Das ursprüngliche Modell des Lanchester 4×2 Panzerwagen wurde von dem Royal Naval Air Service genutzt, um abgestürzte Piloten retten zu können. Erst als im Dezember 1914 bei Dünkirchen eines dieser Fahrzeuge zu einem Panzerwagen umgebaut wurde, wurde dessen Wert erkannt und eine größere Stückzahl in Auftrag gegeben.
Neben der Firma Rolls-Royce gehörte auch die Firma Lanchester zu den bedeutendsten Herstellern militärischer Nutzfahrzeuge. Für den Royal Naval Air Service baute Lanchester bereits leichte LKW´s, die dazu genutzt werden sollten, abgestürzte Piloten so schnell wie möglich zu retten. Die überwiegende Anzahl dieser Fahrzeuge stand Ende 1914 bei Dünkirchen. Dort wurde zum Testen eines der Fahrzeuge mit Panzerplatten verstärkt und mit einem Turm für die Bewaffnung ausgestattet. Zwar fehlten diesem Fahrzeug noch Teile wie die Kotflügel oder die Elektronik, doch die Soldaten waren recht schnell von der Fähigkeit eines solchen Panzerwagens überzeugt, dass das britische Oberkommando der Firma den Auftrag zum Bau von insgesamt 36 Fahrzeuge erteilte.
Da Lanchester bereits Erfahrungen im Bau von LKW´s hatte, wurde für den Panzerwagen ein LKW Fahrgestell genommen und ein 38 PS starker Motor eingebaut, der allerdings bis zu 65 PS leisten konnte. Durch den tiefen Schwerpunkt und den zwei vertikalen Stoßdämpfern an der Vorderachse, lag das Fahrzeug sehr Stabil. Die Panzerplatten hatten eine Stärke von 8 mm, die oberen und unteren Platten bis zu 4,5 mm, die mit Nieten an dem Chassis befestigt waren. Der Turm hatte am Heck zwei kleinere Lucken und oben eine größere die geteilt werden konnte. Nach Vorne war eine Aussparung für das verbaute wassergekühlte Vickers-Maxim Kal. 303 Maschinengewehr. Die Windschutzscheibe war faltbar und mit kleinen Schlitzen versehen, zudem gab es kleinere Löcher für Pistolen, womit der Fahrer ebenfalls schießen konnte. Zwischen dem Fahrerraum und dem Heck gab es keine Abtrennung, Stauraum besaß das Fahrzeug durch mehrere Staukästen am Heck.
Nach der Auslieferung der 36 Panzerwagen wurden diese in drei Schwadronen mit je 12 Fahrzeugen in Belgien eingesetzt. Bereits nach kurzer Zeit erhielt die belgische Armee eines der Schwadrone, ein zweites folgte später. Die russische Armee erhielt Ende 1915 22 dieser Panzerwagen, wobei das Maschinengewehr gegen 37 mm Hotchkiss QF-Marinegeschütze ausgetauscht wurde.
Nachdem sich die Westfront festgefahren hatte, konnten die Panzerwagen kaum noch eingesetzt werden. Die britische Armee verlegte sie daher nach Russland um im Süden gegen das osmanische Reich zu kämpfen. Wegen der großen Strecken, die die Fahrzeuge zurücklegen mussten, erhielten diese den Ruf sehr zuverlässig und wenig Fehleranfällig zu sein.
Datenblatt:
Bezeichnung: | Lanchester 4×2 Panzerwagen |
Herstellerland: | Großbritannien |
Einführungsjahr: | 1915 |
Stückzahl: | 36 Stück |
Bewaffnung: | 1 wassergekühltes Vickers-Maxim Kal. 303 (7,69 mm) Maschinengewehr |
Höchstgeschwindigkeit: | ca. 80 Km/h |
Motor: | Sechszylinder Gasoline Lanchester Motor mit 60 PS |
Gewicht: | 4.500 Kg |
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