Der Schlachtkreuzer HMS New Zealand gehörte der Indefatigable-Klasse an, der ursprünglich nur ein Schiff angehören sollte, durch Spenden aus Australien und Neuseeland schließlich dann drei Schiffe gebaut wurden.
Stapellauf und Bauform:
In den Jahren 1904 und 1905 wurde der britische Ausbau der Royal Navy stark durch das Parlament eingeschränkt, sodass pro Jahr nur ein bis zwei große Schiffe gebaut werden konnte und durfte. Im Gegenzug baute das Deutsche Reich pro Jahr zwei bis vier große Kriegsschiffe.
Da die britische Marineleitung somit langfristig befürchtete, auf den Weltmeeren nicht mehr die Vormachtstellung halten zu können, begann ab 1909 geführt durch die Marineleitung, einige nationalistische Verlage und Personen der Öffentlichkeit eine regelrechte Hetzkampagne gegen ausländische Marinestreitkräfte, besonders gegen die Deutsche Marine. Aufgrund des öffentlichen Drucks musste schließlich das Parlament einlenken und genehmigte den Bau von jährlich bis zu acht großen Kriegsschiffen.
Das Schiff der Indefatigable-Klasse fiel mitten in diese Beschränkung durch das Parlament, wodurch zunächst für diese Klasse nur ein Schiff geplant war. Durch die anschließende öffentliche Diskussion entschlossen sich die dem Commonwealth zugehörigen Staaten Australien und Neuseeland Geld zu sammeln um zwei weitere Schiffe der Klasse bauen zu lassen. Das Geld aus Australien war jedoch an die Bedingung geknüpft, dass das gebaute Schiff Dienst in der Australian Navy leisten sollte, von Seiten Neuseelands wurde das Geld als Geschenk angesehen.
Der Erste Seelord Admiral John Fisher entschied sich bei der Indefatigable-Klasse für eine verbesserte Version der Invincible-Klasse, wobei die Verbesserung überwiegend im Schussfeld der schweren Geschütze liegen sollte. Hierfür wurden erneut die bereits verwendeten 305-mm L/45 Mk.X Geschütze benutzt, die beiden Türme in der Mitte des Schiffes lagen diesmal jedoch weiter auseinander um auf die gegenüberliegende Seite des Schiffes besser Feuern zu können.
Die Mittelartillerie blieb mit 16 10,2-cm Geschützen sowohl in der Anzahl als auch in der Aufstellung gleich.
Das gesamte Gewicht das für die Panzerung einkalkuliert wurde blieb ebenfalls gleich. Da jedoch die mittleren schweren Geschütze weiter auseinander lagen war das Schiff zwangsläufig auch länger als der Vorgänger. Somit war die Panzerung auch etwas schwächer als bei den Schiffen der Invincible-Klasse. Diese galten ebenfalls schon als schwach gepanzert, sodass die technischen Daten der Panzerung auf Anweisung der Marineleitung unter Verschluss gehalten wurden und nicht an die Öffentlichkeit geraten sollten.
Der Stapellauf der HMS New Zealand erfolgte am 1. Juli 1911, die Indienststellung am 19. November 1912.
Werdegang der HMS New Zealand:
Nach der Indienststellung und den Erprobungsfahrten wurde das Schiff zunächst von englischen König Georg besucht und inspiziert. Im Anschluss erfolgte eine 10 monatige Rundreise:
- 8. Februar 1913 Abfahrt aus Portsmouth
- 1. März 1913 Kapstadt
- 31. März 1913 Durban und Melbourne
- 12. April 1913 Wellington
- 25. Juni 1913 Abfahrt von Auckland zurück nach Großbritannien
- 13. Juli 1913 Suva, Honolulu
- 28. Juli 1913 Vancouver
- 16. bis 18. August 1913 Mazatlán
- 8. September 1913 Acapulco, Salina Cruz, Panama und Callao
- 17. September 1913 Valparaíso
- 27. Oktober 1913 Port of Spain, Trinidad
- 3. November 1913 Dominica
- 13. bis 18. November 1913 Bermuda
- 21. bis 30. November 1913 Halifax
Die Rundreise war zum einen eine Zurschaustellung der britischen Technik im Bereich der Kriegsschiffe, zum anderen sollte so Werbung gemacht werden, damit weiterhin Staaten des Commonwealth der Royal Navy Geld gaben zum Bau von Kriegsschiffen.
Nach der Rückkehr nach Großbritannien wurde die HMS New Zealand am 8. Dezember 1913 dem 1. Schlachtkreuzergeschwader der Home Fleet zugeteilt. Mit diesem Geschwader besuchte das Schiff im Februar 1914 Brest und im Juni Riga, Reval und Kronstadt.
