Der kleiner Kreuzer SMS Breslau gehörte der Magdeburg-Klasse an, operierte zu Beginn des ersten Weltkrieges im Mittelmeer und wurde 1914 an das osmanische Reich verkauft, was den Kriegseintritt des Landes an der Seite des deutschen Reiches beschleunigte.
Stapellauf und Bauform:
Die Breslau gehörte zu der aus insgesamt 4 Schiffen bestehenden Magdeburg-Klasse. Diese wurde 1908 neu entworfen unter der Forderung nach einer deutlich besseren Panzerung gegen Torpedos und die größeren Kaliber der neuen Kriegsschiffe der anderen Marinen.
Erstmals erhielt eine Kreuzer Klasse eine Seitenpanzerung, wobei die Panzerung selbst als Außenwand diente und nicht wie bei vorherigen Klassen der eigentlichen Außenhaut aufgeschraubt wurde.
Der Stapellauf der Breslau erfolgte am 16. Mai 1911, die Indienststellung am 10. Mai 1912.
Werdegang der SMS Breslau:
Schon zu Beginn der Indienststellung und den eigentlichen Erprobungsfahrten wurde die Breslau der kaiserlichen Yacht Hohenzollern als Begleitschiff zugeteilt und begleitete das Schiff während der Kieler Woche, der Nordlandreise sowie dem Herbstmanöver.
Am 3. November 1912 wurde die Breslau zusammen mit dem Großen Kreuzer SMS Goeben der neu erstellten Mittelmeerdivision zugeteilt, wo sie zusammen mit dem kleinen Kreuzer Geier und dem Schulkreuzer Hertha mehrere Häfen anlief. Nach der Ermordung des griechischen Königs Georg I. fuhr die Breslau aus um am 25. März 1913 in Brindisi den Prinzen Ernst August von Cumberland, den künftigen Schwiegersohn des Kaisers und in Korfu den Prinzen Heinrich von Preußen, den Bruder des Kaisers, zur Teilnahme an den Beisetzungsfeierlichkeiten abzuholen.
Weiter war das Schiff an der internationalen Blockade der Küste Montenegros beteiligt, sowie mit Ihrer Bordmannschaft an der Überwachung der Abtretung von Skutaris an Albanien.
Vor dem Ausbruch des Krieges übernahm die Breslau überwiegend Überwachungsaufgaben.
Einsatz im Krieg:
Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges lag die Breslau zusammen mit der SMS Goeben in Messina vor Anker. Der Auftrag der deutschen Mittelmeerdivision lautete zu diesem Zeitpunkt lediglich in der Behinderung französischer Truppenbewegungen aus Algerien ins Mutterland. Am 3. August 1914 liefen beide Schiffe aus Richtung Algerien. Auf dem Weg dorthin beschossen sie die Städte Philippeville und Bône.
Zwar war auch die französische Flotte zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Weg nach Algerien, spaltete sich unterwegs jedoch auf und setzte darauf, dass die deutschen Schiffe nach Westen fahren würden. Diese drehten jedoch um und liefen wieder in Messina ein um ihre Kohlevorräte aufzustocken. Die Anwesenheit der deutschen Schiffe unterband jedoch kurzfristig das Auslaufen von französischen Truppentransportern, da diese zunächst noch auf ihren Geleitschutz warten mussten.
Auch die britische Mittelmeerflotte war auf die deutschen Schiffe aufmerksam geworden und versuchte diese zu verfolgen um die östlichen Handelswege des Mittelmeeres zu schützen. Den gesamten Tag des 4. August 1914 lieferten sich die Deutschen mit den Briten ein Katz und Maus Spiel, eröffneten jedoch nicht das Feuer, da zu diesem Zeitpunkt noch kein Kriegszustand zwischen den Ländern herrschte. Am 5. August liefen die beiden deutschen Schiffe Breslau und Goeben erneut in Messina ein um Kohle zu laden. Zu diesem Zeitpunkt an herrschte Krieg zwischen dem deutschen Reich und Großbritannien.
Verfolgungsjagd im Mittelmeer und Absetzen in das osmanische Reich:
Mit dem 5. August 1914 herrschte Krieg zwischen dem deutschen Reich und Großbritannien. Die beiden deutschen Schiffe lagen in Messina, wurden von der italienischen Behörden auf die Neutralitätsvorschriften hingewiesen und waren dementsprechend verpflichtet nach der Aufnahme von Kohle den Hafen wieder zu verlassen.
Am Abend des 6. August liefen die beiden deutschen Schiffe aus dem Hafen und das britische Schiff HMS Gloucester begann diese zu verfolgen. Durch die Störung des Funkverkehres konnte der britische Kapitän die Position und Fahrtroute nicht vollständig an die anderen britischen Schiffe weitergeben, womit diese an einer falschen Position nach ihnen suchten. Die Gloucester musste sich auf das Verfolgen beschränken, da sie den beiden deutschen Schiffen von der Feuerkraft her nicht gewachsen wäre.
Vizeadmiral Souchon lies ebenfalls seine Schiffe nicht angreifen, da er bereits plante mit diesen in das Gebiet des osmanischen Reiches einzulaufen. Am 9. August lies er die Schiffe noch einmal von dem Kohledampfer Bogadyr Kohle aufnehmen bevor er am 10. August in die Dardanellen einfuhr und sich nach Konstantinopel absetzte.
