Die SMS Schlesien gehörte zu der Deutschland-Schiffsklasse, die als letzte Einheitsschiffstypen im deutschen Kaisereich gebaut wurden. Die Schlesien überstand den ersten Weltkrieg, diente in der Marine der Weimarer Republik und nahm auch am zweiten Weltkrieg teil.
Stapellauf und Bauform:
Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Konzepte erarbeitet um die kaiserliche Marine weiter aufzurüsten. Das Konzept der Deutschland-Klasse wurde ähnlich der bereits kurz vorher aufgesetzten Braunschweig-Klasse gehalten. Diese bekamen erstmals die von der Firma Krupp entwickelten 28-cm SK L/40-Geschütze ebenso wie die Schiffe der Deutschland-Klasse. Die Panzerung fiel jedoch gegenüber der Braunschweig-Klasse etwas stärker aus. Mit einer Maximalverdrängung von rund 14.000 Tonnen waren die Schiffe jedoch deutlich kleiner als die der anderen Seemächte. Mit der in Großbritannien neu entwickelten und zu dem Zeitpunkt im Bau befindlichen Dreadnought-Klasse, waren die Schiffe der Deutschland-Klasse bereits vor dem Stapellauf veraltet und waren den neuen Schiffen der Briten deutlich unterlegen.
Der Stapellauf erfolgte trotzdem am 28. Mai 1906 ohne Modernisierungsmaßnahmen, was in der Politik scharf kritisiert wurde. Für Änderungen an den Schiffen fehlte jedoch vermutlich zu diesem Zeitpunkt das Geld, ausserdem war der erst eingeweihte Kaiser-Wilhelm-Kanal in Schleswig-Holstein nicht für größere Schiffe ausgelegt.
Einsatz im Krieg:
Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges wurde die SMS Schlesien aufgrund ihres Alters mit Sicherungsaufgaben in der Deutschen Bucht betraut und diente als Zielschiff für die Ausbildung von U-Boot Besatzungen.
Das einzige größere Seegefecht an dem das Schiff teil nahm war vom 31. Mai auf den 1. Juni 1916 die Skagerrakschlacht, die die Schlesien unbeschadet überstand. Anschließend wurden einige der Waffen ausgebaut und die Schlesien diente als Schulschiff.
Während der Novemberrevolution von 1918 und dem Aufstand der Matrosen, lag das Schiff im Kieler Hafen. Damit sich die Revolte nicht auch auf die Schlesien ausbreitete, entschied sich die Marineführung das Schiff nach Flensburg zu verlegen. Dort entschied sich der Kapitän den Teil der Mannschaft von Bord gehen zu lassen, die mit den Aufständischen sympathisierten.
Aufgrund ihres Alters und dem technischen Rückstand gehörte die Schlesien zu den wenigen Schiffen, das nach dem Krieg in Deutschland verblieb. Es wurde am 10. November 1918 außer Dienst gestellt.
Einsatz in der Marine der Weimarer Republik und der Kriegsmarine:
Am 1. März 1927 wurde die SMS Schlesien in die Marine der Weimarer Republik aufgenommen und ersetzte die Hannover.
Auch in der Kriegsmarine des 3. Reiches wurde das Schiff genutzt. Von 1938 auf 1939 wurde die komplette Antriebsanlage modernisiert und gegen einen Öl Antrieb ausgetauscht.
Während des zweiten Weltkrieges wurde das Schiff zunächst als Kadettenschulschiff genutzt. 1940 erfolgte die Beteiligung an dem Unternehmen Weserübung, wobei die Schlesien nur an der Besetzung Dänemarks beteiligt war. Anschließend wurde die Mittelartillerie ausgebaut, an verschiedene Hilfskreuzer abgegeben und das Schiff wurde wieder für Ausbildungszwecke genutzt.
Zum Ende des Krieges wurde die Schlesien an die Küsten der Ostsee verlegt um von dort aus mit ihrere schweren Artillerie die vorrückende rote Armee zu beschießen. Während einem dieser Einsätze fuhr das Schiff am 3. Mai 1945 auf eine Grundmine und wurde stark beschädigt. Ein Zerstörer Typ Z-39 schleppte das Schiff nach Swinemünde wo es mit ihrer Flugabwehr die Evakuierung von Usedom unterstütze.
Verbleib:
Nachdem am Abend des 4. Mai 1945 die Evakuierung von Usedom abgeschlossen war, wurde die Schlesien durch die Mannschaft gesprengt. Da das Schiff nicht vollständig unterging, wurde zudem noch Feuer gelegt um die noch herausragenden Teile zu verbrennen.
Von 1949 bis 1980 wurde das Wrack nach und nach gehoben und verschrottet.
