Das Linienschiff SMS Wörth gehörte zu den Schiffen der Brandenburg-Klasse, die als Höhepunkt im kaiserlichen Panzerschiffbau galten, bevor diese Schiffsklasse durch modernere Typen abgelöst wurden. In der kaiserlichen Marine unternahm das Schiff überwiegend Auslandsreisen und wurde nach Asien geschickt um den Boxeraufstand mit zu unterdrücken.
Stapellauf und Bauform:
Der Bau der Schiffe der Brandenburg-Klasse begann Anfang der 90er Jahre des 19 Jahrhunderts noch vor dem Amtsantritt von Alfred Tirpitz als Staatssekretär des Reichsmarineamtes. Zum Zeitpunkt des Bau galten diese Schiffe als Höhepunkt der Konstruktion von Panzerschiffen, erst in den späteren Jahren wurden die Schiffe als Linienschiffe klassifiziert.
Die Entwicklung von gepanzerten Schiffen ging auf die Denkschrift von Generalleutnant Leo von Caprivi zurück, der bereits 1884 an die Marineleitung die Forderung stellte, dass der Kern der kaiserlichen Flotte langfristig nur mit diesen neuen Schiffen Bestand haben kann. Der Umschwung der seit Jahren praktizierten Verwendung der Schiffe als reine Küstenverteidigung in eine Hochseeflotte wurde damit gelegt.
Nach dem Baubeginn der 4 Schiffe der Brandenburg-Klasse kam es zu einigen Verzögerungen. Grund waren Lieferprobleme der Firma Krupp bei der Stahllieferung sowie kurzfristigen Änderungen der Mittelartillerie von 8,7cm Geschützen auf die neuen 10,5cm Schnellfeuergeschütze. Die SMS Kurfürst Friedrich Wilhelm war anschließend zwar das Typschiff der neuen Klasse, benannt wurde diese jedoch nach dem 2. Schiff, der SMS Brandenburg.
Der Stapellauf der SMS Wörth erfolgte am 6. August 1892, die Indienststellung am 31. Oktober 1893.
Werdegang der SMS Wörth:
Nach der Indienststellung erfolgten die üblichen Erprobungsfahrten. Nach dem Abschluss dieser diente das Schiff zeitweise als Flottenflaggschiff bei den jährlichen Herbstmanövern.
Als Anfang 1900 in China die Boxer Aufstände begannen, entschied sich die deutsche Marineführung mit der Entsendung der Linienschiffe der Brandenburg-Klasse um vor Ort die Aufstände niederzuschlagen und um deutsche Wirtschaftsinteressen zu sichern.
Im August 1901 kehrten die Schiffe nach Wilhelmshaven zurück.
In der Zeit vom August 1901 bis zum 27. September 1904 war die Wörth außer Dienst gestellt um umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen durch führen zu lassen. Nach dem Abschluss wurde das Schiff im September 1906 außer Dienst gestellt und der Reserve Flotte zugeteilt.
Einsatz im Krieg:
Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges wurde die SMS Wörth wieder reaktiviert und dem V. Geschwader zugeteilt.
Bis 1915 versah die Wörth fast ausschließlich Sicherungsdienste bis es aufgrund des Alters außer Dienst gestellt wurde.
Bis Kriegsende wurde das Schiff schließlich als Wohnschiff in Danzig genutzt.
Verbleib:
Die SMS Wörth gehörte nicht zu den Schiffen die nach dem Krieg in Scapa Flow interniert oder an die Siegermächte ausgeliefert werden musste.
Die Streichung aus der Liste der Kriegsschiffe erfolgte am 10. März 1919, anschließend wurde das Schiff in Danzig verschrottet.