Übergabe und Dienst im osmanischen Reich:
Die beiden deutschen Schiffe Breslau und Goeben wurden nach dem Einlaufen in Konstantinopel offiziell an das osmanische Reich verkauft und sollten als Ersatz für die von den Briten rechtswidrig beschlagnahmten Schiffen Reshadije und Sultan Osman I. dienen. Diese wurden in Großbritannien gebaut, waren fertiggestellt und vor der Übergabe von britischen Truppen besetzt worden.
Die Breslau wurde am 16. August 1914 als Midilli in den Dienst der osmanischen Marine aufgenommen. Die deutsche Besatzung blieb auf dem Schiff. Der Verkauf der Schiffe war entscheidend für den Kriegseintritt des osmanischen Reiches an der Seite der Mittelmächte.
Der erste Einsatz unter osmanischen Flagge erfolgte am 29. Oktober 1914 wo die russischen Häfen Noworossijsk, Odessa und Sewastopol zusammen mit anderen osmanischen Schiffen beschossen wurde. Die Kriegserklärung Russlands an das osmanische Reich erfolgte dann am 2. November 1914.
Im November und Dezember 1914 führte die Midilli überwiegend Begleitfahrten von Truppentransportern und Handelsschiffen durch, wobei es einige kleinere Gefechte mit russischen Schiffen gab.
Anfang April 1915 lief die Midilli zusammen mit der in Yavuz Sultan Selim umbenannten Goeben aus um die die Rückkehr der Kreuzer Hamidiye und Mecidiye zu decken, die den Auftrag hatten die russische Stadt Nikolajew zu beschießen. Da die Mecidiye jedoch auf dem Weg dorthin auf eine Mine lief und sank, musste der Angriff abgebrochen werden. Während die Hamidiye die Überlebenden der Mecidiye aufnahm, beschossen die ehemals deutschen Schiffe Sewastopol. Durch die auslaufende russische Flotte, zogen sich die beiden Schiffe langsam zurück um der Hamidiye ausreichend Zeit zur Rückkehr zu geben. Mit Einbruch der Dunkelheit und der Mitteilung, dass die Hamidiye ausser Reichweite der russischen Flotte war, beschleunigten die Schiffe wieder ihr Tempo. 2 russische Zerstörer konnten zwar an die Yavuz Sultan Selim aufschließen, wurden jedoch erkannt und von der Midilli beschossen, sodass diese schwer beschädigt abziehen mussten.
Während der Begleitung eines Kohletransports, lief die Midilli am 18. Juli 1915 auf eine Mine und erlitt schwere Beschädigungen. Die Reparatur dauerte bis zum 27. Februar 1916, wobei auch schon 2 der 10,5-cm Geschütze gegen die größeren 15-cm Geschütze getauscht wurden.
Ab März 1916 wurde die Midilli überwiegend im Begleitschutz von Truppentransportern und Handelsschiffen eingesetzt. Zwischenzeitlich wurden auch die restlichen 10,5-cm Geschütze gegen 15-cm Geschütze ausgetauscht sowie eine Ölzusatzfeuerung eingebaut.
Verbleib:
Am 20. Januar 1918 war mit der Midilli und der Yavuz Sultan Selim ein Ausbruch aus den Dardanellen geplant. Bei der Ausfahrt stießen die beiden Schiffe auf die britische Flotte, wobei bei dem Gefecht die Monitore M28 und Raglan versenkt wurden.
Bei der Weiterfahrt fuhren die Schiffe jedoch in ein Minenfeld und die Midilli begann nach 5 Minentreffern an zu sinken. 133 Besatzungsmitglieder konnten gerettet werden, 330 verloren ihr Leben.
Kommandanten:
Mai 1912 bis September 1913 | Fregattenkapitän Leberecht von Klitzing |
Mai 1913 bis August 1913 | Kapitänleutnant Wilfried von Loewenfeld (in Vertretung) |
Oktober 1913 bis Januar 1915 | Fregattenkapitän Paul Kettner |
Januar bis Februar 1915 | Korvettenkapitän Rudolf Madlung |
Februar bis August 1915 | Kapitän zur See Leberecht von Klitzing |
September 1915 bis Juli 1917 | Korvettenkapitän Wolfram von Knorr |
August 1917 bis Januar 1918 | Fregattenkapitän / Kapitän zur See Georg von Hippel |
Schiffsdaten:
Name: |
SMS Breslau |
Land: |
Deutsches Reich |
Schiffstyp: |
Kleiner Kreuzer |
Klasse: |
Magdeburg-Klasse |
Bauwerft: |
AG Vulcan, Stettin |
Baukosten: |
7.961.000 Mark |
Stapellauf: |
16. Mai 1911 |
Indienststellung: |
10. Mai 1912 |
Verbleib: |
Am 20. Januar 1918 auf Mine gelaufen und gesunken |
Länge: |
138,7 Meter |
Breite: |
13,5 Meter |
Tiefgang: |
Max. 5,73 Meter |
Verdrängung: |
Max. 5.281 Tonnen |
Besatzung: |
354 bis 374 Mann |
Antrieb: |
16 Marinekessel |
Leistung: |
33.482 PS (24.626 kW) |
Höchstgeschwindigkeit: |
27,5 kn (51 km/h) |
Bewaffnung: |
12 × Schnellfeuergeschütz 10,5 cm L/45 (1.800 Schuss) 2 × Torpedorohr ⌀ 50,0 cm (5 Schuss) 120 Seeminen ab 1917: 8 × Schnellfeuergeschütz 15,0 cm L/45 (741 Schuss) 2 × Torpedorohr ⌀ 50,0 cm (5 Schuss) 120 Seeminen
|
Panzerung: |
Gürtel: 18–60 mm |
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