Der kleine Kreuzer SMS Karlsruhe gehörte der gleichnamigen Kreuzer-Klasse an, die aus lediglich 2 Schiffen bestand. Die SMS Karlsruhe führte im Atlantik zu Beginn des ersten Weltkrieges erfolgreich Handelskrieg überwiegend gegen britische Handelsschiffe. Die frühe Versenkung des Schiffes wurde vom deutschen Reich so geheim gehalten, dass die britische Admiralität ein halbes Jahr vergeblich nach dem Schiff suchte.
Stapellauf und Bauform:
Die Karlsruhe-Klasse ging aus der Magdeburg-Klasse hervor, war auf 2 Schiffe ausgelegt und unterschied sich zu den Vorgängerschiffen lediglich in dem Einbau von zusätzlich 2 ölbefeuerte Wasserrohrkessel für die Antriebsanlage, was ihre Geschwindigkeit und Reichweite etwas erhöhte. Die restliche Konstruktion der Schiffe war fast identisch, auch was die Bewaffnung anbelangte.
Der Stapellauf der SMS Karlsruhe erfolgte am 11. November 1912, die Indienststellung am 15. Januar 1914.
Werdegang der SMS Karlsruhe:
Nach der Indienststellung und den Erprobungsfahrten war die Karlsruhe als Ersatz für den kleinen Kreuzer SMS Dresden gedacht, dessen Einsatzort die ostamerikanischen Station waren und dort die kaiserlichen Interessen vertreten sollte. Damit sollte die erste Auslandsreise für das Schiff zu den Eröffnungsfeierlichkeiten des gerade fertiggestellten Panamakanals in Veracruz und im Anschluss zur Weltausstellung in San Francisco führen.
Auf dem Weg über den Atlantik erreichte den Kapitän in Saint Thomas auf den Jungferninseln ein Telegram der Marineführung über das Attentat in Sarajevo und der Befehl, die Kohlevorräte schnellstmöglich aufzufüllen und den Hafen wieder zu verlassen um sich früher als geplant mit der SMS Dresden zu treffen.Das Zusammentreffen der Schiffe fand dann am 26. Juli 1914 in Port-au-Prince in Haiti statt, wo Fregattenkapitän Erich Köhler das Kommando über die Karlsruhe übernahm. Noch am gleichen Tag verließen die Schiffe den Hafen wobei die Dresden die Heimreise antrat und die Karlsruhe weiter westlich fuhr. 28. Juli 1914 erreichte der Funkspruch über die steigenden Spannungen zwischen Österreich-Ungarn und Serbien das Schiff, weßwegen die Karlsruhe in Havanna in Kuba lediglich eine Nacht verblieb um die Vorräte aufzustocken. Da ein Krieg unmittelbar bevorstand wollte Fregattenkapitän Erich Köhler nicht in einem Hafen ggf. eingekesselt werden.
Einsatz im Krieg:
Als am 3. August 1914 der erste Weltkrieg in Europa ausbrach, bekam die SMS Karlsruhe vom kaiserlichen Marineamt den Befehl Kreuzerkrieg im Mittelatlantik zu führen. Zunächst musste jedoch am 6. August 1914 der Dampfer Kronprinz Wilhelm des Norddeutschen Lloyd auf Befehl zu einem Hilfskreuzer umgerüstet werden. Dazu trafen sich die beiden Schiffe östlich der Bahamas, wo die Kronprinz Wilhelm 2 8,8cm Geschütze sowie Munition von der Karlsruhe übernehmen sollte. Während der Umbaumaßnahmen kam ihnen jedoch der britische Panzerkreuzer Suffolk entgegen, womit die Arbeiten abgebrochen wurden und die beiden Schiffe in entgegengesetzter Richtung Fahrt aufnahmen. Die Suffolk verfolgte zwar die Karlsruhe, diese hatte allerdings eine höhere Geschwindigkeit und konnte dem britischen Schiff ohne große Mühe entkommen.
