Der kleiner Kreuzer SMS Stralsund gehörte der Magdeburg-Klasse an, die die Schiffe der Bussard-Klasse ersetzen sollten. Durch die Kalibersteigerung der Kriegsschiffe anderer Länder, wurde in der Magdeburg-Klasse erstmals ein Seitenpanzer in der Wasserlinie eingeführt, wodurch die Konstruktion der Schiffe völlig neu geplant werden musste. Die SMS Stralsund überstand den ersten Weltkrieg und wurde im Anschluss von der französischen Marine genutzt.
Stapellauf und Bauform:
Die Entwürfe für die Schiffe der Magdeburg-Klasse entstanden ab 1908. Die 4 kleinen Kreuzer sollten die völlig veralteten Schiffe der Bussard-Klasse ablösen. Da die Kriegsschiffe der anderen Seemächte bereits zu größeren Kalibern ihrer Geschütze übergegangen waren, stellte der Marineoberbaurat Hans Bürckner die Anforderung nach einer Seitenpanzerung in der Wasserlinie, da die übliche Ausführung eines gewölbten Panzerdecks mit Korkdämmen nicht mehr ausreichend war.
Um das Gewicht der neuen Schiffe verhältnismäßig ausgeglichen beizubehalten, musste von dem gemischten Quer- und Längsspantsystem abgesehen werden und ein Längsspantsystem entwickelt werden, wo die Außenhaut selbst zum Träger der Schiffsfestigkeit wurde.
Eine weitere Neuerung war die Konstruktion eines Kreuzerbug mit einem geraden Steven, dieser löste den Rammbug ab.
Wie bereits in der Kolberg-Klasse waren auch alle Schiffe der Magdeburg-Klasse mit unterschiedlichen Turbinenanlagen ausgerüstet. Bei der SMS Stralsund führte dies zu einer deutlichen Reduzierung des Platzes in den Maschinenräumen für Wartungsarbeiten. Bei hohen Geschwindigkeiten traten zudem starke Vibrationen auf, was die Fahrleistung weiter einschränkte.
Der Stapellauf der SMS Stralsund erfolgte am 4. November 1911, die Indienststellung am 10. Dezember 1912.
Einsatz im Krieg:
Bei Ausbruch des ersten Weltkrieges wurde die Stralsund der II. Aufklärungsgruppe zugeteilt. Diese führte zusammen mit den U-Booten U19 und U24 in die Hoofden in der südlichen Nordsee den ersten Vorstoß durch. Dabei kam es am 17. August 1914 zu einem Zusammenstoß mit britischen Zerstörern, der jedoch ohne Beschädigungen blieb.
Am 28. August 1914 war die Stralsund an der ersten Helgoland Schlacht beteiligt, wo britische Schiffe die deutschen Vorposten Schiffe Angriffen. Während des Gefechtes erhielt das Schiff 1 Treffer. Zum Ende des Gefechtes gelang es noch 59 Besatzungsmitglieder des sinkenden kleinen Kreuzers SMS Ariadne aufzunehmen, ein anschließender Abschlepp Versuch misslang.
Vom 20. September bis zum 26. September 1914 wurde die Stralsund in die Ostsee verlegt um das dortige Unternehmen Rigaischen Meerbusen zu unterstützen. Anschließend erfolgte die Verlegung nach Wilhelmshaven. Vom November 1914 bis Ende Januar 1915 war das Schiff an mehreren Unternehmen beteiligt, bei denen einige britische Küstenstädte beschossen wurden und Minensperren verlegt wurden. Hierbei kam es am 23. und 24. Januar 1915 bei dem Gefecht auf der Doggerbank zu einem größeren Gefecht mit britischen Schiffen. Die Stralsund erhielt dabei keine Treffer, der große Kreuzer SMS Blücher ging dabei jedoch verloren.
Bis Anfang 1916 wurde die Stralsund dann überwiegend in der Nordsee für den Handelskrieg eingesetzt. Eine kurzzeitige Unterbrechung gab es im Sommer 1915, als die Schiffe in die Ostsee verlegt wurden, um das Heer bei der Eroberung des Baltikums zu unterstützen.
In der Zeit vom 21. Februar bis zum 17. Juni 1916 lag die SMS Stralsund in der Werft in Kiel für Umbaumaßnahmen. Hierbei wurden unter anderem die 10,5cm Geschütze gegen 15cm Geschütze ausgetauscht.
