Mit der Entwicklung des kleinen Kreuzer SMS Gefion entstand ein zunächst als Kreuzerkorvette klassifizierter Schiffstyp, der sowohl Aufklärungs- und Flottenaufgaben übernehmen als auch für Überseezwecke eingesetzt werden sollte.
Stapellauf und Bauform:
1891 entstand das Konzept der Gefion, die als Kreuzerkorvette und Versuchsschiff verschiedene Aufgaben übernehmen sollte, die sonst auf mehrere Schiffstypen verteilt waren. Erstmals wurde in der kaiserlichen Marine auch bei einem so großen Schiff auf die Hilfsbesegelung verzichtet.
Die bei Beginn angesetzte Bewaffnung von 10 15-cm Mantelringkanonen wurde während der Erprobungsphase gegen die neu entwickelten und schlagkräftigeren 10,5-cm Schnellladekanonen ersetzt.
Der Stapellauf erfolgte am 31. Mai 1893, die Indienststellung am 27. Juni 1894.
Namensgeber war Gefion, oder auch Gefjun genannt. Sie ist in der germanischen Mythologie eine Asenjungfrau, eine Beschützerin der Jungfrauen, der alle gehören, die unvermählt sterben, sowie Göttin der Familie und des Glücks. Sie gilt als rein wie der Morgentau.
Werdegang der SMS Gefion:
Mit Beginn der Erprobungsfahrten zeigte sich die größte Schwäche des Schiffes mit der Antriebsanlage. Starke Vibrationen bei hoher Fahrt und viele kleiner Mängel verringerten die Einsatzfähigkeit stark. Auch war die Belüftung der Heizräume mangelhaft, was zu der bereits schweren Arbeit der Heizer hinzukam. Abgestellt werden konnten die ganzen Mängel nie ganz.
Den ersten offiziellen Auftritt hatte die Gefion im Juni 1895 bei der Eröffnung des Kaiser Wilhelm Kanal (später Nord-Ostsee-Kanal). Durch seine hohe Reichweite, diente das Schiff anschließend überwiegend als Begleitschiff der kaiserlichen Yacht Hohenzollern bei dessen Fahrten.
In dem Zeitraum September bis Dezember 1897 wurde die Gefion einer gründlichen Wartung unterzogen um auf den Einsatz in der Ostasiatischen Kreuzerdivision in Tsingtau vorbereitet zu werden. In dieser Zeit wurden häufig Häfen in Russland und Japan angefahren.
Nach dem Boxeraufstand im Juni 1900 wurde die Gefion zurück in das deutsche Reich beordert, lief in Wilhelmshaven ein und wurde dort am 22. September 1901 außer Dienst gestellt.
Bis 1904 wurden grundlegende Wartungsarbeiten durchgeführt um das Schiff anschließend der Reserveflotte zuzuteilen.
Mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges sollte auch die Gefion wieder reaktiviert werden, doch aufgrund von Personalmangel musste das Schiff ab 1916 in Danzig als Wohnschiff dienen.
Verbleib:
Nach dem Krieg erfolgte am 5. November 1919 die Streichung als Kriegsschiff und der anschließende Verkauf an die Norddeutsche Tiefbaugesellschaft in Berlin, die das Schiff 1920 zu einem Frachtschiff umbauen lies.
Bereits 1923 erfolgte schließlich die Verschrottung.
Kommandanten:
Juni 1894–Okt. 1894 | Korvettenkapitän Hans Oelrichs | |
Juni 1895–Sept. 1895 | Kapitän zur See Gustav Schmidt | |
Sept. 1895–Feb. 1896 | Fregattenkapitän Hugo Zeye | |
Feb. 1896–März 1896 | Kapitänleutnant Johannes Vanselow | |
März 1896–Okt. 1896 | Kapitän zur See Rudolf von Eickstedt | |
Okt. 1896–Sept. 1897 | Korvettenkapitän Hugo Plachte | |
Sept. 1897–Dez. 1898 | Korvettenkapitän Friedrich Follenius | |
Dez. 1898–Jan. 1901 | Fregattenkapitän Max Rollmann | |
Jan. 1901–Juni 1901 | Fregattenkapitän Heinrich Bredow | |
Juni 1901–Okt. 1901 | Korvettenkapitän Otto Weniger |
Schiffsdaten:
Name: |
SMS Gefion |
Land: |
Deutsches Reich |
Schiffstyp: |
Kreuzerkorvette |
Klasse: |
Einzelschiff |
Bauwerft: |
Ferdinand Schichau, Danzig |
Baukosten: |
5.171.000 Millionen Mark |
Stapellauf: |
31. Mai 1893 |
Indienststellung: |
27. Juni 1894 |
Verbleib: |
1923 verschrottet |
Länge: |
110,4 Meter |
Breite: |
13,2 Meter |
Tiefgang: |
Max. 6,47 Meter |
Verdrängung: |
Max. 2.549 Tonnen |
Besatzung: |
302 Mann |
Antrieb: |
2 stehende dreizylindrige |
Leistung: |
9.000 PSi |
Höchstgeschwindigkeit: |
19,0 kn |
Bewaffnung: |
10 × 10,5-cm-L/35
6 × 5,0 cm SK L/40
2 Torpedorohre seitlich auf Deck |
Panzerung: |
Deck: 25–30 mm |
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