Napoleon III. führte als französischer Staatspräsident Frankreich 4 Jahre lang bis er 1851 mit einem Staatsstreich ein autoritäres Kaiserreich einführte und sich selbst zum Kaiser des 2. französischen Kaiserreichs ernannte. Erst im deutsch-französischen Krieg und seiner Gefangennahme endete seine Herrschaft und damit auch die Monarchie in Frankreich.
Herkunft und Jugendjahre:
Napoleon wurde am 20. April 1808 in Paris als Sohn von Louis Bonaparte, dem Bruder von Napoleon I., und Hortense de Beauharnais unter dem Namen Charles Louis Napoléon Bonaparte geboren.
Aufgewachsen ist Napoleon abwechselnd in Konstanz am Bodensee und in Augsburg. 1816 wurde von seiner Mutter ein Anwesen in Konstanz erworben, hier lernte Napoleon auch perfekt die deutsche Sprache. Auf politischen Druck hin, musste die Familie allerdings 1818 ihren Wohnort verlassen und zog in das Schloss Arenenberg, auf der schweizerischen Seite des Bodensees. Die ersten Schuljahre wurde Napoleon von Privatlehrern unterrichtet, erst von 1821 bis 1823 besuchte er das Gymnasium bei St. Anna. Nach seiner Schulzeit wechselte er 1829 zur Artillerieschule von Thun und begann dort seine militärische Laufbahn. Anschließend diente er in der Schweizer Armee als Artillerieoffizier und erwarb somit 1832 die Schweizer Staatsbürgerschaft, konnte jedoch auch seine französische behalten.
Die ersten Putschversuche:
Nach dem Ausbruch des russisch-türkischen Krieges 1829 versuchte Napoleon an diesem teilzunehmen. Sein Ersuchen wurde jedoch von seinem Vater untersagt, stattdessen schloss sich Napoleon nun dem italienischen Geheimbund der Carbonari an, die die Einigung Italiens anstrebten. Bei diesem Bund war er zusammen mit seinem Bruder an der Belagerung der Festung Civita Castellana beteiligt. Der Aufstand wurde jedoch schnell niedergeschlagen, Napoleons Bruder getötet und er selbst musste mit seiner Mutter nach Frankreich unter den Schutz von Ludwig Philipp I. fliehen.
Seinen ersten Putschversuch plante er zusammen mit dem Regimentskommandeur Oberst Vaudrey des 4. Artillerieregimentes in Straßburg am 29. Oktober 1836. Napoleon wollte mit der Erringung der Macht Frankreich wieder zu Ruhm und Ehre führen und wieder als Großmacht in Europa etablieren. Als er bei dem ebenfalls in Straßburg stationierten 46. Infanterieregiment anfragte, wurde sein Ersuchen abgelehnt und die Soldaten verhafteten Napoleon, der anschließend nach Paris gebracht wurde. Napoleon wurde eine Begnadigung angeboten unter der Forderung nach Amerika ins Exil zu gehen. Dieses Angebot nahm er an und reiste am 21. November 1836 nach New York.
Als ihn 1837 die Nachricht erreichte, dass seine Mutter im Sterben lag, reiste Napoleon zurück in die Schweiz. Frankreich forderte daraufhin die Ausweisung, was von der Schweiz aufgrund der Staatsbürgerschaft Napoleons abgelehnt wurde. Damit daraus kein militärischer Konflikt entstand, setzte sich Napoleon nach England ab.
In England plante Napoleon einen erneuten Putschversuch, den er am 6. August 1840 in Boulogne-sur-Mer versuchte durchzusetzen. Auch dieser Versuch schlug fehl, Napoleon wurde erneut verhaftet und zu lebenslanger Festungshaft in Ham verurteilt. Dort begann er eine Affäre mit Eleonore Vergeot aus der 2 Kinder entsprangen, die Napoleon später zu Grafen erheben sollte. Am 25. Mai 1846 gelang ihm die Flucht aus der Festung zurück nach England. Dort lernte er Harriet Howard kennen, mit der er eine Beziehung einging und die ihn bei seiner Präsidentschaftswahl finanziell unterstütze.
Napoleons politischer Weg in Frankreich:
Nach der Februarrevolution 1848 kehrte Napoleon aus seinem Exil zurück und lies sich für die Präsidentschaftswahl aufstellen. Durch die große finanzielle Unterstützung von Harriet Howard gelang es ihm, im Dezember 1848 die Wahl für sich zu entscheiden.
Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Entsendung von Soldaten nach Italien, um gegen die römische Republik vorzugehen und die Herrschaft des Papstes im Kirchenstaat wiederherzustellen, was seinen Truppen am 2. Juli 1849 gelang.
