Das Linienschiff SMS Weißenburg gehörte zu den Schiffen der Brandenburg-Klasse, die als Höhepunkt im kaiserlichen Panzerschiffbau galten, bevor diese Schiffsklasse durch modernere Typen abgelöst wurden. In der kaiserlichen Marine unternahm das Schiff überwiegend Auslandsreisen und wurde nach Asien geschickt um den Boxeraufstand mit zu unterdrücken. Seinen ersten Kriegseinsatz hatte das Schiff jedoch erst, als es an das osmanische Reich verkauft wurde.
Stapellauf und Bauform:
Der Bau der Schiffe der Brandenburg-Klasse begann Anfang der 90er Jahre des 19 Jahrhunderts noch vor dem Amtsantritt von Alfred Tirpitz als Staatssekretär des Reichsmarineamtes. Zum Zeitpunkt des Bau galten diese Schiffe als Höhepunkt der Konstruktion von Panzerschiffen, erst in den späteren Jahren wurden die Schiffe als Linienschiffe klassifiziert.
Die Entwicklung von gepanzerten Schiffen ging auf die Denkschrift von Generalleutnant Leo von Caprivi zurück, der bereits 1884 an die Marineleitung die Forderung stellte, dass der Kern der kaiserlichen Flotte langfristig nur mit diesen neuen Schiffen Bestand haben kann. Der Umschwung der seit Jahren praktizierten Verwendung der Schiffe als reine Küstenverteidigung in eine Hochseeflotte wurde damit gelegt.
Nach dem Baubeginn der 4 Schiffe der Brandenburg-Klasse kam es zu einigen Verzögerungen. Grund waren Lieferprobleme der Firma Krupp bei der Stahllieferung sowie kurzfristigen Änderungen der Mittelartillerie von 8,7cm Geschützen auf die neuen 10,5cm Schnellfeuergeschütze. Die SMS Kurfürst Friedrich Wilhelm war anschließend zwar das Typschiff der neuen Klasse, benannt wurde diese jedoch nach dem 2. Schiff, der SMS Brandenburg.
Der Stapellauf der SMS Weißenburg erfolgte am 14. Dezember 1891, die Indienststellung am 14. Oktober 1894.
Werdegang der SMS Weißenburg:
Nach der Indienststellung und den Erprobungsfahrten wurde die Weißenburg zusammen mit den anderen Schiffen der Brandenburg-Klasse der I. Division zugeteilt.
Bis Anfang 1900 wurden überwiegend Reisen der gesamten Division durchgeführt die unter anderem nach Großbritannien, Spanien, den Niederlanden und Norwegen führten.
Zwischen den Auslandsreisen nahmen die Schiffe an den jährlichen Manövern teil.
Am 27. Februar 1899 wurde nach dem neuen Flottengesetz die Klassifizierung der Schiffe geändert. Waren die Schiffe der Brandenburg-Klasse zunächst noch als Panzerschiffe klassifiziert, änderte sich dieses nun in Linienschiffe.
Anfang 1900 begann in China der Boxeraufstand gegen die europäischen Großmächte und deren Handelsvertretungen. Als es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Aufständischen und den vor Ort stationierten europäischen Truppen kam, bildete sich eine europäische Allianz um den Aufstand niederzuschlagen. Von der deutschen Seite aus wurde entschieden, dass alle Schiffe der Brandenburg-Klasse der I. Division in das Gebiet geschickt werden sollten. Von Kiel aus starteten die Schiffe am 9. Juli 1900 und am 30. August erreichten sie Shanghai, wo die Schiffe zunächst die Flüsse blockierten um die chinesische Marine an einem Auflaufen zu hindern. Zu dieser Zeit war die Belagerung des Gesandtschaftsviertels in Peking bereits beendet und ab Oktober konnten die deutschen Landungstruppen bei Qinhuangdao und Shanhaiguan im Gelben Meer anlanden.
Vom 4. bis zum 23. Januar 1901 lag die Weißenburg in Nagasaki zur Reparatur, was nach und nach bei allen Schiffen der Brandenburg-Klasse durchgeführt wurde. Diese versammelten sich anschließend ab März in Tsingtau. Am 26. Mai 1901 kam dann der Befehl zur Heimreise, wo die Schiffe am 11. August eintrafen.
In der Zeit vom 29. September 1902 bis zum 27. September 1904 wurde die SMS Weißenburg in der Kaiserlichen Werft Wilhelmshaven umfangreich modernisiert. Dabei erhielt das Schiff neue Masten, eingebautes Holz wurde gegen Metall getauscht, die Kohlenbunker wurden vergrößert und die 10,5cm Batterie umgebaut und verstärkt.
