Das Küstenpanzerschiff SMS Ägir gehörte zur Siegfried-Klasse und war das letzte Schiff dieser Klasse welches gebaut wurde. Im ersten Weltkrieg wurde das Schiff lediglich zu Sicherungsaufgaben eingesetzt und nahm an keinem Seegefecht teil.
Stapellauf und Bauform:
Der Baubeginn der SMS Ägir erfolgte am 28. November 1892 auf der Kaiserlichen Werft in Kiel zunächst unter der Bezeichnung Panzerschiffs IV. Klasse T.
Im Gegensatz zu den anderen Schiffen der Klasse, wurden bereits während des Bau einige Änderungen an der Ägir vorgenommen. So erhielt das Schiff von Beginn an 2 Schornsteine sowie 2 Bootsdavits. Ebenso wie das Schwesterschiff Odin bekam die Ägir auch einen hohen vorderen Gefechtsmast.
Völlig neu war außerdem der Einbau eines elektrischen Antriebes für die Hilfsmaschine der Ruderanlage. Die Ägir stellte damit das erste Schiff der kaiserlichen Marine da, in der diese Technik verbaut wurde.
Am 3. April 1895 erfolgte der Stapellauf und am 15. Oktober 1896 die Indienststellung.
Der Schiffsname Ägir leitet sich von dem Meeresriesen Ägir aus der nordischen Mythologie her.
Werdegang der SMS Ägir:
Nach der Indienststellung am 15. Oktober 1896 erfolgten bis April 1897 die ersten Probefahrten bis es am 1. Juli 1897 der Reserve Division der Ostsee zugeteilt wurde. Während des Herbstmanöver 1898 diente das Schiff als Flaggschiff des II. Geschwaders und besuchte im Dezember zusammen mit der SMS Odin Kopenhagen.
April und Mai 1899 wechselte das Schiff in das I. Geschwader und ersetzte die vorübergehend ausgefallene SMS Oldenburg. In dieser Zeit nahm das Schiff auch an der Geschwaderreise nach England und Portugal sowie an der Flottenschau zum 80. Geburtstag von Königin Viktoria teil. Als Flaggschiff der 4. Division wurde die Ägir während des Herbstmanöver vom britischen Dampfer Aberfoyle gerammt und musste zur Reparatur in die Kaiserliche Werft Kiel.
Bis zum Februar 1903 nahm die Ägir an den jährlichen Herbstmanöver teil bis es für Umbaumaßnahmen erneut in die Kaiserliche Werft Kiel fuhr. Die Umbauarbeiten dauerten bis zum September 1904 an.
Am 15. September 1909 wurde das Schiff außer Dienst gestellt, bis zu diesem Zeitpunkt nahm es jährlich an verschiedenen Manövern teil.
Einsatz im Krieg:
Am 12. August 1914, kurz nach Ausbruch des ersten Weltkrieges, wurde die Ägir wieder in Dienst gestellt und mit den anderen 7 Schiffen der Siegfried-Klasse in dem VI. Geschwader zusammen gefasst. Nach einigen Wochen der Probefahrten und Übungen wurde das Geschwader am 14. September 1914 in die Nordsee verlegt, wo es Sicherungsaufgaben in der deutschen Bucht übernahm.
Nach Großbritannien mit einer Seeblockade begann und im Laufe des Jahres 1915 eine britische Invasion an den deutschen Küsten für immer unwahrscheinlicher gehalten wurde, wurde das Geschwader am 31. August 1915 aufgelöst und die Ägir am 1. September zur Hafenflottille der Jade und Weser in Wilhelmshaven eingeteilt.
Am 14. Januar 1916 erfolgte die außer Dienststellung, nachdem Personalmangel in der Marine immer offensichtlicher wurde und das Schiff nur noch geringen militärischen Wert besaß.
Verbleib:
