Der Panzerkreuzer HMS Carnarvon gehörte der Devonshire-Klasse an, die sich noch in die County-Klasse 2 untereilte und Anfang des 20. Jahrhunderts für die Royal Navy gebaut wurde.
Stapellauf und Bauform:
Der Bau der sechs Panzerkreuzer der Devonshire-Klasse wurde 1901 vom britischen Marineministerium in Auftrag gegeben. Verantwortlich für die Konstruktion der Schiffe war Sir William Henry White, der bereits die Vorgänger Schiffe der Monmouth-Klasse, County-Klasse 1 konstruierte.
Bei der ersten County-Klasse wurde die schwache Bewaffnung bemängelt, weßwegen die 2. Baugruppe etwas größer und besser bewaffnet war. Eine verringerte Geschwindigkeit wurde dafür in Kauf genommen.
Die Hauptbewaffnung wurde somit um 4 x 7,5 Zoll Geschütze erweitert, die mittlere Artillerie dafür von 14 auf 6 x 6 Zoll Geschütze verkleinert. Zudem wurde die mittlere Artillerie in niedrige Kasematten untergebracht, die bei mittlerem und schwerem Seegang nicht mehr zu benutzen waren.
Bei der Antriebsanlage erhielten alle sechs Schiffe der Klasse unterschiedliche Typen, Bauweisen und Anzahl. Dies sollte Vergleichswerte schaffen für spätere Schiffe, hatte jedoch den Nachteil, dass keine der Antriebsanlagen wirklich ausgereift genug war und bereits nach kurzer Zeit erste Probleme auf kamen. Bei der HMS Carnarvon wurden 17 Niclausse Wasserrohr Kessel und sechs zylindrische Kessel eingebaut. Neben dem schnellen Verschleiß war auch der Kohleverbrauch bei den Schiffen im Gegensatz zu anderen Kreuzern höher.
Der Stapellauf der HMS Carnarvon erfolgte am 7. Oktober 1903, die Indienststellung am 29. Mai 1905.
Werdegang der HMS Carnarvon:
Nach der Indienststellung und den Erprobungsfahrten wurde das Schiff dem 3. Kreuzergeschwader zugeteilt und in das Mittelmeer beordert. Dort nahm es an Rundreisen nach Piräus und Malta teil.
Im Juni 1907 wurde das Schiff dem 2. Kreuzergeschwader zugeteilt und nahm an einer Demonstrationsreise nach Südafrika und Südamerika teil, die bis Ende 1908 dauerte.
Anfang 1909 wurde alle Panzerkreuzer der Devonshire-Klasse, bis auf die HMS Argyll der 3. Division der Home Fleet zugeteilt mit Heimathafen in Devonport. Ab März 1912 war die HMS Carnarvon Flaggschiff des 5. Kreuzergeschwader.
Einsatz im Krieg:
Als der erste Weltkrieg ausbrach wurden die Schiffe des 5. Kreuzergeschwader zur Sicherung der Nordsee eingesetzt. Die HMS Carnarvon brachte dabei am 24. August 1914 den deutschen Postdampfer Professor Woermann auf und geleitete es nach Freetown.
Nach dem verlorenen Seegefecht bei Coronel vom 1. November 1914 wurde die Carnarvon in den Südatlantik beordert um die britischen Verluste auszugleichen. Dort sollte das Schiff zunächst zu den Falklandinseln fahren und sich dort mit den restlichen britischen Schiffen vereinen um gegen das deutsche Kreuzergeschwader zu kämpfen.
Als die deutschen Schiffe am Morgen des 8. Dezember 1914 in Sichtweite kamen, lief zuerst das Wachschiff HMS Kent aus, da die meisten anderen britischen Schiffe noch mit dem Laden von Kohle beschäftigt waren. Die HMS Carnarvon hatte die Beladung schon abgeschlossen und lief kurz nach der HMS Kent aus dem Hafen um die deutschen Schiffe zu verfolgen. Als auch die anderen britischen Kriegsschiffe ausliefen konnten sie die Carnarvon schnell ein und überholen. Das Schiff fiel wegen ihrer geringen Geschwindigkeit schnell zurück. Auch als das Geschwader die Geschwindigkeit drosselte um die Carnarvon aufschließen zu lassen, fiel das Schiff weiter zurück. Das Geschwader lief daraufhin wieder mit voller Kraft, sodass die Carnarvon erst spät in das Gefecht eingreifen konnte. Die SMS Scharnhorst war bereits am sinken, sodass lediglich noch die SMS Gneisenau beschossen wurde. Nachdem auch dieses deutsche Schiff gesunken war, beteiligte sich die Carnarvon an der Rettung der Überlebenden.
Nach dem Gefecht bei den Falklandinseln verblieb das Schiff zur Sicherung weiterhin in Südamerika. Als dieses am 22. Februar 1915 von der Station Abrolhos Rocks Richtung Norden auslief, fuhr es auf einen nicht kartografierten Unterwasserfels und wurde schwer beschädigt. Die Reparatur musste in Rio de Janeiro durchgeführt werden und dauerte bis Ende des Jahres.
Im Anschluss verblieb die HMS Carnarvon im Sicherungsdienst bis die USA 1917 in den Krieg gegen das Deutsche Reich eintraten. Daraufhin wurde das Schiff zur Sicherung der amerikanischen Konvois bis zum Kriegsende eingesetzt.
Verbleib:
Nach dem ersten Weltkrieg wurde die HMS Carnarvon noch 1919 als Kadettenschulschiff und 1920 für eine Reise nach Norwegen eingesetzt.
Im März 1921 erfolgte dann die Außerdienststellung, der Verkauf an die Firma Slough Trading Co. und die Verschrottung in Deutschland.
Schiffsdaten:
Name: |
HMS Carnarvon |
Land: |
Großbritannien |
Schiffstyp: |
Panzerkreuzer |
Klasse: |
Devonshire-Klasse |
Bauwerft: |
Beardmore, Dalmuir |
Baukosten: |
rund 850.000 Pfund Sterling |
Stapellauf: |
7. Oktober 1903 |
Indienststellung: |
29. Mai 1905 |
Verbleib: |
Im März 1921 verkauft und in Deutschland verschrottet |
Länge: |
144,32 Meter |
Breite: |
20,88 Meter |
Tiefgang: |
Max. 7,32 Meter |
Verdrängung: |
Max. 10.850 Tonnen |
Besatzung: |
655 Mann |
Antrieb: |
17 Niclausse-Wasserrohr Kessel 6 zylindrische-Dampfkessel 2 vierzylindrige Dreifach-Expansionsmaschinen |
Leistung: |
21.000 PSi |
Höchstgeschwindigkeit: |
22,25 kn |
Bewaffnung: |
4 × 191 mm Mk.I Geschütze 6 × 152 mm Mk.VII Geschütze 6 × 102 mm Mk.V Geschütze 2 × 12-pdr-76 mm Schnellfeuer Geschütze 18 × 47-mm 3 PfünderGeschütze 2 × 45,7-cm Torpedorohre unter Wasser |
Panzerung: |
Gürtelpanzer 51 - 152 mm Kasematten 152 mm Deck 51 mm Kommandoturm 305 mm Barbetten 127 - 152 mm |
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