Einsatz im Krieg:
Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges wurde die HMS New Zealand der Schlachtkreuzergruppe unter Admiral David Beatty zugeteilt. Mit dieser Gruppe nahm das Schiff auch am 28. August 1914 an dem ersten Seegefecht bei Helgoland teil. Die Schlachtkreuzer sollten dabei als Sicherung dienen und eingreifen, sobald die deutsche Hochseeflotte auslaufen und in das Gefecht eingreifen würde. Da sich jedoch die britischen Zerstörer nicht wie geplant zurück zogen, entschied sich Beatty die Schlachtkreuzer früher als gedacht einzusetzen. Während des Eingreifen trafen die Schiffe auf die beiden deutschen kleinen Kreuzer SMS Cöln und SMS Ariadne, die beide versenkt wurden.
Nach dem Gefecht erfolgte die Verlegung in das 1. Schlachtkreuzergeschwader um am 15. Januar 1915 wieder dem 2. Schlachtkreuzergeschwader zugeteilt zu werden.
Am 24. Januar 1915 stieß ein deutscher Verband in Richtung Doggerbank um die dortigen britischen Vorpostenboote zu versenken. Die Briten waren jedoch durch die Entschlüsselung des Funkverkehrs gewarnt und entsendeten einen eigenen Verband aus Schlachtkreuzern in das Gebiet, darunter auch die HMS New Zealand. Als die deutschen Schiffe die britischen Schiffe sahen, zogen sich diese zurück. Bei der anschließenden Verfolgung fiel der deutsche Panzerkreuzer SMS Blücher zurück und wurde schwer beschädigt. Durch falsche Kommunikation begannen die britischen Schlachtkreuzer ihr Feuer auf die Blücher zu konzentrieren anstatt die anderen Schiffe weiter zu verfolgen. Die Blücher konnte zwar versenkt werden, die anderen deutschen Schlachtkreuzer hingegen konnten entkommen.
In den folgenden Monaten wurden durch das Geschwader mehrere Vorstöße in der Nordsee unternommen. Dabei kam es am 22. April 1916 zu einem Unfall als die HMS New Zealand im dichten Neben ihr Schwesterschiff HMS Australia rammte. Beide Schiffe wurden schwer beschädigt und mussten in die Werft zur Reparatur. Die New Zealand war am 30. Mai wieder einsatzfähig.
In der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni 1916 nahm das Schiff auch an der Skagerrakschlacht teil. Dabei erhielt das Schiff von dem deutschen Schlachtkreuzer SMS von der Tann mehrere Treffer, die zwar zu keinen Toten und Verletzten führte jedoch zu schweren Beschädigungen. Selbst konnte es Treffer auf dem Linienschiff SMS Schleswig-Holstein und dem Schlachtkreuzer SMS Seydlitz erzielen.
Am 17. November 1917 war die HMS New Zealand auch an dem zweiten Gefecht bei Helgoland beteiligt, griff jedoch nicht in das Gefecht ein.
1918 erfolgten noch einige Umbaumaßnahmen wobei das Schiff mit Flugzeugplattformen auf den beiden Mitteltürmen für ein Aufklärungsflugzeug sowie ein Jagdflugzeug ausgerüstet wurde.
Bis zum Kriegsende wurden noch einige Vorstöße in der Nordsee unternommen bei denen es jedoch zu keinem Feindkontakt kam.
Einsatz nach dem Krieg:
Vom Dezember 1918 bis in den Februar 1919 wurde das Schiff Grundüberholt und für eine erneute Rundreise einsatzfähig gemacht und ausgestattet. Unter der Führung von Admiral of the Fleet John Jellicoe sollte bei dieser Reise eine Bestandsaufnahme der Wehrbereitschaft der Marinestreitkräfte des Commonwealth gemacht werden und eventuell Verbesserungen eingebracht werden. Während der Reise wurden unter anderem
- 14. März 1919 Bombay
- 30. April 1919 Simla
- 15. Mai 1919 Albany, Westaustralien
- 20. August 1919 Neuseeland
- 8. November 1919 Kanada
- 25. November 1919 British Columbia
- 8. Januar 1920 Key West, USA
- 21. Januar 1920 Port of Spain, Trinidad
- 3. Februar 1920 Rückkehr nach Portsmouth, Großbritannien
besucht. Insgesamt dauerte die Reise 347 Tage. Die Vorschläge von Jellicoe wurden jedoch wegen der hohen Kosten nicht umgesetzt, lediglich Neuseeland gründete 1921 die New Zealand Division als Teil der Royal Navy.