Bis zum Kriegsende wurde die Bewaffnung des Schiffes entfernt und es zum Wohnhulk für die Werftarbeiter umgebaut. Am 17. Juni 1919 erfolgte schließlich die Streichung aus der Liste der Kriegsschiffe.
Die Reste des Schiffes wurden von Arnold Bernstein, einem deutsch-amerikanischer Reeder, gekauft und 1922 zu einem Frachtschiff umgebaut. 1924 erfolgte ein weiterer Umbau zusammen mit dem Schwesterschiff Odin zu einem Autotransporter, der überwiegend Strecken nach Malmö, Oslo und Helsinki fuhr.
Am 8. Dezember 1929 strandete die Ägir vor Gotland, wurde aufgegeben und anschließend verschrottet.
Kommandanten:
Oktober 1896 bis April 1897 | Korvettenkapitän Johannes Wallmann |
Juli bis August 1897 | Korvettenkapitän Oskar Truppel |
August bis September 1897 | Kapitänleutnant Benno Paech |
September 1897 bis Mai 1898 | Korvettenkapitän Max Rollmann |
Mai 1898 | Korvettenkapitän Eduard Gercke |
Mai bis Oktober 1898 | Korvettenkapitän Max Rollmann |
Oktober 1898 bis Juli 1899 | Korvettenkapitän / Fregattenkapitän Hugo Pohl |
Juli 1899 bis September 1900 | Korvettenkapitän / Fregattenkapitän Max Bachem |
Juli bis September 1901 | Korvettenkapitän Gerhard Gerdes |
September 1901 bis Mai 1902 | Korvettenkapitän Job von Witzleben |
Mai bis Juni 1902 | Korvettenkapitän Hartwig von Dassel |
Juni 1902 | Korvettenkapitän Job von Witzleben |
Oktober 1904 bis September 1905 | Fregattenkapitän / Kapitän zur See Konrad Henkel |
September 1905 bis September 1906 | Korvettenkapitän / Fregattenkapitän Hugo Louran |
September 1906 bis Februar 1907 | Korvettenkapitän Maximilian Rogge |
Februar bis März 1907 | Kapitän zur See Ludwig Glatzel |
März bis September 1907 | Korvettenkapitän Maximilian Rogge |
September 1907 bis März 1909 | Korvettenkapitän / Fregattenkapitän Walter Engelhardt |
März bis September 1909 | Fregattenkapitän Friedrich Kloebe |
August 1914 bis Mai 1915 | Fregattenkapitän Ernst Schulze |
Juni bis Juli 1915 | Kapitänleutnant Paul Möller |
Juli bis Oktober 1915 | Fregattenkapitän Felix Mersmann |
Oktober 1915 | Kapitänleutnant Paul Möller |
Oktober 1915 bis Januar 1916 | Fregattenkapitän Felix Mersmann |
Schiffsdaten:
Name: | SMS Ägir |
Land: |
Deutsches Reich |
Schiffstyp: |
Küstenpanzerschiff |
Klasse: |
Siegfried-Klasse |
Bauwerft: |
Kaiserliche Werft Kiel |
Baukosten: |
6.645.000 Mark |
Stapellauf: |
3. April 1895 |
Indienststellung: |
15. Oktober 1896 |
Verbleib: |
Am 8. Dezember 1929 vor Gotland gestrandet und verschrottet |
Länge: |
79 Meter |
Breite: |
15,2 Meter |
Tiefgang: |
Max. 5,61 Meter |
Verdrängung: |
Max. 3.750 Tonnen |
Besatzung: |
276 bis 304 Mann |
Antrieb: |
8 Thornycroft-Dampfkessel 2 stehende 3-Zyl.-Verbundmaschinen |
Leistung: |
5.605 PS (4.122 kW) |
Höchstgeschwindigkeit: |
15,5 kn (29 km/h) |
Bewaffnung: |
3 × Ringkanone 24,0 cm L/35 (174 Schuss) 10 × Schnellfeuergeschütz 8,8 cm L/30 (2.500 Schuss) 3 × Torpedorohr Ø 45 cm (2 Seiten über Wasser, 1 Bug unter Wasser, 8 Schuss)
|
Panzerung: |
Wasserlinie: 120–220 mm Deck: 50–70 mm Türme: 200 mm Barbetten: 200 mm Kommandoturm: 30–120 mm
|
Passende Literatur zum Thema findet Ihr hier:
Die kaiserliche Marine im Ersten Weltkrieg: Von Wilhelmshaven nach Scapa Flow

