sollte die Kavallerie den Höhepunkt seines militärischen Daseins erreichen. Im fränkischen Reich entstanden die sogenannten fränkischen Panzerreiter, die durch Kettenhemden auf Mensch und Pferd und mit Lanzen ausgerüstet einen überaus schwer zu besiegenden Gegner darstellten. Später entwickelten sich aus diesen Panzerreitern die Gattung der Ritter, die noch mehr gepanzert waren und durch die Entwicklung des Steigbügels erheblich an Durchschlagskraft mit der Lanze erzielen konnten.
Mit Auftauchen der Pikeniere geriet die Vormachtstellung der Kavallerie zum ersten mal wirklich ins Wanken. Diese mit langen Lanzen bewaffneten Fußsoldaten machten bei einer geschlossenen Formation ein Durchkommen der Reiter unmöglich. Zudem waren sie darauf trainiert, die Reiter mit den Lanzen nach Möglichkeit aus dem Sattel zu zerren oder die Pferde soweit zu verletzen, dass sie nicht mehr einsatzfähig waren.
Ein weiterer Faktor der den Untergang der Kavallerie einläutete war die Entwicklung und Einführung der Feuerwaffen. Zwar konnte Ende des 17. Anfang des 18. Jahrhunderts nochmals die Taktik angepasst und die Reiterei militärisch noch eingesetzt werden, der Untergang als Truppengattung konnte jedoch nicht mehr verhindert werden.
Besonders seit dem Krim Krieg und dem Deutsch-Französischem Krieg 1870/71 und der Einführung von Maschinengewehren war die Funktion der Kavallerie mit der Taktik des Frontalangriffes nicht mehr zeitgemäß. Im Stellungskrieg des ersten Weltkrieges verdeutlichte sich dies zusätzlich, als zu Beginn 1914 noch einige Kavallerieangriffe an der Westfront geführt wurden. die Verluste waren derart hoch, dass es keine weiteren Angriffe dieser Art mehr gab. Lediglich an der Ostfront wurden Reiter noch für Aufklärungszwecke eingesetzt.
Mit dem zweiten Weltkrieg und der bis dahin fortgeschrittenen Motorisierung der Streitkräfte wurden Pferde im Grunde genommen nur noch für logistische Zwecke, in geringem Maße noch für Aufklärung eingesetzt. Durch den Tausch Pferd gegen Fahrzeug war es in einigen Streitkräften, besonders der US Army, Tradition, die Einheit weiterhin die Kavallerie Bezeichnung führen zu lassen wie z.B. die 7th Cavalry Einheit der US Streitkräfte.
Passende Literatur zum Thema findet Ihr hier:
Ross und Reiter - Von der Kavallerie zum modernen Pferdesport - Eine Dokumentation am Beispiel des Kavallerie-Regiments 15
Ritter und Söldner im Mittelalter: Kleidung, Rüstung und Bewaffnung
Hochmittelalterliches Militärwesen vom 11. bis zum frühen 16. Jahrhundert mit Einblicken in das tägliche Leben des einfachen Kriegsvolkes. Neben brillianten Farbfotos enthält dieser Band auch 11 eigens von Gerry Embleton angefertigte Farbtafeln zu Bekleidung und Ausrüstung.
Die U.S. - Kavallerie. Legende und Wirklichkeit einer militärischen Eliteeinheit
Die deutsche Kavallerie im ersten Weltkrieg: Fachbuch zur Neueren Geschichte
Kavallerie der Wehrmacht
Obwohl nur wenig bekannt, gab es eine nicht unbedeutende deutsche Kavallerie. Aus den 18 Reiter-Regimentern der Reichswehr entwickelten sich ab 1919 zahlreiche Kavallerie-Regimenter. 1935 verfügte die neue Deutsche Wehrmacht über 13 Reiter-Regimenter. Durch die Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht und durch die Übernahme berittener Formationen der Landespolizei sowie der Einstellung ehemaliger Offiziere der alten Armeen und der Reichswehr, wuchs die Zahl rasch an, sodass zu Beginn des Zweiten Weltkriegs eine Kavallerie-Division aufgestellt werden konnte. Jedes Friedens-Infanterie-Regiment verfügte auch über einen Reiter-Zug. Daraus wurden Anfang 1943 an der Ostfront reine Kavallerie-Verbände errichtet, die schließlich zu zwei Kavallerie-Divisionen anwuchsen. Weitere Aufstellungen bewirkten, dass in der zweiten Kriegshälfte sieben Kavallerie-Divisionen eingesetzt wurden. Im Juni 1945 wurden schließlich die letzten vier vollberittenen Reiter-Regimenter des I. Kavallerie-Korps in Württemberg von der US-Armee aufgelöst. Mit dieser gründlich recherchierten Bild- und Textdokumentation ist es Klaus Christian Richter gelungen, das Bild der ehemaligen Kavallerie, ihre Ausrüstung, Uniformierung und Aufgaben, belegt mit einer großen Zahl von Originalfotos, widerzuspiegeln. Graphische Darstellungen verdeutlichen die Details und zeichnen das Zeitkolorit nach. Mit dem Absitzen der letzten Reiter 1945 ging eine Epoche wohl für immer zu Ende.
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