Das Schlachtschiff HMS Erin sollte ursprünglich für die osmanische Marine gebaut werden, wurde jedoch von der Royal Navy beschlagnahmt und selbst im ersten Weltkrieg eingesetzt.
Stapellauf und Bauform:
Nach der Jungtürkischen Revolution Mitte 1908 stützte sich die Macht der Regierung auf den Rückhalt und den Willen des osmanischen Militärs. Als Gegenleistung für den Machterhalt Sultan Mehmed V. Reşad bewilligte dieser deutlich höhere Ausgaben für das Militär und dessen Modernisierung.
Zwar wurden besonders viele Waffen aus dem Deutschen Reich gekauft, Kriegsschiffe lies die osmanische Marine jedoch in Großbritannien bauen. Ab Ende 1909 wurden deßwegen Verhandlungen über den Bau von zwei Schlachtschiffen der Dreadnought Klasse verhandelt, die es der osmanischen Marine ermöglichen sollten, die Balkanstaaten einzuschüchtern und weitere Gebietsverluste abzuwenden.
Der erste Entwurf sah zunächst kleinere Schiffe vor, die als Schlachtkreuzer klassifiziert wurden. Zum Ende der Verhandlungen orientierten sich die Osmanen dann doch an der HMS Orion, die sich seit dem 29. November 1909 im Bau befand und entschloss sich, die beiden Schiffe aus der gleichen Klasse zu nehmen.
Am 6. Dezember 1911 begann der Bau der Reshadije, die Rashad I. Hamiss folgte etwas später wurde jedoch 1912 wegen finanzieller Engpässe eingestellt.
Der Stapellauf der Reshadije erfolgte am 3. September 1913.
Einsatz im Krieg:
Die Übergabe Reshadije an die osmanische Marine war ursprünglich am 2. August 1914 geplant. Da das Deutsche Reich jedoch am 1. August Russland den Krieg erklärt hatte und es nur noch eine Frage der Zeit war, wann auch Großbritannien in den Krieg eintrat wurde sowohl das Schiff als auch die bereits anwesende osmanische Besatzung eine Stunde vor dem Beginn der Übergabe beschlagnahmt bzw. interniert.
Hintergrund für das rechtswidrige Vorgehen Großbritanniens war die Sorge, dass das mit dem Deutschen Reich verbündete osmanische Reich die Machtverhältnisse im Mittelmeer zu Ungunsten Großbritanniens mit diesem Kriegsschiff verschieben könnte.
Am Am 22. August 1914 wurde das Schiff in die Royal Navy eingegliedert und in HMS Erin umbenannt.
Zunächst dem 4. Schlachtgeschwader zugeteilt, wurde das Schiff im Oktober 1914 dem 2. Schlachtgeschwader zugeteilt um die gesunkene HMS Audacious zu ersetzen.
Das einzige Seegefecht an dem die HMS Erin teilnahm war vom 31. Mai auf den 1. Juni 1916 bei der Skagerrakschlacht. In diesem Gefecht erzielte das Schiff weder einen Treffer noch erhielt es einen.
Bis zum Kriegsende verblieb die Erin in der Reserve und nahm an keinen weiteren Vorstößen teil.
Verbleib:
Nach den Bestimmungen des Washingtoner Flottenabkommens vom 6. Februar 1922 gehörte die HMS Erin zu den britischen Schiffen, die in ihrer Form nicht weiter eingesetzt werden durften.
Da sich ein Umbau für das britische Marinekommando nicht rentieren würde, wurde das Schiff verkauft und ab 1923 in Queensborough verschrottet.
Schiffsdaten:
Name: |
HMS Erin |
Land: |
Großbritannien |
Schiffstyp: |
Schlachtschiff |
Klasse: |
Einzelschiff |
Bauwerft: |
Vickers, Barrow |
Baukosten: |
unbekannt |
Stapellauf: |
3. September 1913 |
Indienststellung: |
22. August 1914 |
Verbleib: |
1923 verkauft und in Queensborough verschrottet |
Länge: |
170,5 Meter |
Breite: |
27,7 Meter |
Tiefgang: |
Max. 8,7 Meter |
Verdrängung: |
Max. 22.700 Tonnen |
Besatzung: |
1070 - 1130 Mann |
Antrieb: |
Parsons-Dampfturbinen 15 Babcock-Wasserrohrkessel |
Leistung: |
26.500 PSw |
Höchstgeschwindigkeit: |
21 kn |
Bewaffnung: |
10 x 34,3 cm (BL 13,5" L/45) Mk. V Geschütze in Zwillingstürmen 16 x 15,2 cm (BL 4" L/50) Mk. VII Geschütze 4 x 3pdr Salutgeschütze 4 x 533 mm Torpedorohre |
Panzerung: |
Gürtelpanzer bis 300 mm |
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