Um die Kohlevorräte wieder aufzustocken, wollte Fregattenkapitän Köhler den neutralen Hafen Newport News anlaufen, wobei ihm der britische leichte Kreuzer Bristol den Weg abschnitt. Die Karlsruhe konnte 2 Treffer auf der Bristol ohne eigene Beschädigungen erzielen, musste anschließend jedoch Richtung San Juan in Puerto Rico ausweichen.
Am 9. August 1914 lief das Schiff im Hafen ein, nahm Kohle vom Hapagdampfer Odenwald auf und lief bereits am nächsten Tag wieder aus. Nachdem die Karlsruhe den britischen Verfolgern entkommen konnte, fuhr sie zunächst noch Willemstad auf Curaçao an um weitere Vorräte aufzunehmen um anschließend den Kreuzerkrieg zu führen.
Bis Ende Oktober 1914 gelang es der Karlsruhe 17 Schiffe aufzubringen:
- 18. August 1914 der britische Frachter Bowes Castle
- 31. August 1914 der britische Frachter Strathroy
- 3. September 1914 der britische Frachter Maple Branche
- 14. September 1914 das britische Passagierschiff Highland Hope
- 17. September 1914 der britische Frachter Indrani
- 21. September 1914 der britische Frachter Cornish City
- 21. September 1914 der niederländische Frachter Maria
- 22. September 1914 der britische Frachter Rio Iguassu
- 22. September 1914 der britische Frachter Farn
- 6. Oktober 1914 der britische Frachter Niceto de Larinaga
- 7. Oktober 1914 der britische Frachter Lynrowan
- 8. Oktober 1914 der britische Frachter Pruth
- 9. Oktober 1914 das britische Passagierschiff Cervantes
- 11. Oktober 1914 der britische Frachter Condor
- 18. Oktober 1914 der britische Frachter Glanton
- 23. Oktober 1914 der britische Frachter Hurstdale
- 26. Oktober 1914 das britische Passagierschiff VanDyck
Verbleib:
Am 4. November 1914 war die SMS Karlsruhe in Begleitung der Rio Negro und der Indrani auf Fahrt östlich der Insel Trinidad als es gegen 18:30 Uhr zu einer starken Explosion im Vorschiff kam, wobei der Kommandoturm, die Brücke, der Fockmast und der vordere Schornstein vom Schiff flogen und der Rest innerhalb kurzer Zeit im Atlantik versank. Ursache für die Explosion war vermutlich die Selbstentzündung der Munition, da die Kühlung nicht auf tropische Temparaturen ausgelegt war.
146 Besatzungsmitglieder konnten noch von den Begleitschiffen gerettet werden und anschließend zurück ins deutsche Kaiserreich gebracht werden.
Da die Marineführung den Verlust der Karlsruhe geheim hielt, suchten die britischen Schiffe noch bis in den April 1915 nach der SMS Karlsruhe.
Kommandanten:
Dezember 1913 – 26. Juli 1914 | Fregattenkapitän Fritz Emil Lüdecke |
26. Juli – 4. November 1914 | Fregattenkapitän Erich Köhler |
Schiffsdaten:
Name: |
SMS Karlsruhe |
Land: |
Deutsches Reich |
Schiffstyp: |
Kleiner Kreuzer |
Klasse: |
Karlsruhe-Klasse |
Bauwerft: |
Germaniawerft in Kiel |
Baukosten: |
8.100.000 Mark |
Stapellauf: |
11. November 1912 |
Indienststellung: |
15. Januar 1914 |
Verbleib: |
Am 4. November 1914 durch Explosion im Vorschiff gesunken |
Länge: |
142,2 Meter |
Breite: |
13,7 Meter |
Tiefgang: |
Max. 6,2 Meter |
Verdrängung: |
Max. 6.191 Tonnen |
Besatzung: |
373 Mann |
Antrieb: |
12 kohlegefeuerte Dampfkessel |
Leistung: |
37.885 PSw |
Höchstgeschwindigkeit: |
28,5 kn |
Bewaffnung: |
12 × 10,5 cm L/45 Schnelladekanonen 2 × 50 cm-Torpedorohre |
Panzerung: |
Deck: 20 – 40 mm |
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