Die Obusier de 520 modèle 1916 sollte das größte französische Eisenbahngeschütz im ersten Weltkrieg werden, der erste Prototyp explodierte jedoch, der zweite wurde nicht rechtzeitig fertig um noch eingesetzt zu werden.
Im Laufe des anhaltenden Stellungskrieges an der Westfront und den immer stärker befestigten Stellungen und Bunker der deutschen Armee, zeigte sich, dass auch die nach und nach eintreffenden schweren Eisenbahngeschütze der französischen Armee nicht über eine ausreichende Durchschlagskraft verfügten. So wurden vom französischem Oberkommando immer größere Geschütze mit immer mehr Durchschlagskraft von der Wirtschaft gefordert.
Die Firma Schneider begann daraufhin Mitte 1916 mit der Entwicklung der Obusier de 520 modèle 1916. Dieses Eisenbahngeschütz sollte ein Kaliber von 520 mm erhalten und stellte damit das größte bis dahin gebaute Geschütz da. Die Waffe hätte Granaten mit einem Gewicht zwischen 1.370 und 1.654 Kilogramm abschießen sollen um damit auch die stärksten deutschen Bunker zerstören zu können.
Ein derart großes Eisenbahngeschütz erforderte jedoch einen deutlich geänderten Aufbau der Waggons. Wurden bislang lediglich zwei Waggons mit einem Stahlgerüst verbunden mussten nun insgesamt 4 mal 4-achsige Waggons genommen und verbunden werden um das Gewicht von 263 Tonnen überhaupt tragen und bewegen zu können.
Um den gewaltigen Rückstoß auffangen zu können verwendeten die Konstrukteure mehrere Rückstoßsysteme. Somit wurde eine Kombination aus Wiege-Rückstoß und Gleit-Rückstoß in Verbindung mit einer Verankerung der Waggons an den Gleisen genutzt. Nach einem Schuss diente das Rückstoßsystem des Geschütz dazu, den größten Teil des Rückstoßes aufzunehmen, gleichzeitig glitt das gesamte Geschütz rund einen Meter über die Gleise nach hinten. Um eine neue Granate in den Verschluss zu führen, musste anschließend der Lauf vollständig gesenkt werden und über ein hinter dem Geschütz aufgebautes Laufkatzensystem konnte eine neue Granaten eingeführt werden. Nach dem Laden musste das Geschütz dann wieder neu ausgerichtet werden.
Aufgrund der vielen Neuerungen und technischen Anpassungen verzögerte sich der Bau des ersten Prototypen immer mehr, bis dieser schließlich erst Ende 1917 fertiggestellt werden konnte.
Bis in den Juli 1917 dauerte die Erprobung und die Schießübungen bis es auf dem Testgelände in Quiberon zu einem Unfall kam und das Geschütz zerstört wurde. Dabei explodierte eine abgefeuerte Granate frühzeitig als sie sich noch im Lauf der Waffe befand.
Der zweite Prototyp wurde zwar noch während der Kriegshandlungen fertiggestellt, der Abschluss der Erprobungen erfolgte jedoch nachdem bereits das Deutsche Reich kapituliert hatte. Im Anschluss wurde das Eisenbahngeschütz von der französischen Armee in einem ihrer Depots eingelagert.
Nach dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges war das Eisenbahngeschütz Teil der Pläne der französischen Mobilmachung. Es wurde jedoch zu spät damit begonnen das Eisenbahngeschütz wieder einsatzfähig zu machen, sodass die deutsche Wehrmacht nach dem Einmarsch in Frankreich dieses noch in der Fabrik der Firma Schneider erbeuten konnte bevor es überhaupt vollständig einsatzfähig war.
Es wurde unter der Bezeichnung 52 cm lange Haubitze (E) 871 (f) in den Dienst der Wehrmacht gestellt und nach dem Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion ebenfalls an die Ostfront gebracht. Dort wurde es ab dem 21. November 1941 zum Beschuss von Leningrad nach dessen Einkesselung eingesetzt. Wie bereits bei dem ersten Prototypen explodierte auch am 5. Januar 1942 bei dem zweiten Geschütz eine Granate noch während diese sich im Lauf befand und zerstörte damit ebenfalls die gesamte Waffe. Die Überreste wurden 1943 von der sowjetische Armee gefunden, diese hatten jedoch keine Verwendung mehr für das zerstörte Eisenbahngeschütz.
Datenblatt:
Bezeichnung: | Obusier de 520 modèle 1916 |
Herstellerland: | Frankreich |
Einführungsjahr: | 1917 und 1918 |
Stückzahl: | 2 Stück |
Kaliber: | 520 mm |
Rohrlänge: | 11,9 Meter |
Reichweite: | Max. 17.000 Meter |
Gewicht: | 263 Tonnen |
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