Das Linienschiff SMS Wettin gehörte der Wittelsbach-Klasse an, die kurz nach der Jahrhundertwende für die kaiserliche Marine gebaut wurden um die deutsche Hochseeflotte mit schlagkräftigen Kriegsschiffen ausrüsten zu können.
Stapellauf und Bauform:
Die Schiffe der Wittelsbach-Klasse basieren aus den Vorgänger Schiffen der Kaiser-Friedrich-III.-Klasse, wobei es keine nennenswerten Unterschiede unter den Klassen gibt.
Der Stapellauf der SMS Wettin erfolgte am 6. Juni 1901, die Indienststellung am 1. Oktober 1902.
Werdegang der SMS Wettin:
Nach der Indienststellung und dem Abschluss der Erprobungsfahrten wurde das Schiff im Januar 1903 dem I. Geschwader zugeteilt und nahm in den kommenden Jahren an den jährlichen Manövern teil.
Ab dem 1. Dezember 1911 wurde die SMS Wettin als Artillerieschulschiff in der Schiffsartillerie Inspektion genutzt, zuvor wurde es den neuen Anforderungen entsprechend umgerüstet.
Einsatz im Krieg:
Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges wurde die SMS Wettin dem neu gebildeten IV. Geschwader zugeteilt und übte in der Nordsee sowie in der Ostsee bis zum 5. Juli 1915 Sicherungsdienste aus. Anschließend wurde das Geschwader aus der deutschen Hochseeflotte los gelöst und in die Ostsee verlegt.
Ab dem 8. August 1915 erfolgte der Vorstoß in den Rigaischen Meerbusen. Die SMS Wettin wurde dabei ebenso wie ihre Schwesterschiffe eingesetzt. Unter anderem wurde von der Wettin der Pernauer Hafen gesperrt. Im Anschluss wurde das Schiff nach Libau zur Sicherung verlegt.
Da die Schiffe der Wittelsbach-Klasse bereits zu Beginn des Krieges veraltet waren und nun in der Ostsee den neuen russischen Schlachtschiffen der Gangut-Klasse ebenfalls völlig unterlegen waren, entschied sich die deutsche Marineführung die Schiffe aus der Ostsee abzuziehen und der Bereitschaftsdivision zuzuteilen. Zusammen mit der SMS Schwaben, der SMS Wittelsbach und dem Großen Kreuzer SMS Prinz Heinrich verließ die SMS Wettin am 10. November 1915 Libau Richtung Kiel. Dort wurde der größte Teil der Besatzung abgezogen und auf die moderneren Kriegsschiffe verteilt.
Als am 31. Januar 1916 die Division aufgelöst wurde, übernahm die I. Marine-Inspektion das Schiff und nutzte es als Exerzier- und Ausbildungsschiff. Ab Mai 1916 wurde mit dem Ausbau der schweren Waffen begonnen, am 17. Juli 1916 erfolgte dann die außer Dienststellung.
Bis zum Kriegsende wurde die SMS Wettin als Wohn- und Büroschiff in Kiel sowie in Cuxhaven genutzt.
Verbleib:
Nach der Kapitulation des deutschen Reiches verblieb das Schiff in Deutschland und musste weder interniert noch ausgeliefert werden.
Am 1. Oktober 1919 wurde es letztmalig in Dienst gestellt und diente bis zum 11. Februar 1920 als Mutterschiff für Minensuchboote.
Am 11. März 1920 wurde das Schiff endgültig außer Dienst gestellt, verkauft und 1922 in Rönnebeck bei Bremen verschrottet.
Kommandanten:
1. Oktober 1902 bis September 1904 | Kapitän zur See Georg Alexander von Müller |
September 1904 bis September 1906 | Kapitän zur See Georg Friedrich Scheibel |
September 1906 bis September 1907 | Kapitän zur See Wilhelm Becker |
Oktober 1907 bis September 1909 | Kapitän zur See Wilhelm Souchon |
September 1909 bis September 1910 | Kapitän zur See Paul Behncke |
September 1910 bis 30. Juni 1911 | Kapitän zur See Hermann Nordmann |
1. Dezember 1911 bis September 1912 | Kapitän zur See Georg Hebbinghaus |
September 1912 bis Juli 1914 | Kapitän zur See Karl Seiferling |
Juli 1914 bis Januar 1916 | Kapitän zur See Eduard Varrentrapp |
Januar bis Februar 1916 | Fregattenkapitän Carl Feldmann |
Februar 1916 | Korvettenkapitän Walter Mehnert |
Februar bis April 1916 | Korvettenkapitän Gerhard Stubenrauch |
April bis Juni 1916 | Fregattenkapitän Carl Feldmann |
Juni bis 17. Juli 1916 | Korvettenkapitän Ernst Hoffmann |
1. Oktober 1919 bis 11. Februar 1920 | unbekannt |
Schiffsdaten:
Name: |
SMS Wettin |
Land: |
Deutsches Reich |
Schiffstyp: |
Linienschiff |
Klasse: |
Wittelsbach-Klasse |
Bauwerft: |
Ferdinand Schichau, Danzig |
Baukosten: |
22.597.000 Mark |
Stapellauf: |
6. Juni 1901 |
Indienststellung: |
1. Oktober 1902 |
Verbleib: |
1922 bei Bremen verschrottet |
Länge: |
126,8 Meter |
Breite: |
20,8 Meter |
Tiefgang: |
Max. 8,04 Meter |
Verdrängung: |
Max. 12.798 Tonnen |
Besatzung: |
683 Mann |
Antrieb: |
6 Thornycroft-Wasserrohrkessel
|
Leistung: |
15.530 PS (11.422 kW) |
Höchstgeschwindigkeit: |
18,1 kn (34 km/h) |
Bewaffnung: |
4 × Schnellfeuergeschütz 24,0 cm L/40 (340 Schuss) 18 × Schnellfeuergeschütz 15,0 cm L/40 (2.520 Schuss) 12 × Schnellfeuergeschütz 8,8 cm L/30 (1.800 Schuss) 12 × Revolverkanone 3,7 cm 6 × Torpedorohr ∅ 45 cm (4 Seiten, 1 Bug, 1 Heck, unter Wasser, 12 – 16 Schuss) |
Panzerung: |
Wasserlinie: 100–225 mm auf 100 mm Teak |
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