Der Panzerkreuzer Jules Michelet war eine Weiterentwicklung der Léon Gambetta Panzerkreuzer, die etwas kürzer dafür schwerer war und über eine Leistungssteigerung sowohl im Antrieb als auch in der Bewaffnung verfügte.
Stapellauf und Bauform:
Bereits 1 Jahr nach Baubeginn der Panzerkreuzer der Léon Gambetta Klasse wurde mit dem Bau eines Nachfolgemodells begonnen.
Die Jules Michelet wurde auf dem Grundprinzip der Vorgänger aufgebaut, war jedoch etwas kürzer und hatte eine größere Verdrängung. Besonderer Wert wurde dabei auf eine Optimierung und Leistungssteigerung der Antriebsanlage und der Bewaffnung gelegt.
So wurden erneut vertikale Dreifachexpansionsdampfmaschinen mit drei Antriebswellen eingebaut die von 28 Guyot du Temple Kesseln angetrieben wurden. Durch einige Modifikationen konnte die Leistung des Antriebes um 1.500 PS auf insgesamt 30.000 erhöht werden womit sich auch die Höchstgeschwindigkeit leicht auf 22,5 Knoten erhöhte.
Die Hauptbewaffnung verblieb bei 4 x 194 mm Geschützen in jeweils einem Zwillingsturm vorne und hinten des Schiffes. Die Sekundärbewaffnung der 164 mm Geschütze hingegen wurde auf 12 Geschütze reduziert, jedoch wurden hier ebenfalls einige Modifikationen vorgenommen, sodass die geringere Anzahl der Geschütze durch eine Steigerung der Leistungsfähigkeit ausgeglichen werden konnte. Weiter erhielt das Schiff noch 24 x 47 mm Geschütze sowie 2 x 460 mm Torpedorohre unter Wasser.
Die Panzerung wurde von der Léon Gambetta Klasse vollständig übernommen und verblieb am Gürtel bei bis zu 152 mm, den Hauptgeschützen bei 200 mm und dem Kommandoturm bei ebenfalls 200 mm.
Als Namensgeber des Schiffes diente der französische Historiker Jules Michelet (1798 - 1874).
Der Stapellauf der Jules Michelet erfolgte dann im August 1905, die Indienststellung im November 1908.
Auch wenn zunächst an einer Nachfolge Klasse der Léon Gambetta Schiffe gearbeitet werden sollte, konnte das Gesamtkonzept der Jules Michelet das französische Marineministerium nicht überzeugen, um daraus eine neue Schiffsklasse entstehen zu lassen. So verblieb es bei diesem einen Schiff.
Werdegang der Jules Michelet:
Nach der Indienststellung und den Erprobungsfahrten wurde die Jules Michelet dem Kreuzergeschwader der Mittelmeer Flotte zugeteilt.
Mit diesem nahm das Schiff an mehreren Übungen und Manövern teil. Dabei kam es am 27. Juni 1912 zu einem Unfall, als während einer Schießübung in Toulon Granaten in einem Geschützturm explodierten und 4 Besatzungsmitglieder getötet, weitere 21 verwundet wurden. Die Explosion wurde vermutlich durch die Treibladung ausgelöst.
Einsatz im Krieg:
Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges wurde die Jules Michelet zusammen mit den Panzerkreuzern Ernest Renan und Edgar Quinet dem 1. leichten Geschwader zugeteilt. Diese sollten die beiden deutschen Schiffe Goeben und Breslau finden und versenken. Mit weiteren 12 Zerstörern sollten die Schiffe als Hafen Philippeville nutzen, dieser wurde jedoch am 3. August von den deutschen Schiffen beschossen. Durch Berichte, dass die deutschen Schiffe versuchen würden in den Atlantik auszubrechen, wurde das Geschwader schließlich westlich von Algier eingesetzt.
Nachdem die deutschen Schiffe anstatt des Atlantiks die osmanische Stadt Konstantinopel angelaufen hatten, wurden die Panzerkreuzer eingesetzt um die Küste Österreich-Ungarns in der Adria zu sichern und feindliche Schiffe zu versenken. Bis auf die Zenta, die am 16. August versenkt wurde, konnten jedoch auch dort keine feindlichen Schiffe gefunden werden. Als zum Jahresende die Bedrohung durch U-Boote immer größer wurde, wurden die französischen Schiffe weiter südlich im Mittelmeer eingesetzt.
Nach einem kurzem Aufenthalt in der Werft und dem Tausch von 12 x 47 mm Geschützen gegen 4 Flugabwehr Kanonen beteiligte sich die Jules Michelet an der Evakuierung der serbischen Armee von Korfu nach Bizerta. Später im Jahr 1915 unterstütze das Schiff den alliierten Feldzug bei Saloniki.
Nach der Kapitulation des osmanischen Reiches im November 1918 wurde die Jules Michelet mit einigen anderen französischen Kriegsschiffen in das Schwarze Meer geschickt um die alliierte Intervention im russischen Bürgerkrieg zu unterstützen.
Einsatz nach dem Krieg:
Nach dem Krieg bereiste die Jules Michelet zusammen mit dem Panzerkreuzer Victor Hugo vom 12. Oktober 1922 bis zum 19. April 1923 Teile der französischen Kolonie in Indochina.
Die erneute Verlegung nach Indochina erfolgte am 15. Juni 1925. Bis zur Ablöse durch die Waldeck-Rousseau im Mai 1929 diente das Schiff dort als Flaggschiff des Indochina Geschwaders.
Nach dem Eintreffen in Frankreich am 10. Juli 1929 wurde das Schiff schließlich der Reserve zugeteilt, entwaffnet und in Toulon als Wohnschiff genutzt.
Verbleib:
Nach der Nutzung als Wohnschiff wurde die Jules Michelet noch als Zielschiff für Angriffe von Flugzeugen und U-Booten genutzt. Im Laufe des Jahres 1937 wurde es schließlich bei einem Angriff des U-Bootes Thetis durch einen Torpedotreffer versenkt.
Schiffsdaten:
Name: |
Jules Michelet |
Land: |
Frankreich |
Schiffstyp: |
Panzerkreuzer |
Klasse: |
Einzelschiff |
Bauwerft: |
Arsenal de Lorient |
Baukosten: |
unbekannt |
Stapellauf: |
August 1905 |
Indienststellung: |
November 1908 |
Verbleib: |
Im Laufe des Jahres 1937 als Zielschiff vom U-Boot Thetis versenkt |
Länge: |
146,53 Meter |
Breite: |
21,41 Meter |
Tiefgang: |
Max. 8,41 Meter |
Verdrängung: |
Max. 13.105 Tonnen |
Besatzung: |
728 Mann |
Antrieb: |
drei vertikale Dreifachexpansionsdampfmaschinen 28 Guyot du Temple Wasserrohrkesseln |
Leistung: |
30.000 PS (22.371 kW) |
Höchstgeschwindigkeit: |
22,5 Knoten (41,7 km/h) |
Bewaffnung: |
4 × 194 mm Geschütze 12 × 164 mm Geschütze 24 × 47 mm Geschütze 2 × 460 mm Torpedorohre |
Panzerung: |
Gürtel: 71 - 152 mm |
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