Die HMS Victory ist das bis heute älteste englische Kriegsschiff und erlangte besonders in der Seeschlacht von Trafalgar gegen die spanische Armada und die Flotte Napoleons Berühmtheit. Auch heute noch wird sie als Flaggschiff des Ersten Seelords in der englischen Marine eingesetzt.
Stapellauf und Bauform:
1758 wurde von den englischen Ministern ein großes Flottenbau Programm ausgerufen, um die englischen Ansprüche und Interessen auf den Weltmeeren durch Kriegsschiffe durchsetzen zu können. Hierfür startete ein Programm, dass aus dem Bau von 12 neuen Linienschiffen hervorgehen sollte. Eines davon war die HMS Victory dessen Stapellauf am 7. Mai 1765 erfolgte.
Ausgestattet mit 3 Masten erreichte das Schiff eine Höchstgeschwindigkeit von rund 9 kn (17 km/h). Zudem war es mit 104 Kanonen unterschiedlichem Kalibers ausgerüstet.
Der Einsatz bis zur Seeschlacht von Trafalgar:
Von der Indienststellung 1768 bis 1778 war die Victory im Reservedienst in Chatham stationiert, da zu dieser Zeit ein derart großes Kriegsschiff nicht benötigt wurde. Erst als die Franzosen die amerikanische Unabhängigkeitsbewegung militärisch unterstützen, wurde das Schiff reaktiviert.
Das erste Seegefecht fand am 27. Juli 1778 mit französischen Schiffen statt, als diese ihren Hafen Brest anliefen. Aufgrund der schlechten Wetterbedingungen konnten die Franzosen, im Gegensatz zu den Engländern, keine Kampfformation annehmen, sodass der taktische Vorteil bei den Engländern lag. Doch trotz diesem Vorteil konnten die französischen Schiffe an den Englischen vorbeisegeln und durch schlechte Kommunikation keine Verfolgung aufgenommen werden.
Im Dezember 1781 erfolgte die zweite Seeschlacht von Ouessant, als der englische Konteradmiral Richard Kempenfelt den Befehl erhielt, die aus Brest auslaufende französische Flotte zu stellen. Als ihm während des Gefechtes jedoch die französische Übermacht bewusst wurde, begnügte er sich mit der Eroberung von 15 Konvoischiffen und zog sich zurück.
Ab 1782 erfolgte erneut der Reservedienst für die Victory, die zuerst in Portsmouth, dann im Ärmelkanal und anschließend im Mittelmeer ihren Dienst versah. Dort nahm sie an mehreren Gefechten gegen französische Schiffe teil.
Ab 1796 befand sich England im Krieg gegen Frankreich und Spanien. Im Februar 1797 kam es bei Kap St. Vincent zu einem Zusammentreffen zwischen der englischen Flotte unter der Führung von Admiral Sir John Jervis und der spanischen Flotte. Überrascht und ohne Formation versuchten die Spanier die englischen Linien zu durchstoßen, mussten jedoch starke Beschädigungen ihrer Schiffe einstecken und traten den Rückzug an.
Von 1797 bis 1799 wurde die Victory nach einer Untersuchung außer Dienst gestellt und als Lazarettschiff eingesetzt, nachdem strukturelle Mängel erkannt wurden. Erst 1800 wurde das Schiff wieder in die Werft gebracht und bis 1803 generalüberholt um es anschließend wieder unter der Führung von Lord Nelson im Mittelmeer einzusetzen.
Seeschlacht von Trafalgar:
1805 verfolgte der französische Herrscher Napoleon das Ziel einer großen Invasion Englands. Um diesen Plan durchführen zu können, sollte der Vizeadmiral Pierre Charles de Villeneuve die englische Royal Navy ablenken, indem er mit seinen Schiffen zu den westindischen Insel segelt, dort die englischen Besitzungen Angriff und anschließend mit seinen Schiffen wieder nach Brest zurückkehren und sich dort mit der französischen Atlantikflotte vereinen. Der Beginn der Ablenkung erfolgte nach Plan, als sich Villeneuve in Richtung der westindischen Inseln bewegte und Lord Nelson auf der Victory, 8 Linienschiffen und 2 Fregatten folgte. Doch als Villeneuve seine Schiffe Richtung Europa wendete, erkannte Nelson den Plan und segelte ihm entgegen um sich seiner Flotte zu stellen.
Am 22. Juli 1805 kam es bei Kap Finisterre zum Gefecht, wo 2 spanische Schiffe erobert werden konnten bevor die Sicht zu schlecht für den Weitergang der Schlacht geworden war. Villeneuve zog sich mit seinen Schiffen in den Hafen von Cadiz zurück, während die Engländer diesen anschließend blockierten. Unter Androhung einer Amtsentmachtung durch Napoleon lies Villeneuve seine Schiffe am 19. Oktober den Hafen auslaufen. Rund 40 Kilometer südlich von Cadiz stellten die Engländer die ausgelaufenen Schiffe und konnten einen entscheidenden Sieg erringen. Während dieser Schlacht wurde Nelson von einer Musketenkugel getroffen und verstarb auf der Victory, nachdem man ihn über den Sieg informiert hatte.
Ihre Einsätze bis nach dem 2. Weltkrieg:
Von 1806 bis 1812 wurde die Victory hauptsächlich als Truppentransporter und Geleitschutz Schiff eingesetzt.
1812 wurde sie ausgemustert und erneut einem großen Umbau unterzogen.
Von 1824 bis 1903 wurde das Schiff überwiegend als Flaggschiff des Hafenadmirals von Portsmouth eingesetzt oder diente als Unterkunft für Kapitäne.
1903 wurde sie durch das Turmschiff HMS Neptune gerammt und ging dabei fast verloren. Nach der Reparatur wurde sie bis 1922 im Hafen von Portsmouth fest vertäut, wodurch sich der allgemeine Zustand des Schiffes deutlich verschlechterte. Zur Erhaltung des Schiffes wurde die Victory an ihren heutigen Liegeplatz, das Dock 2, gebracht und umfassend restauriert. Der Zustand des Schiffes sollte wieder zur Zeit der Schlacht von Trafalgar hergestellt werden, die Arbeiten endeten am 17. Juli 1928.
Während des 2. Weltkrieges wurde das Schiff durch eine Fliegerbombe leicht beschädigt und musste erneut restauriert werden.
Die Victory zur Nachkriegszeit:
Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Victory durch Philip Watts, ein englischer Schiffbauingenieur und Director of Naval Construction, zur Wahrung der Geschichte und Marinetradition der Titel The Westminster Abbey of the Royal Navy verliehen.
Heute untersteht sie dem Commander in Chief der Royal Navy und wird für offizielle Empfänge und Veranstaltungen genutzt. Zudem können Touristen das Schiff besichtigen.
Schiffsdaten:
Stapellauf | 7. Mai 1765 |
Land | England |
Verbleib | Heute noch liegend im Historic Dock Yards in Portsmouth |
Anzahl der Masten | 3 |
Besegelung | Fregatt-Takelung |
Segelfläche | 5440 Quadratmeter |
Länge | 69,3 Meter |
Breite | 15,8 Meter |
Tiefgang | 8,76 Meter |
Verdängung | 3500 Tonnen |
Geschwindigkeit | Max. 9 Knoten (ca. 17km/h) |
Bewaffnung | 2 x 68-Pfünder Karronaden 30 x 32-Pfünder 28 x 24-Pfünder 44 x 12-Pfünder |
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