Der Panzerkreuzer Waldeck-Rousseau gehörte der Edgar Quinet Schiffsklasse an, die aus 2 Schiffen bestand und zu den letzten in Frankreich gebauten Panzerkreuzer zählte.
Stapellauf und Bauform:
Bereits mit dem Bau des Panzerkreuzers Ernest Renan wurde eine deutliche Steigerung der Feuerkraft im Bereich der Panzerkreuzer angestrebt. Die beiden Schiffe der Edgar Quinet Klasse sollten diesen jedoch noch mal übertreffen.
So wurde besonderer Wert auf eine einheitliche Hauptbewaffnung mit insgesamt 14 x 194 mm Geschützen gesetzt, wobei im Grunde genommen lediglich die 164 mm Geschütze des Vorgängermodells durch die Waffen mit einem größeren Kaliber ersetzt wurden. Auch entfielen die 47 mm Geschütze, die mit einer höheren Anzahl von 20 x 65 mm Geschützen ausgeglichen wurden. Die Schiffe der Edgar Quinet Klasse stellten somit die kampfstärksten Panzerkreuzer der französischen Marine da.
Als Antrieb dienten den Schiffen drei 4-Zylinder Dreifachexpansionsmotoren die von 40 Belleville Kohlekesseln in der Edgar Quinet und von 42 Niclausse-Kesseln in der Waldeck-Rousseau angetrieben wurden. Die erbrachte Leistung belief sich dabei auf 36.000 PS womit eine Höchstgeschwindigkeit von 23 Knoten erreicht werden konnte. Um die Antriebsanlage besser gegen Beschädigungen schützen zu können, wurden die Dreifachexpansionsmotoren in jeweils einem eigenen abgesicherten Bereich untergebracht, die Kessel wurden paarweise in wasserdichte Abteile eingebaut.
Die Panzerung am Gürtel des Schiffes betrug 150 mm, wobei dieser sich im vorderen Bereich auf 70 mm und im hinteren Bereich auf 40 mm reduzierte. Die Schiffe verfügten über 2 gepanzerte Decks, wobei das untere 65 mm stark gepanzert war, das obere 30 mm. Die Panzerung der beiden Zwillingsgeschütztürme verblieb bei 200 mm, die Kasematten nur geringfügig weniger bei 194 mm.
Benannt wurde das Schiff nach dem französischem Politiker und 29. Premierminister Pierre Waldeck-Rousseau (1846 - 1904).
Der Stapellauf der Waldeck-Rousseau erfolgte dann am 4. März 1908, die Indienststellung im August 1911.
Werdegang der Waldeck-Rousseau:
Nach den Erprobungsfahrten und der Indienststellung gehörte die Waldeck-Rousseau zusammen mit dem Schwesterschiff Edgar Quinet zu den kampfstärksten Panzerkreuzern die Frankreich bis dahin gebaut hatte. Jedoch wurde bereits 2 Jahre vorher in Großbritannien der Schlachtkreuzer HMS Invincible in Dienst gestellt und machte somit die Schiffsklasse der Panzerkreuzer überflüssig.
Im April 1912 wurde die Waldeck-Rousseau zusammen mit dem Schwesterschiff Edgar Quinet und dem Panzerkreuzer Ernest Renan in dem 1. Leichten Geschwader zusammengefasst. Mit diesem wurden im Anschluss mehrere Manöver und Übungen im Mittelmeer durchgeführt.
Einsatz im Krieg:
Als in Europa der erste Weltkrieg ausgebrochen war, befand sich die Waldeck-Rousseau noch in der Werft von Toulon, da noch die Schäden des Sturmes vor Golfe-Juan vom 22. Februar repariert werden mussten. Diese konnten erst am 5. September abgeschlossen werden, sodass sich die Waldeck-Rousseau nicht an der Verfolgung der beiden deutschen Schiffe Goeben und Breslau im Mittelmeer beteiligen konnte, sondern erst zur französischen Flotte dazu kam, als diese bereits die Küsten und Häfen Österreich-Ungarns blockierten. Dabei konnte lediglich am 17. Oktober ein Angriff des U-Bootes U-4 durch Beschuss vereitelt werden und am 4. November, als ein weiteres U-Boot das Schiff versuchte zu torpedieren.
Vom 30. November bis Anfang 1916 wechselte das Schiff als Patrouille zwischen der Adria und dem östlichen Mittelmeer mehrere Male hin und her.