Die kaiserliche Marine im Ersten Weltkrieg: Von Wilhelmshaven nach Scapa Flow Gebundenes Buch – 16. Oktober 2013
Begünstigt durch die imperialen Bestrebungen von Wilhelm II. entwickelte sich die Kaiserliche Marine ab 1900 zu einer der modernsten Kriegsflotten weltweit. 1914 wähnte sie sich mit der britischen Royal Navy auf Augenhöhe. Dieser Text-Bildband analysiert Stärken und Schwächen der kaiserlichen Flotte und ihrer Gegner im Ersten Weltkrieg. Mit exklusiven Schwarz-Weiß-Fotos und farbigen Darstellungen ausgewählter Memorabilien.
Deutsche Kriegsschiffe: Die Kaiserliche Hochseeflotte 1914-1918 (Typenkompass)

Deutsche Kriegsschiffe: Die Kaiserliche Hochseeflotte 1914-1918 (Typenkompass) Taschenbuch – 24. September 2015
In diesem Typenkompass wird die deutsche Kriegsmarine der Kaiserzeit hervorragend und systematisch vorgestellt. Deutsche Großkampfschiffe und Kreuzer während des Ersten Weltkriegs und Dickschiffe der kaiserlichen Marine porträtiert Robert Rosentreter mit Namen, Typen, Bewaffnungen, technischen Daten, Werdegang und Verbleib.
Deutsche Kriegsschiffe: Die Torpedoboote der kaiserlichen Marine (Typenkompass)

Deutsche Kriegsschiffe: Die Torpedoboote der kaiserlichen Marine (Typenkompass) Taschenbuch – 31. Mai 2018
Passend zu ihrer ursprünglichen Aufgabe des deutschen Küstenschutzes verfügte die kaiserliche Marine u. a. über Schnell- und Torpedoboote. Die Aufgabe der deutschen Schnellboote bestand vor allem darin, britische Monitore - das waren Kriegsschiffe in seichten Küstengewässern und auf Flüssen - anzugreifen. Torpedoboote wiederum galten dank ihrer Torpedobewaffnung auch als wirkungsvolle und verhältnismäßig preiswerte Methode gegen große Linienschiffe. Eckhard Klien stellt in diesem Typenkompass alle Schnell- und Torpedoboote vor, die zwischen 1872 und 1918 in der kaiserlichen deutschen Marine zum Einsatz kamen.
Deutsche Kriegsschiffe: Das kaiserliche Ostasiengeschwader (Typenkompass)

Deutsche Kriegsschiffe: Das kaiserliche Ostasiengeschwader (Typenkompass) Taschenbuch – 24. Januar 2019
Nach der von Großbritannien und den USA erzwungenen Öffnung der Häfen Chinas für den Handel mit ausländischen Mächten wollten auch deutsche Kaufleute sich ein Stück vom Kuchen abschneiden. Durchsetzen ließen sich solche Interessen nur mit einer starken Marine im Rücken. Deshalb entstand ab 1859 in mehreren Schüben das deutsche Ostasiengeschwader. Volker A. Behr skizziert alle wichtigen Kriegsschiffe, die im kaiserlichen Ostasiengeschwader von 1886 bis in den Ersten Weltkrieg hinein Dienst taten, mit ihrer Einsatzgeschichte, ihrer Ausrüstung und Bewaffnung sowie ihren technischen Besonderheiten.
Die Deutsche Marine in ihrer neuesten Uniformierung (Militaria, Kaiserreich, Uniformen, Abzeichen, Kaiserliche Marine, 1. Weltkrieg, History Edition)

Die Deutsche Marine in ihrer neuesten Uniformierung (Militaria, Kaiserreich, Uniformen, Abzeichen, Kaiserliche Marine, 1. Weltkrieg, History Edition) Gebundenes Buch – 3. August 2011
Das Original "Die Deutsche Marine in ihrer neuesten Uniformierung" erschien erstmals im Jahre 1910 im Verlag Moritz Ruhl. Dieser Band beinhaltet neben der detaillierten 70-seitigen Beschreibung, 18 farbige Uniformtafeln der Kaiserlichen Marine. Ein klassisches Nachschlagewerk für die Uniformkunde! Format A5, 92 Seiten gebunden, farbige Tafeln. History Edition Band 7.
This post is also available in:
English (Englisch)
Français (Französisch)
Italiano (Italienisch)
简体中文 (Vereinfachtes Chinesisch)
Русский (Russisch)
Español (Spanisch)
العربية (Arabisch)