Kommandanten:
5. Mai bis Juli 1908 | Kapitän zur See Franz von Holleben |
Juli bis September 1908 | Kapitän zur See Friedrich Schultz |
September 1908 bis 30. September 1909 | Kapitän zur See Reinhard Koch |
1. Oktober 1909 bis Februar 1911 | Kapitän zur See Hugo Louran |
Februar bis Oktober 1911 | Kapitän zur See Hugo Langemak |
4. Oktober 1911 bis 30. September 1912 | Kapitän zur See Carl Schaumann |
1. Oktober 1912 bis März 1915 | Kapitän zur See Carl Hollweg |
März bis April 1915 | Korvettenkapitän Maximilian Becker |
April 1915 bis September 1916 | Kapitän zur See Friedrich Behncke |
September 1916 bis Juni 1917 | Kapitän zur See Ernst Ewers |
Juni bis August 1917 | Korvettenkapitän Paul Globig |
August bis Oktober 1917 | Korvettenkapitän Günter Paschen |
Oktober bis November 1917 | Kapitänleutnant der Reserve Franz Wilde |
November 1917 bis April 1918 | Korvettenkapitän/Fregattenkapitän Hans Pochhammer |
April 1918 | Fregattenkapitän Max Lutter |
April bis Mai 1918 | Kapitän zur See Gustav Luppe |
Mai bis September 1918 | Fregattenkapitän Otto Döhring |
September bis 10. November 1918 | Fregattenkapitän Hugo von Waldeyer-Hartz |
November 1918 | Kapitänleutnant der Seewehr Heinrich Dau |
November bis 1. Dezember 1918 | Kapitänleutnant Hermann Brunswik |
1. März bis 27. September 1927 | Kapitän zur See Werner Tillessen |
28. September 1927 bis 30. September 1928 | Fregattenkapitän/Kapitän zur See Alfred Saalwächter |
1. Oktober 1928 bis 22. September 1929 | Fregattenkapitän/Kapitän zur See Max Bastian |
23. September 1929 bis 23. September 1932 | Kapitän zur See Kurt Aßmann |
1. Oktober 1932 bis 28. September 1934 | Kapitän zur See Wilhelm Canaris |
27. September 1934 bis 24. September 1936 | Kapitän zur See Heinrich Ancker |
25. September 1936 bis 29. September 1937 | Kapitän zur See Thilo von Seebach |
1. Oktober 1937 bis 3. August 1938 | Kapitän zur See Friedrich-Wilhelm Fleischer |
4. August 1938 bis 4. April 1939 | Kapitän zur See Werner Lindenau |
20. April bis 16. November 1939 | Kapitän zur See Kurt Utke |
17. November 1939 bis 30. Juli 1940 | Kapitän zur See Günther Horstmann |
Juli bis August 1940 | Fregattenkapitän Arnold Oehrl |
Januar bis Mai 1941 | Fregattenkapitän Johannes Isenlar |
Mai 1941 bis Oktober 1941 | Kapitän zur See Werner Lindenau |
15. Januar bis 30. Juni 1942 | Kapitän zur See Ernst von Studnitz |
Juni bis September 1942 | Fregattenkapitän Walter Hauser |
September 1942 bis Februar 1943 | Kapitän zur See Franz Frerichs |
Februar bis März 1943 | Korvettenkapitän d. Res. Oscar Brödermann |
März bis Juni 1943 | Korvettenkapitän Helmut von Oechelhaeuser |
Juni 1943 bis November 1944 | Kapitän zur See Alfred Roegglen |
November 1944 bis 4. Mai 1945 | Kapitän zur See Hans-Eberhard Busch |
Schiffssdaten:
Name: |
SMS Schlesien |
Land: |
Deutsches Reich |
Schiffstyp: |
Linienschiff |
Klasse: |
Deutschland-Klasse |
Bauwerft: |
Schichau, Danzig |
Baukosten: |
24.920.000 Mark |
Stapellauf: |
28. Mai 1906 |
Indienststellung: |
5. Mai 1908 |
Verbleib: |
Am 4. Mai 1945 gesprengt worden |
Länge: |
127,6 Meter |
Breite: |
22,2 Meter |
Tiefgang: |
Max. 8,25 Meter |
Verdrängung: |
Max. 14.218 Tonnen |
Besatzung: |
743 bis 802 Mann |
Antrieb: |
12 Marinekessel |
Leistung: |
18.923 PS (13.918 kW) |
Höchstgeschwindigkeit: |
18,5 kn (34 km/h) |
Bewaffnung: |
4 × Schnellfeuergeschütz 28,0 cm L/40 (340 Schuss) 14 × Schnellfeuergeschütz 17,0 cm L/40 (1.820 Schuss) 20 × Schnellfeuergeschütz 8,8 cm L/35 (2.800 Schuss) 6 × Torpedorohr ∅ 45,0 cm (unter Wasser, 16 Schuss) Ab 1939: 4 × Schnellfeuergeschütz 28,0 cm L/40 6 × Flugabwehr Kanonen 10,5 cm (1.800 Schuss) 4 × Flugabwehr Kanonen 3,7 cm 4 × Flugabwehr Kanonen 2,0 cm |
Panzerung: |
Gürtel: 100–240 mm auf 80 mm Teak |
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