Kommandanten:
31. Oktober 1893 – 28. April 1894 | Korvettenkapitän/Kapitän zur See Felix Stubenrauch |
August – September 1894 | Korvettenkapitän Alfred Breusing |
September 1894 – September 1895 | Kapitän zur See Prinz Heinrich von Preußen |
18. September 1895 – 30. September 1896 | Korvettenkapitän/Kapitän zur See Hermann Kirchhoff |
Oktober 1896 – 1898 | Kapitän zur See Curt von Prittwitz und Gaffron |
1. Oktober 1898 – 19. Mai 1901 | Kapitän zur See Ludwig Borckenhagen |
19. Mai – August 1901 | Kapitän zur See August von Heeringen |
August 1901 - 27. September 1904 | zur Überholung außer Dienst |
27. September 1904 – Juli 1906 | Kapitän zur See Max von Grapow |
Juli – 28. September 1906 | Korvettenkapitän Paul Jantzen |
2. August - 28. September 1910 | Kapitän zur See Karl Zimmermann |
31. Juli – 15. September 1911 | Fregattenkapitän Brüninghaus |
5. August 1914 – April 1915 | Kapitän zur See Klappenbach |
April – Juli 1915 | Kapitän zur See Ferdinand Bertram |
Juli 1915 – Januar 1916 | Fregattenkapitän Tietze |
Januar 1916 | Korvettenkapitän Friedrich Schmid |
Januar 1916 | Kapitän zur See Ferdinand Bertram |
Januar - Februar 1916 | Korvettenkapitän Schnabel |
Februar 1916 - März | Korvettenkapitän Mehnert |
Schiffsdaten:
Name: |
SMS Wörth |
Land: |
Deutsches Reich |
Schiffstyp: |
Linienschiff |
Klasse: |
Brandenburg-Klasse |
Bauwerft: |
Germaniawerft, Kiel |
Baukosten: |
16.054.000 Mark |
Stapellauf: |
6. August 1892 |
Indienststellung: |
31. Oktober 1893 |
Verbleib: |
1919 in Danzig verschrottet |
Länge: |
115,7 Meter |
Breite: |
19,5 Meter |
Tiefgang: |
Max. 7,4 Meter |
Verdrängung: |
Max. 10.670 Tonnen |
Besatzung: |
568 bis 591 Mann |
Antrieb: |
12 querstehende Zylinder-Dampfkessel mit Kohlefeuerung |
Leistung: |
10.228 PSi |
Höchstgeschwindigkeit: |
16,3 kn |
Bewaffnung: |
4 × 28 cm L/40 Ringkanone 2 × 28 cm L/35 Ringkanone (insgesamt 352 Schuss) 6 × 10,5 cm L/35 Schnellfeuergeschütz (600 Schuss) 8 × 8,8 cm L/30 Schnellfeuergeschütz (2.000 Schuss) 12 × 3,7 cm Revolverkanone 6 × Torpedorohr ∅ 45 cm (2 im Bug, 4 in den Seiten, über Wasser, 16 Schuss) |
Panzerung: |
Gürtel über Wasserlinie: 300–400 mm |
Passende Literatur zum Thema findet Ihr hier:
Die kaiserliche Marine im Ersten Weltkrieg: Von Wilhelmshaven nach Scapa Flow
Begünstigt durch die imperialen Bestrebungen von Wilhelm II. entwickelte sich die Kaiserliche Marine ab 1900 zu einer der modernsten Kriegsflotten weltweit. 1914 wähnte sie sich mit der britischen Royal Navy auf Augenhöhe. Dieser Text-Bildband analysiert Stärken und Schwächen der kaiserlichen Flotte und ihrer Gegner im Ersten Weltkrieg. Mit exklusiven Schwarz-Weiß-Fotos und farbigen Darstellungen ausgewählter Memorabilien.
Deutsche Kriegsschiffe: Die Kaiserliche Hochseeflotte 1914-1918 (Typenkompass)
In diesem Typenkompass wird die deutsche Kriegsmarine der Kaiserzeit hervorragend und systematisch vorgestellt. Deutsche Großkampfschiffe und Kreuzer während des Ersten Weltkriegs und Dickschiffe der kaiserlichen Marine porträtiert Robert Rosentreter mit Namen, Typen, Bewaffnungen, technischen Daten, Werdegang und Verbleib.
Deutsche Kriegsschiffe: Die Torpedoboote der kaiserlichen Marine (Typenkompass)
Passend zu ihrer ursprünglichen Aufgabe des deutschen Küstenschutzes verfügte die kaiserliche Marine u. a. über Schnell- und Torpedoboote. Die Aufgabe der deutschen Schnellboote bestand vor allem darin, britische Monitore - das waren Kriegsschiffe in seichten Küstengewässern und auf Flüssen - anzugreifen. Torpedoboote wiederum galten dank ihrer Torpedobewaffnung auch als wirkungsvolle und verhältnismäßig preiswerte Methode gegen große Linienschiffe. Eckhard Klien stellt in diesem Typenkompass alle Schnell- und Torpedoboote vor, die zwischen 1872 und 1918 in der kaiserlichen deutschen Marine zum Einsatz kamen.
Deutsche Kriegsschiffe: Das kaiserliche Ostasiengeschwader (Typenkompass)
Nach der von Großbritannien und den USA erzwungenen Öffnung der Häfen Chinas für den Handel mit ausländischen Mächten wollten auch deutsche Kaufleute sich ein Stück vom Kuchen abschneiden. Durchsetzen ließen sich solche Interessen nur mit einer starken Marine im Rücken. Deshalb entstand ab 1859 in mehreren Schüben das deutsche Ostasiengeschwader. Volker A. Behr skizziert alle wichtigen Kriegsschiffe, die im kaiserlichen Ostasiengeschwader von 1886 bis in den Ersten Weltkrieg hinein Dienst taten, mit ihrer Einsatzgeschichte, ihrer Ausrüstung und Bewaffnung sowie ihren technischen Besonderheiten.
Die Deutsche Marine in ihrer neuesten Uniformierung (Militaria, Kaiserreich, Uniformen, Abzeichen, Kaiserliche Marine, 1. Weltkrieg, History Edition)
Das Original "Die Deutsche Marine in ihrer neuesten Uniformierung" erschien erstmals im Jahre 1910 im Verlag Moritz Ruhl. Dieser Band beinhaltet neben der detaillierten 70-seitigen Beschreibung, 18 farbige Uniformtafeln der Kaiserlichen Marine. Ein klassisches Nachschlagewerk für die Uniformkunde! Format A5, 92 Seiten gebunden, farbige Tafeln. History Edition Band 7.
This post is also available in: