Der kleine Kreuzer SMS Kolberg gehörte der gleichnamigen Schiffsklasse an, die als erste Klasse durchgehend in allen gebauten Schiffen Turbinenantriebe besaßen. Auch waren es die letzten Schiffe die noch einen Rammbug hatten, wenngleich dieser schon nicht mehr so ausgeprägt war wie bei vorherigen Schiffen.
Stapellauf und Bauform:
Die Konstruktion der Kolberg-Klasse entstand aus der Dresden-Klasse. Bis auf 3 unterschiedliche Kriegsschiffe zuvor, waren die Schiffe der Kolberg-Klasse die ersten Kriegsschiffe im Kaiserreich, bei denen in Serie ein Turbinenantrieb verbaut wurde. Allerdings hatten die 4 Schiffe der Klasse bedingt durch die verschiedenen Bauwerften und die fehlenden Standards auch 4 verschiedene Hersteller der Tubinenanlagen, was zu unterschiedlichen Leistungen und Geschwindigkeiten führte.
Der Stapellauf der SMS Kolberg erfolgte am 14. November 1908, die Indienststellung am 21. Juni 1910.
Werdegang der SMS Kolberg:
Nach der Indienststellung begannen die üblichen Erprobungsfahrten. Bei der Kolberg mussten diese jedoch zwei mal unterbrochen werden, da die kaiserliche Marine zu wenig Personal hatte um das Schiff vollständig auszustatten. Erst am 14. Juni 1911 konnte die Erprobung abgeschlossen werden.
Im Anschluss wurde das Schiff einem Aufklärungsgeschwader zugeteilt. Der Dienst wurde jedoch immer wieder unterbrochen um als Begleitschiff die kaiserliche Yacht auf Auslandsfahrten zu begleiten.
Einsatz im Krieg:
Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges war die SMS Kolberg dem II. Aufklärungsgruppe der Hochseeflotte zugeteilt und diente in der Nordsee. Als am 28. August 1914 bei Helgoland britische und deutsche Schiffe aufeinander trafen wurde auch die Kolberg dorthin geschickt, kam jedoch zu spät um noch in das Gefecht einzugreifen.
Bis Anfang 1915 war die Kolberg an mehreren Vorstößen in der Nordsee beteiligt, um die Verlegung von Minensperren abzusichern. Am 24. Januar 1915 kam es bei der Doggerbank erneut zu Kämpfen mit britischen Schiffen. Der Kolberg gelang es den britischen Kreuzer Aurora zu beschädigen, musste jedoch selbst Treffer einstecken und hatte 2 Tote zu beklagen.
Im Sommer 1915 wurde das I. Geschwader mit der I. und II. Aufklärungsgruppe in die Ostsee versetzt um die Besetzung des Baltikums zu unterstützen. Im August kam es während der Operation zu mehreren Gefechten zwischen der Kolberg und russischen Zerstörern, die jedoch ohne große Schäden an dem Schiff ausgingen. Am 21. August erfolgte die Rückverlegung in die Nordsee.
Im Februar 1916 wurde die Kolberg als Ersatz des kleinen Kreuzer Elbing Führerschiff der VI. Aufklärungsgruppe und wieder in die Ostsee beordert. In dem Zeitraum vom 16. Dezember 1916 bis zum 26. April 1917 lag das Schiff in der Werft um einige Umbaumaßnahmen durchführen zu lassen. Hierbei wurden die 10,5-cm Geschütze durch 15-cm Kanonen ersetzt, zwei 50-cm Torpedorohre montiert und der Kommandoturm umgebaut.
Während des Unternehmens Albion zur Besetzung der baltischen Inseln im Herbst 1917, beteiligte sich die Kolberg an der Beschießung der russischen Küstenbatterien und Unterstütze die Besetzung der Inseln Ösel und Moon. Anschließend musste das Schiff in die Werft und wurde einer Überholung unterzogen.
Ab Mitte März 1918 wurde die Kolberg eingesetzt um die Landung deutscher Truppen in Finnland zu unterstützen. Am 29. September 1918 kehrte das Schiff nach Kiel zurück, wo es ankern sollte um einen Teil seiner Besatzung abzugeben die für die Krim vorgesehen war.
Verbleib:
Die SMS Kolberg gehörte zu den Schiffen der kaiserlichen Marine, die nicht nach den Bestimmungen des Waffenstillstandes nach Scapa Flow interniert werden mussten. Es wurde am 17. Dezember 1918 außer Dienst gestellt und am 5. November 1919 aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen.
Als Reparationsleistung musste die Kolberg dann am 20. April 1920 an Frankreich ausgeliefert werden, die das Schiff unter dem Namen Colmar in der französischen Marine in Dienst stellten. Dort war das Schiff als Flaggschiff der Fernost-Division eingeteilt bis es 1929 nach Frankreich zurück beordert und verschrottet wurde.
Kommandanten:
Juni bis September 1910 | Kapitän zur See Hans von Abeken |
September bis Oktober 1910 | Kapitänleutnant Paul Möller |
Oktober bis Dezember 1910 | Fregattenkapitän/Kapitän zur See Max Hahn |
April bis Juni 1911 | Korvettenkapitän Alexander Erdmann |
Juni 1911 bis August 1912 | Fregattenkapitän/Kapitän zur See Paul Heinrich |
September 1912 bis Februar 1915 | Fregattenkapitän/Kapitän zur See Wilhelm Widenmann |
März bis Mai 1915 | Kapitän zur See Ernst Ewers |
15. Mai 1915 bis 6. Februar 1916 | Fregattenkapitän/Kapitän zur See Max Kühne |
August bis September 1915 | Kapitänleutnant Erich Dolberg |
Februar 1916 bis Dezember 1918 | Fregattenkapitän/Kapitän zur See Kurt Frank |
Oktober 1918 | Kapitänleutnant Joachim-Eberhard Piernay |
Oktober bis November 1918 | Kapitänleutnant der Reserve Kurt Hoffmann |
Schiffsdaten:
Name: |
SMS Kolberg Ab 1920 Colmar |
Land: |
Deutsches Reich Ab 1920 Frankreich |
Schiffstyp: |
Kleiner Kreuzer |
Klasse: |
Kolberg-Klasse |
Bauwerft: |
Schichauwerft, Danzig |
Baukosten: |
8.181.000 Mark |
Stapellauf: |
14. November 1908 |
Indienststellung: |
21. Juni 1910 |
Verbleib: |
1929 verschrottet |
Länge: |
130,5 Meter |
Breite: |
14 Meter |
Tiefgang: |
Max. 5,58 Meter |
Verdrängung: |
Max. 4.915 Tonnen |
Besatzung: |
367 bis 383 Mann |
Antrieb: |
15 Marinekessel |
Leistung: |
30.400 PS (22.359 kW) |
Höchstgeschwindigkeit: |
26,3 kn (49 km/h) |
Bewaffnung: |
12 × Schnellfeuergeschütz 10,5 cm L/45 (1.800 Schuss) 4 × Schnellfeuergeschütz 5,2 cm L/55 (2.000 Schuss) 2 × Torpedorohr ⌀ 45,0 cm ab 1917/18: 6 × Schnellfeuergeschütz 15,0 cm L/45 (900 Schuss) 2 × Flugabwehr Kanonen 8,8 cm L/45 2 × Torpedorohr ⌀ 45,0 cm (5 Schuss) 2 × Torpedorohr ⌀ 50,0 cm (4 Schuss) 120 Seeminen
|
Panzerung: |
Deck: 20–80 mm |
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