Bis zum August 1917 wurden anschließend nur noch kleinere Unternehmungen in der Nordsee und Sicherungsaufgaben durchgeführt. Ab dem 7. August 1917 erfolgte eine Reparatur der Antriebsanlage, nachdem ein Turbinenschaden eingetreten war. Nachdem der Schaden am 15. Oktober 1917 behoben war, wurde das Schiff umgehend bei der Besetzung der Baltischen Inseln eingesetzt. Nach Abschluss des Unternehmes sollte die Stralsund wieder in die Nordsee zurück kehren. Auf dem Weg dorthin erhielt das Schiff am 2. Februar 1918 einen Treffer durch eine Mine und musste erneut repariert werden.
Nachdem das Schiff wieder einsatzfähig war, diente es zunächst bis Juni 1918 Konteradmiral Ludolf von Uslar, dem Oberbefehlshaber der Baltischen Gewässer als Flaggschiff. Die Stralsund war im Anschluss für das Unternehmen "Schlußstein" eingeteilt, dass die Vertreibung britischer Soldaten aus Murmansk beinhaltete. Da das Unternehmen im September 1918 jedoch abgesagt wurde, entfiel auch der Einsatz für die Stralsund.
Zum Ende des Krieges lief das Schiff am 12. November 1918 von Reval aus nach Kiel, wo es am 14. November eintraf und am 17. Dezember 1918 außer Dienst gestellt wurde.
Einsatz in der französischen Marine:
Nach dem Krieg musste die SMS Stralsund als Reparationsleistung an Frankreich ausgeliefert werden. Dort wurde es am 3. August 1920 von der französischen Marine in Dienst gestellt und in Mulhouse umbenannt. Zusammen mit anderen ehemaligen deutschen kleinen Kreuzern wurde das Schiff der 3. Division zugeteilt, die überwiegend im Mittelmeer eingesetzt wurde.
Im Dezember 1926 wurde die Division als 2. Division nach Brest verlegt. 1933 wurde die Mulhouse in die Reserveflotte verlegt.
Verbleib:
Während des zweiten Weltkrieges und dem Frankreich Feldzug, fiel die ehemalige SMS Stralsund 1940 der deutschen Wehrmacht in die Hände. Diese übergaben das Schiff der Kriegsmarine, die es nach Lorient schleppten und als Wohnschiff für die Arbeiter des dortigen U-Boot Bunkers nutzten.
Als der Bau abgeschlossen war, wurde das Schiff zusammen mit der ebenfalls in deutsche Hände gefallenen ehemaligen Strasbourg vor dem Bunker als Torpedoschutz versenkt.
Das Wrack befindet sich noch heute vor dem Bunker.
Kommandanten:
Dezember 1912 bis Januar 1913 | Fregattenkapitän Magnus von Levetzow |
Januar 1913 bis Juli 1915 | Fregattenkapitän / Kapitän zur See Viktor Harder |
Juli 1915 bis Juni 1916 | Fregattenkapitän / Kapitän zur See Karl Weniger |
3. Juni bis 2. September 1916 | Kapitän zur See Hans Gygas |
September 1916 bis April 1918 | Fregattenkapitän Otto Hillebrand |
April bis Dezember 1918 | Fregattenkapitän Hermann Bendemann |
Schiffsdaten:
Name: |
SMS Stralsund In der französischen Marine: Mulhouse |
Land: |
Deutsches Reich Ab dem 3. August 1920 Frankreich |
Schiffstyp: |
Kleiner Kreuzer |
Klasse: |
Magdeburg-Klasse |
Bauwerft: |
AG Weser, Bremen |
Baukosten: |
7.741.000 Mark |
Stapellauf: |
4. November 1911 |
Indienststellung: |
10. Dezember 1912 |
Verbleib: |
1944 vor dem U-Boot Bunker in Lorient als Torpedoschutz versenkt |
Länge: |
138,7 Meter |
Breite: |
13,5 Meter |
Tiefgang: |
Max. 5,1 Meter |
Verdrängung: |
Max. 5.587 Tonnen |
Besatzung: |
354 Mann |
Antrieb: |
16 Marinekessel |
Leistung: |
35.515 PS (26.121 kW) |
Höchstgeschwindigkeit: |
28,2 kn (52 km/h) |
Bewaffnung: |
12 × Schnellfeuergeschütz 10,5 cm L/45 (1.800 Schuss) 2 × Torpedorohr ⌀ 50,0 cm (5 Schuss) 120 Seeminen ab 1916: 7 × Schnellfeuergeschütz 15,0 cm L/45 (980 Schuss) 2 × Flugabwehr Kanonen 8,8 cm L/45 2 × Torpedorohr ⌀ 50,0 cm (5 Schuss) 120 Seeminen |
Panzerung: |
Gürtel: 18–60 mm |
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