Am 8. Januar 1916 beteiligte sich die Waldeck-Rousseau zusammen mit den Schiffen Ernest Renan, Edgar Quinet und Jules Ferry an der Besetzung der griechischen Insel Korfu. Hierfür wurden in der Nacht vom 10. auf den 11. Januar französische Gebirgstruppen an Land gebracht. Zwar protestierten die griechischen Beamten gegen die Besetzung, leisteten jedoch keinen Widerstand.
Bis zum Kriegsende versah die Waldeck-Rousseau schließlich nur noch Sicherungsaufgaben.
Einsatz nach dem Krieg:
Nach dem Krieg wurde die Waldeck-Rousseau mit einer frischen Besatzung Anfang 1919 in das Schwarze Meer verlegt um die alliierte Intervention während des russischen Bürgerkrieges zu unterstützen. Auch wenn kein Kontakt zwischen der Besatzung und den Einheimischen bestand, begann die Mannschaft am 26. April zu meutern und gegen die schlechten Bedingungen an Bord des Schiffes zu protestieren und forderten die Heimkehr nach Frankreich. Nach 3 Tagen konnte die Meuterei zwar beendet werden, der Kapitän des Schiffes wurde jedoch seines Postens enthoben und dem Schiff die Fahrt zu den anderen französischen Schiffen in Konstantinopel untersagt, so verblieb es weiterhin im Schwarzen Meer.
Nachdem sich die Situation an Bord der französischen Schiffe im Jahr 1920 wieder beruhigt hatte, konnten diese auch wieder vollständig eingesetzt werden. So unterstützte die Waldeck-Rousseau zusammen mit dem britischen Schlachtschiff Emperor of India am 26. März 1920 die Evakuierung der weißrussischen Truppen bei Novorossiysk indem die Schiffe die vorrückenden Bolschewisten beschossen und die Soldaten an Bord nahmen. Etwas später im Jahr 1920 wurde eine weitere Evakuierung von weißrussischen Truppen vorgenommen, als auch an anderer Stelle die Bolschewisten vorrückten.
Im Gegensatz zu den anderen französischen Kriegsschiffen verblieb die Waldeck-Rousseau weiterhin im Schwarzen Meer. Der letzte nennenswerte Einsatz erfolgte am 16. Dezember 1922 als das französische Transportschiff Vinh Long brannte und die Besatzung und Soldaten gerettet werden mussten.
Nach der Rückkehr nach Frankreich erfolgte zunächst eine Grundüberholung des Schiffes um es für den Dienst in den französischen Kolonie in Asien vorzubereiten. Am 10. Mai 1929 verließ die Waldeck-Rousseau um die Jules Michelet als Flaggschiff in Asien abzulösen. Erst im Mai 1932 wurde das Schiff selbst durch die Primauguet abgelöst und kehrte nach Frankreich zurück.
Nachdem das Schiff in Frankreich eingetroffen war wurde es außer Dienst gestellt und der Reserve zugeteilt.
Verbleib:
Am Am 14. Juni 1936 wurde die Waldeck-Rousseau im Hafen von Brest zu einem Wohnschiff umgebaut.
Als im zweiten Weltkrieg die deutsche Wehrmacht den Feldzug in Frankreich begann und auf Brest zumarschierte, wurde die Waldeck-Rousseau am 18. Juni 1940 im Hafen versenkt damit dieses nicht der Wehrmacht in die Hände fiel.
Von 1941 bis 1944 wurde das Schiff schließlich verschrottet.
Schiffsdaten:
Name: |
Waldeck-Rousseau |
Land: |
Frankreich |
Schiffstyp: |
Panzerkreuzer |
Klasse: |
Edgar Quinet-Klasse |
Bauwerft: |
Arsenal de Lorient |
Baukosten: |
unbekannt |
Stapellauf: |
4. März 1908 |
Indienststellung: |
August 1911 |
Verbleib: |
Am 18. Juni 1940 in Brest selbst versenkt, von 1941 bis 1944 verschrottet |
Länge: |
158,9 Meter |
Breite: |
21,51 Meter |
Tiefgang: |
Max. 8,41 Meter |
Verdrängung: |
Max. 13.995 Tonnen |
Besatzung: |
859 - 892 Mann |
Antrieb: |
drei 4-Zylinder Dreifachexpansionsmotoren 42 Niclausse Kohlekesseln |
Leistung: |
36.000 PS (27.000 kW) |
Höchstgeschwindigkeit: |
23 Knoten (43 km/h) |
Bewaffnung: |
14 × 194 mm Geschütze 20 × 65 mm Geschütze 2 × 450 mm Torpedorohre |
Panzerung: |
Gürtel: 150 mm |
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