Die Royal Aircraft Factory B.E.2 war das erste in Großbritannien militärisch genutzte Flugzeug und obwohl im ersten Weltkrieg bereits veraltet, bis zum Kriegsende eingesetzt wurde.
Entwicklung und Konstruktion:
1911 begann die Firma Royal Balloon Factory unter der Leitung von dem britischen Ingenieur Mervyn O'Gorman mit der Entwicklung eigener Flugzeuge. Zuvor hatte sich die Firma lediglich auf die Erforschung der Aerodynamik und des Flugzeugdesigns konzentriert. Nachdem jedoch auf Drängen von O'Gorman Wartungs und Reparationsaufträge für das Royal Flying Corps übernommen wurden, begann auch die Planung eigener Flugzeuge.
Zunächst wurde die Firma am 26. April 1911 in Royal Aircraft Factory umbenannt, anschließend erfolgte die Entwicklung der Royal Aircraft Factory B.E.1. Der damalige Konstrukteur und Testpilot Geoffrey de Havilland flog mit dem Prototyp am 4. Dezember 1911 zum ersten mal.
Anfang 1912 wurde die Royal Aircraft Factory B.E.2 entwickelt und flog zum ersten mal im Februar. Der Unterschied gegenüber der B.E.1 lag in dem 60 PS starken luftgekühlten Renault V-8-Motor und den Flügeln mit gleicher Spannweite. Eine weitere Verbesserung erfolgte im Mai, als ein 70 PS Motor von Renault verbaut wurde. Während des Militärflugzeugwettbewerbes auf der Salisbury Plain im August 1912 wurde das Flugzeug nicht nur der Öffentlichkeit, sondern auch dem britischen Militär vorgestellt. Da der Konstrukteur Mervyn O'Gorman in der Jury saß, war es untersagt, dass das Flugzeug an dem Wettbewerb teilnehmen konnte. Die Leistung überzeugte dennoch das Verteidigungsministerium, sodass die ersten Aufträge erteilt wurden.
Unter der Klassifizierung Royal Aircraft Factory B.E.2a begann die erste Serienproduktion des Flugzeuges. Dabei wurden die Flügel in eine leichte V-Form gebracht und hatten wieder unterschiedliche Längen. Auch das Kraftstoffsystem wurde verbessert. Anfang 1913 begann die Auslieferung der ersten Flugzeuge, wobei das 2. Squadron des Royal Flying Corps als erstes mit diesen ausgerüstet wurde.
Eine weitere Überarbeitung erfolgte mit der B.E.2b. Bei dieser Version wurde hauptsächlich das Cockpit überarbeitet um der Besatzung einen besseren Schutz und Komfort zu bieten. Auch das Höhen und Seitenruder wurden angepasst.
Die Entwicklung der B.E.2c Version ging auf die Erfahrung und die Vorschläge von E.T. Busk zurück, der die Stabilität des Flugzeuges erhöhen wollte. Am 30. Mai 1914 wurde der Prototyp der Version geflogen, ab dem Dezember 1914 erfolgte die Auslieferung an das Royal Flying Corps. Bis Anfang 1915 wurden mit diesem Typ die bis dahin eingesetzten B.E.2a und B.E.2b Versionen abgelöst.
Bei der B.E.2d Version wurden sowohl auf dem Platz des Piloten als auch des Beobachters Instrumente zum Bedienen des Flugzeuges verbaut, sodass dieses von beiden Positionen aus geflogen werden konnte. Zudem wurden teilweise Motoren der Firma Hispano verbaut. Da die Panzerung deutlich verstärkt wurde, verringerte sich die Geschwindigkeit erheblich. Die meisten Flugzeuge wurden daher in Großbritannien für die Ausbildung genutzt.
1916 folgte die letzte Modifikation der B.E.2 Flugzeuge. Bei der B.E.2e Version wurden die Flügel neu konstruiert und angepasst. Auch das Höhenleitwerk wurde vollständig überarbeitet. Die Flugzeuge der e Version lösten im Laufe des Jahres 1916 die an der Front eingesetzten c Versionen ab.
Bis zum Kriegsende wurden rund 3.500 B.E.2 Flugzeuge gebaut.
Einsatz im ersten Weltkrieg:
Die Royal Aircraft Factory B.E.2 Flugzeuge waren bereits seit 1912 im Dienst des Royal Flying Corps und zählten deswegen auch zu den ersten Flugzeugen, die mit dem britischen Expeditionskorps nach Frankreich gebracht wurden.
Da es zu Beginn des Krieges noch keine Erfahrungen in einem Luftkampf gab, waren die Flugzeuge entsprechend auch nicht bewaffnet sondern sollten einzig der Aufklärung dienen. Im Laufe der ersten Kriegsmonate begann die Besatzung selbst Waffen mit zu führen oder am Flugzeug zu montieren. Neben Handfeuerwaffen und Gewehren wurden auch schwere Maschinengewehre montiert was dazu führte, dass die Geschwindigkeit verringert wurde. Da außerdem der Beobachter vorne saß, war sein Schussfeld ziemlich eingeschränkt. Zum einen behinderten die Streben der Tragflächen zum anderen musste er beim Schießen nach hinten über den Kopf des Piloten feuern.
Wegen der schwachen Motorisierung war es ebenfalls üblich beim Mitführen von Bomben oder bei längeren Flügen, dass der Beobachter nicht mitgenommen werden konnte.
Als Ende 1915 auf deutscher Seite die Fokker Eindecker über der Westfront auftauchte, zeigte sich, dass die Royal Aircraft Factory B.E.2 Flugzeuge schon zu veraltet waren. Nachdem die Verluste dementsprechend hoch waren, wurde begonnen, dass Flugzeug nach und nach von der Front abzuziehen und durch neuere Modelle zu ersetzen.
1917 waren die meisten Flugzeuge bereits abgezogen und wurden überwiegend in der Bekämpfung von U-Booten und Zeppelinen eingesetzt, einige dienten in Großbritannien zudem der Ausbildung.
Technische Daten:
Bezeichnung: | Royal Aircraft Factory B.E.2 |
Land: | Großbritannien |
Typ: | Aufklärungsflugzeug |
Länge: | 8,31 Meter |
Spannweite: | 11,40 Meter |
Höhe: | 3,39 Meter |
Gewicht: | 623 kg leer |
Besatzung: | Max. 2 |
Motor: | Ein luftgekühlter V8-Motor R.A.F.-1a mit 90 PS |
Höchstgeschwindigkeit: | 116 km/h |
Reichweite: | Max. 3 Stunden und 15 Minuten |
Bewaffnung: | keine |
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