Weiter tauschte er die Regierungsmitglieder solange aus, bis fast ausschließlich ihm loyale Mitglieder vertreten waren.
Als das Ende seiner Regierungszeit nahte, rief Napoleon am 2. Dezember 1851 einen Staatsstreich aus. In ganz Frankreich kam es anschließend zu Aufständen, die er niederschlagen ließ. Am 21. Dezember lies Napoleon eine Volksabstimmung durchführen, die ihn mit deutlich mehr Macht ausstatten sollte. Eingeschüchtert durch die vorherige Gewalt, stimmte eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung für eine neue Verfassung. Am 2. Dezember 1852 konnte sich Napoleon nun zum Kaiser des 2. französischen Kaiserreichs ausrufen lassen.
Der Beginn seiner Herrschaft als Kaiser war durch Unterdrückung und Absolutismus geprägt. Erst im späteren Verlauf wurde seine Politik liberaler.
Der Krieg mit Russland:
Russland stand seit Jahrzehnten in ständigen Konflikten mit dem osmanischen Reich. Weiter sah sich das Land als Schutzmacht der orthodoxen Katholiken im Land an, was durch die Intervention Frankreichs untergraben wurde. Als französische Priester offiziell vom osmanischen Sultan als Schutzmacht anerkannt und ins Land geholt wurden, Protestierte Russland und Frankreich erklärte dem Land den Krieg, zumal Frankreich die Befürchtung hatte, dass sich Russland auf das geschwächte osmanische Reich stürzen würde um sein Gebiet zu vergrößern.
Eine Allianz aus französischen und britischen Truppen landete im Mai 1854 bei Warna und im September auf der Krim Halbinsel. Ziel sollte die Eroberung der Seefestung Sewastopol sein, um die russische Marine aus dem Gebiet zu drängen. Durch die schlechte Versorgung und den erbitterten Widerstand der russischen Truppen, konnte die Festung erst nach einem Jahr im September 1855 erobert werden. Zwar drängte Napoleon anschließend noch nach einem Feldzug weiter auf das russische Festland, dieser Plan wurde jedoch von seinen Generälen verworfen, da die Verluste zu groß wären und der Rückhalt in der Bevölkerung durch den Krieg schwand. Napoleon lenkte ein und es wurden in Paris Friedensverhandlungen begonnen. Bei diesen zeigte sich das politische Geschick Napoleons, der sich bei den Verhandlungen als Vermittler sah und neben der Anerkennung der Monarchie in Frankreich bei den anderen europäischen Großmächten auch Österreich politisch isolieren konnte.
1858 erfolgte mit der Einwilligung Napoleons eine französische Expedition nach Vietnam, die das Ziel hatte, die dortige Regierung dazu zu drängen, die französische Herrschaft anzuerkennen, womit faktisch Vietnam eine französische Kolonie wurde.
Napoleons Wirken bei der italienischen Einigung:
Am 14. Januar 1858 wurde durch den italienischen Revolutionär Felice Orsini ein Attentatsversuch auf Napoleon unternommen. Dieser scheiterte und bei der anschließenden Gerichtsverhandlung stellte sich heraus, das Orsini Mitglied der Carbonari war, die die Einigung Italiens zum Ziel haben und bei denen Napoleon ebenfalls Mitglied war. Er zeigte sich von Orsini beeindruckt und suchte daraufhin am 20. Juli 1858 ein Gespräch mit dem Ministerpräsidenten des Königreichs Sardinien-Piemont Camillo Benso von Cavour, um eine französische Unterstützung für die italienische Einigung anzubieten.
Cavour und Napoleon schlossen nach dem Gespräch einen Geheimpakt, der die militärische Unterstützung Frankreichs im Falle eines Angriffes von Österreich vorsah.
Durch provozierende Reden von Napoleon und dem späteren italienischen König Victor Emanuels rüstete Österreich ein Heer für einen Feldzug, was Frankreich im Gegenzug selbst die Möglichkeit für eine Mobilmachung gab. Als ein österreichisches Ultimatum am 19. April 1859 verstrich begann der italienische Einigungskrieg vom Mai bis Juli 1859, der mit der Vereinigung Norditaliens endete. Für seine Unterstützung wurden Frankreich anschließend Savoyen und die Grafschaft Nizza zugesprochen.
Außen- und Innenpolitische Niederlagen:
Ab 1860 änderte Napoleon seinen Führungsstil in Frankreich. War dies zunächst noch diktatorisch geführt, erließ er dem Parlament mehr Rechte, lies die Pressefreiheit erweitern und Gewerkschaften konnten gegründet werden.
