Der Saint-Chamond Panzer war der zweite schwere Panzer der französischen Armee, der im ersten Weltkrieg gebaut und eingesetzt wurde, jedoch nie die Erwartungen des Militärs erfüllen konnte.
Mit zunehmender Dauer des Stellungskrieges an der Westfront, forderte die französische Armeeführung gepanzerte Fahrzeuge und Panzer, um die deutschen Stellungen direkt angreifen zu können oder um die Infanterie zu unterstützen.
Hierfür entwickelte die Firma Schneider mit dem Schneider CA1 den ersten französischen Panzer, der Ende 1916 der französischen Armee vorgestellt wurde. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings schon bekannt, dass die Anforderungen der Armee nicht mit in die Entwicklung eingeflossen waren, sodass sich viele französische Offiziere darüber empörten. Auch wurde die Entwicklung nicht zusammen mit der französischen Firma Forges et Aciéries de la Marine und d'Homécourt (FAMH) durchgeführt, da die Firma Schneider ihr Patent nicht weitergeben wollten.
So kam es, dass FAMH Anfang 1916 selbst mit der Entwicklung eines Panzers begonnen hatte und dabei die Vorgaben des Militär nach Möglichkeit so gut wie möglich umzusetzen.
Das Ergebnis war der Saint-Chamond Panzer, der nach der Stadt wo er gebaut wurde benannt wurde.
Als eine der Vorgaben sollte der Panzer die Saint-Chamond Kanone 75 mm aufnehmen können. Da die Konstrukteure die Hauptwaffe nicht wie bei den britischen Mark Panzern an den Seiten anbringen wollten, entschieden sie sich, die Waffe auf der Vorderseite anzubringen. Um dies zu bewerkstelligen, musste ein neuer Rumpf auf Basis des Holt-Chassis entwickelt werden. Die Konstrukteure entschieden sich für einen eckigen Kasten, der von seinen Maßen her, das bis dahin größte Panzerfahrzeug der Welt war.
Der Motor wurde dabei in der Mitte des Fahrzeuges platziert um das Gewicht gleichmäßig zu verteilen. Als Antrieb wurde der 90 PS starke Panhard 4 Zylinder Motor ausgewählt, der jedoch, wie sich später zeigte, für das Gewicht von 22 Tonnen viel zu schwach war. Als Innovation zeigte sich allerdings die elektrisch angetriebenen Ketten. Das führte das, dass sich der Panzer zwar leichter fahren lies, allerdings neigten die Elektromotoren zur Überhitzung und waren Störungsanfällig.
Als weitere Bewaffnung wurden insgesamt noch 4 8 mm Hotchkiss Maschinengewehr an den Seiten und am Heck angebracht.
Die Vorstellung des ersten Prototypen erfolgte im September 1916.
Nach der Vorstellung des Prototypen und den ersten Testfahrten zeigte sich schnell die Schwäche an dem zu großen Aufbau des Panzers. Dieser ragte vorne sowie hinten 2 Meter über den, eigentlichen für den zivilen Bereich konzipierten Ketten hinaus. Mit dem Gewicht des Geschützes war der Panzer dementsprechend sehr kopflastig, was dazu führte, dass sich im Gelände die Nase schnell in den Masch versenkte.
Zudem konnte durch den überstehenden Rumpf keine Gräben mit dem Panzer überwunden werden, stattdessen blieben diese beim Versuch die Gräben zu durchqueren stecken und mussten erst umständlich wieder heraus gezogen werden.
Im Anschluss wurde der Prototyp noch Modifiziert. Dabei wurde die Front überarbeitet und der Panzer erhielt noch einige Sehschlitze. Ausserdem wurde das Dach des Panzers abgeschrägt, damit die deutschen Granaten abprallten.
Insgesamt zeigte sich jedoch, dass der Panzer für den Krieg an der Westfront ungeeignet gewesen wäre. Nur durch Druck und durch die Lobbyarbeit von Colonel Émile Rimailho, der das gesamte Projekt begleitete und auch finanziell an der Firma FAMH beteiligt war, wurden schließlich 400 Saint-Chamond Panzer von der französischen Armee bestellt.
Im März 1917 wurde mit der Serienproduktion der Panzer begonnen. Der erste Einsatz erfolgte am 5. Mai 1917 während der Schlacht an der Aisne, wo die französische Armee ihre letzte große Offensive gegen die deutschen Stellungen durchführte. Da bis Ende April kein Durchbruch ermöglicht wurde und die französischen Verluste bereits über 30.000 betrugen, sollten die 16 eingesetzten Panzer Unterstützung bei der Laffaux Mühle geben. Bei dem Vormarsch der Panzer zeigte sich erneut die Schwäche, keine Gräben durchfahren zu können. Lediglich drei Panzern gelang die Durchquerung, die restlichen blieben stecken und konnten nicht mehr eingesetzt werden.
Auch die Umstellung nach dem 165. gebautem Panzer von der Saint-Chamond Kanone 75 mm auf die Canon de 75 mm modèle 1897 brachte keine Verbesserung der Gewichtsverteilung. Trotzdem wurden zwölf Artillerie Gruppen aufgestellt.
Bis zum Kriegsende wurden die Panzer nur noch in flachem Gelände eingesetzt oder dienten als mobile Artillerie Unterstützung. Von den 400 bestellten Panzern wurden 377 gebaut, die restlichen wurden zu Versorgungs und Bergungspanzer umgewandelt bis die Produktion im März 1918 eingestellt wurde.
Technische Daten:
Bezeichnung: | Saint-Chamond Panzer |
Land: | Frankreich |
Länge: | 8,68 Meter |
Breite: | 2,66 Meter |
Höhe: | 2,36 Meter |
Gewicht: | 22 Tonnen |
Höchstgeschwindigkeit: | 8 km/h |
Panzerung: | 11 bis 17 mm |
Hauptbewaffnung: | Saint-Chamond T.R.-Kanone 75 mm
später Canon de 75 mm modèle 1897 |
Weitere Waffen: | 4 x 8 mm Hotchkiss Maschinengewehre |
Antrieb: | Panhard 4 Zylinder Motor mit 90 PS 66 kW |
Reichweite: | 59,5 Kilometer |
Besatzung: | 8 Mann |
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