Der kleiner Kreuzer SMS Lübeck gehörte der Bremen-Klasse an, die als Zuwachs der kaiserlichen Marine galten. Der Bau der Bremen-Klasse trug zum Beginn der deutschen Tradition bei, ihre Kriegsschiffe nach Städten zu benennen, welche bis heute anhält. Die Lübeck stellte weiter einen großen technischen Sprung da, da es das erste deutsche Kriegsschiff mit einem Turbinenantrieb war.
Stapellauf und Bauform:
Die Konstruktion der Schiffe der Bremen-Klasse ging auf das Jahr 1901 zurück und resultierte aus den Erfahrungen, die aus der Gazelle-Klasse gemacht wurden. Bei dem Entwurf waren die neueren Schiffe nur geringfügig größer in der Abmessung, der besondere Wert wurde nun auf eine stärkere Antriebsanlage gelegt. Hierbei stellte die SMS Lübeck einen deutlichen Fortschritt da, da dieses Schiff als erstes (neben dem kleinen Torpedoboot S125, als erstes Schiff der kaiserlichen Marine einen der neu entwickelten Turbinenantriebe erhielt.
Der Stapellauf der SMS Lübeck erfolgte am 26. März 1904, die Indienststellung am 26. April 1905.
Werdegang der SMS Lübeck:
Bereits während der Bauphase verzögerte sich der Stapellauf durch den Einbau des neuen Turbinenantriebes. Auch nach der Indienststellung mussten mehr Erprobungsfahrten durchgeführt werden um die Antriebsanlage ausgiebig testen zu können.
Während der ersten Erprobungsphase mussten diese abgebrochen werden und das Schiff wurde zusammen mit 7 Torpedobooten in die östliche Ostsee verlegt da in Russland Unruhen ausgebrochen waren. Die Torpedoboote unterstützen die russische Administration indem sie den Postverkehr nach Sankt Petersburg aufrecht erhielten, der wegen einem Eisenbahnstreik zum erliegen kam. Die SMS Lübeck indes nahm zur Sicherheit die russische Zarenfamilie auf, damit diese auf dem Schiff vor Übergriffen geschützt waren. Nach rund 2 Wochen waren die Unruhen erlöschen und die deutschen Schiffe konnten abgezogen werden. Im Anschluss wurden wieder die Erprobungsfahrten der Lübeck aufgenommen.
Am 22. August 1906 war die Erprobungsphase abgeschlossen, das Schiff wurde dem Verband der Aufklärungsschiffe zugeteilt und führte einige Auslandsreisen durch.
Am 10. Oktober 1911 wurde die SMS Lübeck außer Dienst gestellt und der Reserve-Flotte zugeteilt.
Einsatz im Krieg:
Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges wurde die Lübeck am 12. August 1914 wieder in den aktiven Dienst gestellt und in der Ostsee für den Küstenschutz eingesetzt.
Während des Vorstoßes nach Gotland vom 30. Juni bis zum 2. Juli 1915 kam es zwischen der Lübeck und einigen russischen Kreuzern zu einem Gefecht, wobei die Lübeck keinen Treffer erhielt dafür den Panzerkreuzer Rurik stark beschädigte.
Während der Fahrt nach Kiel erhielt das Schiff am 13. Januar 1916 einen Minentreffer, der das Ruder sowie die Schrauben schwer beschädigte. Auch der Kommandoturm wurde durch den abgebrochenen Fockmast schwer beschädigt, was zudem 2 Besatzungsmitgliedern das Leben kostete. Das Schiff musste anschließend zunächst nach Danzig, später nach Stettin geschleppt werden um die nötigen Reparaturen durchführen zu können. Neben den Reparaturarbeiten wurden zeitgleich Umbaumaßnahmen durchgeführt. Dies führte zum Tausch von 4 der 10,5cm Geschützen gegen 2 15cm Geschütze. Auch der Bug und die Brückenaufbauten wurden modernisiert. Am 15. Dezember 1916 konnte das Schiff wieder in See stechen, blieb aufgrund der angespannten Personallage der kaiserlichen Marine in der Reserve-Flotte.
Im März 1917 begann der Umbau zu einem U-Boot Schul- und Zielschiff, bis das Schiff am 8. März 1918 erneut außer Dienst gestellt wurde.
Verbleib:
Durch das Alter und den bereits zum Ende des Krieges deutlichen technischen Rückstand, gehörte die SMS Lübeck nicht zu den Schiffen, die laut Bedingungen des Waffenstillstandes ausgeliefert werden mussten.
Das Schiff wurde am 5. November 1919 aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen um dann am 3. September 1920 doch noch als Reparaturleistung an Großbritannien ausgeliefert zu werden. Diese ließen das Schiff schließlich von 1922 bis 1923 in Deutschland verschrotten.
Schiffsdaten:
Name: |
SMS Lübeck |
Land: |
Deutsches Reich |
Schiffstyp: |
Kleiner Kreuzer |
Klasse: |
Bremen-Klasse |
Bauwerft: |
AG Vulcan, Stettin |
Baukosten: |
5.436.000 Mark |
Stapellauf: |
26. März 1904 |
Indienststellung: |
26. April 1905 |
Verbleib: |
1922 bis 1923 verschrottet |
Länge: |
111,14 Meter |
Breite: |
13,3 Meter |
Tiefgang: |
Max. 5,43 Meter |
Verdrängung: |
Max. 3.661 Tonnen |
Besatzung: |
288 bis 349 Mann |
Antrieb: |
10 Marinekessel |
Leistung: |
14.035 PS (10.323 kW) |
Höchstgeschwindigkeit: |
23,1 kn (43 km/h) |
Bewaffnung: |
10 × Schnellfeuergeschütz 10,5 cm L/40 (1.500 Schuss) 10 × Maschinenkanone 3,7 cm 2 × Torpedorohr ⌀ 45,0 cm (5 Schuss)
|
Panzerung: |
Deck: 20–80 mm |
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