Seinen ersten außenpolitischen Misserfolg erfuhr Napoleon mit Mexiko. Im Juli 1861 entschloss sich das Land seine Schulden im Ausland nicht mehr zu begleichen, woraufhin Spanien, England und Frankreich Truppen nach Mexiko schickten um die Schulden einzutreiben. Als sich während der Invasion jedoch abzeichnete, dass Napoleon nicht nur seine Schulden eintreiben sondern Mexiko besetzen wollte, zogen sich England und Spanien aus dem Konflikt zurück. Die französischen Truppen unterlagen anschließend und der von 1864 an von Frankreich eingesetzte Kaiser von Mexiko Maximilian I. wurde im März 1867 hingerichtet. Diese Niederlage führte auch in Frankreich zu einer weiteren Destabilisierung der inneren Ordnung.
Eine weitere Niederlage, wenn auch nicht militärisch, musste Napoleon im preußisch-österreichischen Krieg einstecken. Napoleon handelte mit Österreich ein Geheimabkommen ab, welches bei Unterstützung Gebiete im preußischen Rheinland für unabhängig, jedoch unter französischer Kontrolle etablieren sollte. Österreich jedoch verlor den Krieg gegen Preußen und somit musste Frankreich diese Pläne aufgeben.
Auch die Pläne zur Annexion von Luxemburg für eine französische Neutralität im Falle eines Krieges, welche vor dem preußisch-österreichischen Krieg Preußen vorgelegt wurden, blieben ohne Ergebnis, als die Öffentlichkeit die Nachricht erhielt und Protest laut wurde. 1867 musste Frankreich im zweiten Londoner Vertrag die Neutralität und Unabhängigkeit von Luxemburg bestätigen.
Diese politischen und militärischen Niederlagen sorgten in Frankreich für ein Aufstreben der republikanischen Kräfte, die Napoleon absetzen und die Republik wieder einführen wollten.
Der deutsch-französische Krieg:
Durch eine geschickte Provokation durch Otto von Bismarck, die sogenannte Emser Depesche, erklärte Frankreich Preußen im Juli 1870 den Krieg. Napoleon hoffte auf die Neutralität der Süddeutschen Länder und die Unterstützung der anderen europäischen Großmächte. Als jedoch die Süddeutschen Länder ihren Verpflichtungen mit Preußen nachkamen und an der preußischen Seite gegen Frankreich zogen und sich die anderen europäischen Länder neutral verhielten, sah sich Napoleon alleine den Preußen gegenüber gestellt.
Den preußischen Truppen gelangen von Beginn an große Siege, sodass Napoleon sich im August 1870 ohne Funktion der neu aufgestellten Armee unter der Führung von Marschall Mac-Mahons anschloss, die Richtung Metz marschierte um die dort eingeschlossenen französischen Truppen zu befreien. Da der Weg jedoch durch preußische Truppen versperrt war, musste die Armee umschwenken. Am 1. September 1870 erfolgte der Zusammenstoß der beiden Armeen bei Sedan, wo sich Napoleon ergab und seine Armee kapitulierte.
Das Lebensende von Napoleon:
Nach seiner Kapitulation bei Sedan wurde Napoleon als Kriegsgefangener nach Kassel in das Schloss Wilhelmshöhe geschickt, wo er bis zum 19. März 1871 unter Arrest stand.
In Frankreich wurde er bereits am 4. September von Revolutionskräften abgesetzt, die anschließend die dritte französische Republik ausriefen.
Nach seiner Entlassung aus der Gefangenschaft reiste Napoleon nach England in den heutigen Stadtbezirk von London Borough of Bromley. Dort plante er im Sinne seines Onkels Napoleon I., seine Rückkehr nach Frankreich. Doch während der Planungsphase musste Napoleon 2 mal operiert werden um ihm Blasensteine zu entfernen. Am 9. Januar 1873 sollte eine 3. Operation stattfinden, doch durch den Einsatz von Chloroform während der ersten Operationen, erleidete Napoleon ein Herzversagen und er verstarb am 9. Januar vor seiner Operation.
Napoleon wurde in der kaiserlichen Krypta der Sankt-Michaels-Abtei in Farnborough, Hampshire, England neben seiner Frau und seinem Sohn Napoléon Eugène Louis Bonaparte bestattet.
Passende Literatur zum Thema findet Ihr hier:
Napoleon III.: Frankreichs letzter Kaiser
Napoleon III.. Glanz und Elend des Zweiten Kaiserreichs
Napoleon III.: Frankreichs letzter Kaiser
Rebell und Kaiser: Das abenteuerliche Leben des dritten Napoleon
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