Nach Abschluss der Modernisierungsmaßnahmen wurde die Weißenburg dem II. Geschwader, im Herbst 1906 der Reserve zuteilt und am 27. September 1907 außer Dienst gestellt.
Am 2. August 1910 wurde die Weißenburg zusammen mit der Kurfürst Friedrich Wilhelm wieder in Dienst gestellt um in das osmanische Reich überführt zu werden.
Einsatz in der osmanischen Marine:
Am 12. September 1910 wurde die SMS Weißenburg offiziell an das osmanische Reich verkauft. Dort wurde das Schiff in Torgud Reis umbenannt und in der osmanischen Marine in Dienst gestellt.
Zum Zeitpunkt des italienisch-osmanischen Krieges von 1911 und 1912 war das Schiff zwar einsatzbereit, verblieb den Zeitraum über jedoch nur im Bereich der Dardanellen.
Erst mit den Balkankrieges ab November 1912 wurde die Torgud Reis eingesetzt. Zunächst beschoss das Schiff am 12. November Stellungen der bulgarischen Truppen in Derkosa, ebenso am 21. November. Bei dem 2. Einsatz wurde das Schiff von einem Torpedo eines der bulgarischen Torpedoboote getroffen, was im Bug zu einem großen Loch und 8 toten Besatzungsmitgliedern führte. Das Schiff konnte aus eigener Kraft nach Istanbul fahren und wurde dort repariert. Am 16. Dezember 1912 erfolgte der 1. Versuch der osmanischen Marine aus den Dardanellen auszubrechen. Das Vorhaben wurde jedoch durch die griechische Marine unterbunden, die die osmanischen Schiffe Angriff. Bei diesem Seegefecht hatte die Torgud Reis erneut 8 tote Besatzungsmitglieder zu beklagen. Auch der 2. Versuch zum Ausbrechen am 18. Januar 1913 scheiterte an der griechischen Marine. Erneut wurde die Torgud Reis mit 17 Treffern schwer beschädigt und hatte Tote zu beklagen. Bis zum Ende der Balkankriege wurde die Torgud Reis nur noch zur Unterstützung der Truppen auf dem Land eingesetzt, in dem es von der See aus die bulgarischen Stellung beschoss.
Einsatz im ersten Weltkrieg:
Nach dem Eintritt des osmanischen Reiches im ersten Weltkrieg an der Seite des deutschen Reiches übernahm der bisherige Führer der deutschen Mittelmeerdivision, Konteradmiral Wilhelm Souchon die Führung über die osmanische Marine.
Da die beiden Schiffen der Brandenburg-Klasse, Barbaros Hayreddin und Torgud Reis nicht für die schnelle Seekriegsführung ausgelegt waren, entscheid sich Souchon diese nicht im Schwarzen Meer gegen die russischen Schiffe einzusetzen sondern diese zur Verteidigung der Dardanellen abzustellen.
Im Laufe des Krieges hatte die Torgud Reis kein einziges Gefecht und überstand diesen unbeschadet.
Verbleib:
Nach dem Krieg wurde das Schiff ab 1924 in die neu gegründete türkische Marine aufgenommen und diente zunächst als Schulschiff.
Ab 1933 wurde es für die Arbeiter des Flottenstützpunkt Gölcük als Wohnschiff genutzt bis es 1952 verschrottet wurde.
Schiffsdaten:
Name: |
SMS Weißenbeurg |
Land: |
Deutsches Reich |
Schiffstyp: |
Linienschiff |
Klasse: |
Brandenburg-Klasse |
Bauwerft: |
AG Vulcan, Stettin |
Baukosten: |
16.054.000 Mark |
Stapellauf: |
14. Dezember 1891 |
Indienststellung: |
14. Oktober 1894 |
Verbleib: |
1952 verschrottet |
Länge: |
115,7 Meter |
Breite: |
19,5 Meter |
Tiefgang: |
Max. 7,9 Meter |
Verdrängung: |
Max. 10.670 Tonnen |
Besatzung: |
568 bis 591 Mann |
Antrieb: |
12 Zylinderkessel |
Leistung: |
10.103 PS (7.431 kW) |
Höchstgeschwindigkeit: |
16,5 kn (31 km/h) |
Bewaffnung: |
4 × 28 cm L/40 Ringkanone 2 × 28 cm L/35 Ringkanone (insgesamt 352 Schuss) 6 × 10,5 cm L/35 Schnellfeuergeschütz (600 Schuss) 8 × 8,8 cm L/30 Schnellfeuergeschütz (2.000 Schuss) 12 × 3,7 cm Revolvergeschütz 6 × Torpedorohr ∅ 45 cm (2 im Bug, 4 in den Seiten, über Wasser, 16 Schuss) |
Panzerung: |
Gürtel über Wasserlinie: 300–400 mm |
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