Verbleib:
Nach der Rückkehr nach Großbritannien wurde die HMS New Zealand am 15. März 1920 außer Dienst gestellt und der Reserve zugeteilt.
Nach den Bestimmungen der Washingtoner Flottenkonferenz vom 6. Februar 1922 musste die Royal Navy einiger ihrer großen Kriegsschiffe ausmustern um die Beschränkung dre gesamten Tonnage einhalten zu können. Die New Zealand wurde daher am 19. Dezember 1922 verkauft und 1923 in Rosyth verschrottet.
Schiffsdaten:
Name: |
HMS New Zealand |
Land: |
Großbritannien |
Schiffstyp: |
Schlachtkreuzer |
Klasse: |
Indefatigable-Klasse |
Bauwerft: |
Fairfield Shipbuilding and Engineering, Govan, Schottland |
Baukosten: |
unbekannt |
Stapellauf: |
1. Juli 1911 |
Indienststellung: |
19. November 1912 |
Verbleib: |
Am 19. Dezember 1922 verkauft und 1923 in Rosyth verschrottet |
Länge: |
179,9 Meter |
Breite: |
24,4 Meter |
Tiefgang: |
8,2 Meter |
Verdrängung: |
Max. 22.130 Tonnen |
Besatzung: |
800 Mann |
Antrieb: |
32 Babcock & Wilcox-Kessel 4 Parsons-Dampfturbinen |
Leistung: |
44.000 PS |
Höchstgeschwindigkeit: |
25 kn |
Bewaffnung: |
8 x 305 mm L/45 Mk.X Kanonen 16 x 102 mm L/50 Mk.VII Geschütze 4 x 47 mm Geschütze 2 x 457 mm (Unterwasser)-Torpedorohre ab 1915: 2 x 7,62 cm Flugabwehrkanonen |
Panzerung: |
Gürtelpanzer 102–152 mm Panzerdeck 25–51 mm Türme 178 mm Barbetten 178 mm Kommandoturm 254 mm |
Passende Literatur zum Thema findet Ihr hier:
Schlachtschiffe der Royal Navy: Großkampfschiffe 1906-1945 (Typenkompass)
Im Jahr 1906 überraschte Großbritannien die Welt mit einem Paukenschlag: Die Vorstellung ihres neuen Schlachtschiff-Typs namens »Dreadnought
« ließ augenblicklich sämtliche Kriegsschiffsflotten anderer maritimen Mächte zum alten Eisen werden. Zwischen der Royal Navy und der Marine des Deutschen Reiches begann ein beispielloses Flottenwettrüsten. Ingo Bauernfeind schildert die Hintergründe der Entstehung dieser revolutionären britischen Schlachtschiffe und porträtiert alle von der Royal Navy gebauten Großkampfschiffe der Neuzeit mit ihren technischen Besonderheiten, ihrer Ausrüstung und Bewaffnung.
Schlachtkreuzer der Royal Navy: 1908-1945 (Typenkompass)
Die Royal Navy entwickelte noch vor dem Ersten Weltkrieg den weltweit ersten Schlachtkreuzer und gab somit auch das Einsatzkonzept für diese neue Schiffsklasse vor. Schneller als große Schlachtschiffe, aber schwächer gepanzert, sollten sie sich um alle kleineren Kriegsschiffe kümmern. Weil sich die Theorie in der Praxis so jedoch nicht bestätigen wollte, wurde die Schiffsklasse der Schlachtkreuzer nach dem Ersten Weltkrieg wieder verworfen. Ingo Bauernfeind porträtiert in diesem reich bebilderten Typenkompass alle Schlachtkreuzer, die das Vereinigte Königreich zwischen 1909 und 1920 in Dienst stellte.
Der erste Weltkrieg zur See
Das Werk bietet einen detaillierten, chronologisch geordneten Überblick über die Aktiviäten der deutschen Marine in der ersten Hälfte des Ersten Weltkriegs. Dabei wird der Konkurrenzkampf um die Vormacht zur See zwischen dem Deutschen Reich und Großbritannien in den Mittelpunkt gerückt, besondere Beachtung finden der sog. Kreuzerkrieg und der U-Boot-Krieg. Daneben werden die Entwicklungen nach geografischen Gesichtspunkten geordnet geschildert, so beispielsweise der U-Boot-Krieg vor der amerikanischen Küste oder die Flottenbewegungen im Mittelmeer.
This post is also available in: English (Englisch) Français (Französisch) Italiano (Italienisch) 简体中文 (Vereinfachtes Chinesisch) Русский (Russisch) Español (Spanisch) العربية (Arabisch)